Die niedrige Erfolgsquote bei den CFA-Examen hat jetzt ein prominentes Opfer gefunden. Aus dem Umfeld der CFA Society Germany hieß es, dass der Co-Vorsitzende der Deutschen Bank Anshu Jain an den Prüfungen zum CFA-Level I im Dezember in Frankfurt teilgenommen habe. „Dazu wurde ihm extra ein privater Raum zur Verfügung gestellt, damit seine Teilnahme kein Aufsehen erregt“, sagte die Person, die namentlich nicht genannt werden möchte. Das Pikante dabei: Auch Jain gehört zur Mehrheit der Teilnehmer, die bei der Prüfung durchgefallen sind.
Die weltweite Erfolgsquote lag nach den offiziellen Angaben der CFA-Gesellschaft im Dezember bei 43 Prozent. Damit ist sie im langjährigen Vergleich sogar relativ hoch ausgefallen. Bereits in der Vergangenheit hieß es, dass die Erfolgsquoten in Deutschland traditionell über dem internationalen Durchschnitt liegen. Umso schmerzhafter muss der Misserfolg für Jain sein.
Laut der mit den Vorgängen vertrauten Person habe Jain den CFA-Level I bestehen wollen, um der wachsenden Kritik innerhalb seines eigenen Hauses zu begegnen. Von immer mehr Mitarbeitern der Deutschen Bank – vor allem in den Geschäftsbereichen Corporates & Securities sowie Deutsche Asset & Wealth Management – werde schon von Associates das Bestehen aller drei Prüfungen des CFA verlangt, während kein einziges der hochbezahlten Vorstandsmitglieder sich den Mühen der CFA-Prüfung unterzogen habe. Jain hat in 2013 insgesamt rund 10 Mio. Euro verdient.
Der Insider vermutet, dass Jain nur die Prüfungen zum Level I bestehen wollte, um seine Kritiker verstummen zu lassen. Der Lehrstoff des CFA umfasst nicht nur Fachkenntnisse, sondern auch umfangreiche Kapitel zu ethischen Fragen. Vor dem Hintergrund der diversen Affären und rechtlichen Auseinandersetzungen der Bank hätte ein CFA dem Co-Chef wohl gut angestanden. „Dabei hat er den Schwierigkeitsgrad der Prüfung wohl unterschätzt“, ergänzt die mit den Vorgängen vertraute Person.
Jain hat bereits in 1983 einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften der Universität Delhi erworben. 1985 folgte ein MBA in Finance der University of Massachusetts in Amherst (USA). Bei beiden handelt es sich um öffentliche Universitäten, die im angelsächsischen Raum traditionell einen schlechteren Ruf als private Hochschulen genießen.
Eine offizielle Bestätigung von Jains Teilnahme ließ sich unterdessen nicht erhalten. Die Geschäftsführerin der CFA Society Germany Susan Spinner wollte hierzu keinen Kommentar abgeben. Ein Sprecher der Deutschen Bank wiederum betonte, dass man sich prinzipiell nicht zu Aprilscherzen äußere. Wie schade.
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