Nicht nur der Frühling lässt 2013 auf sich warten. Auch auf dem Arbeitsmarkt für Finanzprofis kommt so recht noch keine Freude auf. Dennoch scheint die Stimmung unter den Financial Services Recruitern in Deutschland für 2013 verhalten positiv auszufallen. Dies zeigte sich zumindest auf dem diesjährigen eFinancialCareers Headhunter-Roundtable in Frankfurt. Wir haben zusammengefasst, was die Personalprofis für 2013 prognostizieren:
Asset Manager müssen im Vertrieb einstellen
„Das nächste große Thema wird institutional Sales sein“, prophezeit der auf Asset Management spezialisierte Headhunter Carsten Kröhl von Heads! aus Frankfurt. Viele Häuser hätten bei Restrukturierungen und Übernahmen ihr Personal zurückzufahren. Laut Kröhl verbreite sich unter den einschlägigen Hiring Managern die Einsicht, dass hier etwas geschehen müsse. Doch aufgrund fehlender Budgets oder anderer Hinderungsgründe werde derzeit noch eher punktuell eingestellt. „Wir sind für die nächste Zukunft aber zuversichtlich“, ergänzt Kröhl. Schwächer sehe es hingegen in Wholesale- oder Retail-Sales aus.
Viel Bewegung in der finanzdienstleistungsnahen Beratung
„Im Beratungsbereich sehen wir viel Bewegung“, sagt Headhunter Raphael Rosenfeld von TALENTspy in München. „Wie stets gilt dies besonders für den regulatorischen Bereich.“ Wer sich mit Basel III und MaRisk auskenne, sei sehr gesucht. „Wir begleiten ganze Teams bei einem Wechsel – von fünf Personen bis in den zweistelligen Bereich“, ergänzt Rosenfeld. Sobald ein Partner mit seinem gesamten Team wechseln wolle, gäbe es besondere Schwierigkeiten zu beachten. „Wir sorgen dafür, dass der Name nicht verbrannt wird“, ergänzt Rosenfeld.
Starke Nachfrage nach Immobilienprofis
Nicht nur die Aktienmärkte befinden sich im Höhenflug, sondern auch das Immobiliengeschäft in Deutschland konnte im ersten Quartal mit exzellenten Zahlen glänzen. „Wenn die Transaktionsvolumen steigen, dann kommt auch Bewegung in den Arbeitsmarkt“, beobachtet Headhunter Thomas von Ciriacy-Wantrup von Fricke Finance & Legal in Frankfurt. Besonders gesucht seien Transaktions- und Finanzierungspezialisten mit einem Bezug zum Immobiliengeschäft. Darüber hinaus seien auch Experten für strukturierte Finanzierungen gefragt, die diese Produkte analysieren und bewerten können.
Versicherungen benötigen Nachwuchs
Bei der Versicherern regiert schon lange der Rotstift, dem auch viele Arbeitsplätze wie z.B. bei Ergo zum Opfer fallen. Und ein Ende der Konsolidierung ist nicht absehbar. „Dennoch bieten Versicherungsunternehmen interessante Einstiegsmöglichkeiten für Young Professionals, da die geburtenstarken Jahrgänge die Versicherer verlassen werden und ein Mangel an Berufseinsteigern besteht“, beobachtet Mike Boetticher von der match personalberatung in Frankfurt, der für Versicherungen und Rechtsanwaltskanzleien tätig ist.
Auch für Umsteiger von Banken gebe es durchaus Chancen. „Für Banker gibt es vereinzelt Jobs insbesondere bei den Kapitalanlagegesellschaften von Versicherungen, z.B. im Asset Management, Valuation oder Risk Management“, ergänzt Boetticher. „Aktuare und IT-Experten mit Versicherungswissen werden nach wie vor gesucht.“
Contractor und Freelancer sind im Kommen
„Der Trend geht sehr stark zu Contractors und Freelancern“, beobachtet Stephan Busch, Key Account Manager bei SThree in Frankfurt. Damit seien die Banken flexibler und die Kosten würden unter dem Sach- und nicht unter dem Personalaufwand verbucht. Das gelte namentlich für die IT-Funktionen in Banken. „Der Support von Handelssystemen ist traditionell zu 50 bis 60 Prozent in der Hand von Contractors und Freelancern“, sagt Busch. Für den Trend spreche auch der Projektcharakter vieler IT-Maßnahmen. „Wenn eine Betriebssystemumstellung bei einer Bank stattfindet, dann braucht sie erhebliche Manpower. Die braucht sie aber auch nur für ein halbes Jahr“, erläutert Busch. Eine ähnliche Entwicklung sieht Busch im Bereich Compliance und Risikomanagement. „Da gibt es eine Menge Projekte, die die Banken nach außen vergeben“, erläutert Busch.
Bei der IT schlägt der Fachkräftemangel voll durch
Viele Industrieunternehmen klagen bereits heute über akuten Fachkräftemangel. Von diesem Problem sind die meisten Finanzdienstleister – abgesehen von Risk und Compliance – weitgehend verschont geblieben. Laut der Headhunterin Diana Herpel von der Options Group in Frankfurt würden jetzt tatsächlich immer mehr Unternehmen dazu übergehen, rare IT-Fachkräfte wie etwa Programmierer im Ausland zu gewinnen. „IT-Fachkräfte werden mittlerweile auch aus weiter entfernten Ländern – wie zum Beispiel Indien und Pakistan – für den deutschen Markt angeworben“, beobachtet Herpel. Dies gelte ebenfalls für Finanzdienstleister. Allerdings falle die Einstellung nicht-deutschsprachiger Fachkräfte konservativen Häusern schwerer als internationalen Unternehmen.
Nachfrage nach Back- und Middleoffice-Fachkräften bleibt stabil
Laut Personalvermittlerin Julia Michael, die seit 2012 den Fachbereich Banking der DIS AG verantwortet, zeige sich die Nachfrage nach Experten für das Back- und Middleoffice in Frankfurt vergleichsweise stabil. „Im ersten Quartal 2013 hat es sogar ein wenig angezogen“, beobachtet Michael. Dabei werden immer wieder ganz unterschiedliche Kandidatenprofile gesucht. „Regulatorische Themen der Bankenwelt werden den Markt weiter treiben, so ist auch das Aktivgeschäft mit Kreditsachbearbeitern weiter gefragt“, ergänzt Michael.
2013 wird kein Boomjahr
„Ich denke es ist recht klar, dass 2013 kein Boomjahr werden wird“, meint Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt. „Die Banken werden vielmehr selektiv einstellen.“ Dennoch werde es auch noch interessante Jobchancen jenseits des Back- und Middleoffice wie Compliance oder Risikomanagement geben. „Die Kandidaten müssen allerdings eher zu 100 als zu 80 Prozent passen.“
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