Zeitungsente oder Wahrheit? Diese Frage stellt sich bei dem jüngsten Bericht des Manager Magazins über die vermeintliche Nachfolgesuche für den Deutsche Bank Co-Vorstand Anshu Jain. Demnach habe sich Aufsichtsratschef Paul Achleitner in den zurückliegenden Wochen mehrfach mit einschlägigen Kandidaten getroffen. Auch Ex-Siemens-Chef und Deutsche Bank-Aufsichtsratsmitglied Peter Löscher sei in die Gespräche involviert gewesen.
Als Kandidaten wurden genannt:
John Cryan, Europachef des Singapurer Staatsfonds Temasek und ehemaliger Finanzvorstand der UBS.
Bill Winters, Chef des britischen Hedgefonds Renshaw Bay und Ex-Chef des JP-Morgan Investmentbankings.
Das krachende Dementi ließ nicht lange auf sich warten. „Der Artikel ist faktisch falsch und reine Fantasie“, erklärte eine Sprecherin der Deutschen Bank. Doch abgesehen davon, ob die Gerüchte ein Fünkchen Wahrheit enthalten oder nicht: Was können Betroffene unternehmen, wenn sie auf die Abschussliste geraten?
Headhunter I: Kämpfen lohnt sich
„Ich denke Jain ist selbstbewusst genug, um mit der Situation souverän umzugehen“, sagt ein Headhunter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Eigentlich gebe es nur zwei Möglichkeiten: Stillzuhalten oder zu kämpfen. Das deutsche Arbeitsrecht mache es nicht leicht, sich von einem Mitarbeiter zu trennen. Mithin lohne sich das Kämpfen. Der Headhunter hat selbst schon ähnliche Fälle in der Finanzbranche miterlebt. Damals konnte der Betroffene seinen Arbeitgeber von der Nachfolgesuche abbringen.
„Ein Betroffener sollte sich zunächst fragen, wieso sucht der Arbeitgeber nach einem Nachfolger und was kann ich besser machen“, empfiehlt der Headhunter. Selbstreflexion helfe auf jeden Fall weiter.
Darüber hinaus falle ein Manager vom Schlage Jains nicht allzu tief. So könne Jain bei einem erzwungenen Abgang eine stattliche Abfindung herausschlagen. Selbst falls Jain ersetzt würde, bedeute diese noch längst nicht das Karriereende. „Ich denke der Name Anshu Jain ist immer noch gut genug, um eine andere interessante Position zu finden“, meint der Headhunter.
Headhunter II: Nur keinen Headhunter anrufen
Wer auf der Abschussliste steht, schaut sich nach Alternativen um. Dabei handelt es sich um eine natürliche Reaktion. Ein zweiter Personalvermittler rät Jain jedoch davon ab, sich vorsorglich über einen Headhunter nach Alternativen umzuhören. „Da ist einfach das Risiko zu groß, dass dies zur Presse durchsickert“, warnt der Personalvermittler.
Anders sehe es aus, wenn sich die Gerüchte tatsächlich verdichten sollten. Das beste Beispiel für einen solchen Fall stellt der ehemalige Bundesbankpräsident Axel Weber dar. Nachdem in der Presse bekannt geworden war, dass er für den Posten als EZB-Präsidenten nicht zu Verfügung stand, wurde er tatsächlich von einem Headhunter auf den Posten des UBS-Verwaltungsratspräsidenten vermittelt, wie es seinerzeit aus Branchenkreisen hieß.
Der zweite Headhunter geht vielmehr davon aus, dass Jain eher passiv von Headhuntern kontaktiert werden würde, sobald sich die Gerüchte verdichten sollten. Außerdem würde jemand wie Jain bei seiner Arbeit regelmäßig auf Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder anderer Banken treffen. „Da wird dann bei einem Bier vorgefühlt, ob sich Jain einen Wechsel vorstellen könne“, meint der zweite Headhunter. Doch noch sei es hierfür zu früh. Denn vielleicht handelt es sich ja tatsächlich nur um eine Zeitungsente.
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