Spannender als so mancher Thriller liest sich der Vergütungsbericht der Deutschen Bank für 2012, den das Institut am heutigen Montag (15. April) veröffentlichte. Denn die immer strengeren Regulierungen der Banken bringen auch etwas Gutes mit sich: Systemrelevante Institute müssen die Vergütungen ihrer Führungskräfte immer weiter offenlegen. So zählt der Vergütungsbericht 2012 der Deutschen Bank immerhin 34 Seiten. Wir haben die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst:
1. Deutsche Bank streicht Führungskräfte zusammen
Auch die Mitarbeiter an Spitze der Nahrungskette bleiben bei der Deutschen Bank nicht vom Rotstift verschont. So zählte der deutsche Branchenprimus nur noch 1215 sogenannte regulierte Mitarbeiter, die eine besondere Verantwortung für Erträge und Risiken der Bank tragen und dafür fürstlich entlohnt werden. Im vergangenen Jahr waren dies noch 1363 Beschäftigte. Mithin scheint sich die Deutsche Bank von 148 Mitarbeitern oder 10 Prozent der regulierten Mitarbeiter getrennt zu haben. Im Geschäftsbericht teilt die Bank hierzu lapidar mit, dass die Zahl der Managing Directors sich im Investmentbanking verringert habe. Womöglich hat das Unternehmen aber auch einige Mitarbeiter nicht länger als regulierte Mitarbeiter klassifiziert.
2. Noch lange sind die EU-Vorgaben an die Bonusdeckelung noch nicht erfüllt
Auch bei den Vergütungen ihrer Führungskräfte tritt die Deutsche Bank auf die Kostenbremse. So verminderte sich der Gesamtvergütungspool binnen Jahresfrist um fast 17 Prozent auf 1,618 Mrd. Euro. Jeder regulierter Mitarbeiter strich also durchschnittlich 1,33 Mio. Euro ein; im Vorjahr waren es noch 1,42 Mio. Euro gewesen.
Konkret hat die Deutsche Bank den Bonuspool um etwa 19 Prozent auf 1,227 Mio. Euro und die Festgehälter um knapp 11 Prozent auf 391 Mio. Euro verkleinert. Das Verhältnis von Bonus belief sich also auf 1:3,1; im Vorjahr hatte es noch bei 1:3,5 gelegen. Damit ist die Deutsche Bank von der geplanten Deckelung der Boni von dem Doppelten der Festgehälter bei ihren regulierten Mitarbeitern noch etwas entfernt.
3. Was die Spitzenkräfte je nach Geschäftsbereich kassieren
Konkret ließ die Deutsche folgende Summen für jeden ihrer regulierten Mitarbeiter springen.
Corporate Banking and Securities: 1086 Angestellte
Gesamtvergütung: 1,266 Mio. Euro
Grundgehalt: 312.155 Euro
Bonus: 953.396 Euro
Verhältnis Bonus zu Festgehalt: 1:3,05
Global Transaction Banking: 26 Angestellte
Gesamtvergütung: 1,692 Mio. Euro
Grundgehalt: 346.154 Euro
Bonus: 1,346 Mio. Euro
Verhältnis Bonus zu Festgehalt: 1:3,9
Asset and Wealth Management: 42 Angestellte
Gesamtvergütung: 2 Mio. Euro
Grundgehalt: 357.143 Euro
Bonus: 1,619 Mio. Euro
Verhältnis Bonus zu Festgehalt: 1: 4,5
Private Banking and Business Clients: 15 Angestellte
Gesamtvergütung: 1,667 Mio. Euro
Grundgehalt: 333.333 Euro
Bonus: 1,267 Mio. Euro
Verhältnis Bonus zu Festgehalt: 1:3,8
Geschäftsleiter: 36 Angestellte
Gesamtvergütung: 2,083 Mio. Euro
Grundgehalt: 555.556 Euro
Bonus: 1,556 Mio. Euro
Verhältnis Bonus zu Festgehalt: 1:2,8
4. Was die Mitarbeiter durchschnittlich verdienen
Corporate Banking and Securities: 28.659 Angestellte
Gesamtvergütung: 170.627 Euro
Grundgehalt: 94.141 Euro
Bonus: 76.486 Euro
Anteil des Bonus an der Gesamtvergütung: 45 Prozent
Global Transaction Banking: 10.222 Angestellte
Gesamtvergütung: 93.395 Euro
Grundgehalt: 69.547 Euro
Bonus: 23.947 Euro
Anteil des Bonus an der Gesamtvergütung: 26 Prozent
Asset and Wealth Management: 11.562 Angestellte
Gesamtvergütung: 123.162 Euro
Grundgehalt: 87.615 Euro
Bonus: 35.547 Euro
Anteil des Bonus an der Gesamtvergütung: 29 Prozent
Private Banking and Business Clients: 45.493 Angestellte
Gesamtvergütung: 59.020 Euro
Grundgehalt: 53.283 Euro
Bonus: 5759 Euro
Anteil des Bonus an der Gesamtvergütung: Unter 10 Prozent
5. Antrittsboni gibt es nur noch selten, doch dann fallen sie horrend aus
Antrittsboni stehen schon seit langem in der öffentlichen Kritik. Denn sie werden nicht für Leistung vergeben, sondern nur dafür, dass neueingestellte Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz auch tatsächlich antreten. In 2012 kamen im Investmentbanking der Deutschen Bank gerade einmal 25 Mitarbeiter in den Genuss solcher Antrittsboni. Allerdings zahlte das Institut an einen Empfänger durchschnittlich die Kleinigkeit von 1,36 Mio. Euro.
6. Was die gemeinen Investmentbanker verdienen (ohne regulierte Mitarbeiter)
Doch auch im Investmentbanking der Deutschen Bank wachsen die Bäume nicht in den Himmel – zumindest für die gewöhnlichen Angestellten. Denn von den rund 28.700 Angestellten kassieren die 1086 regulierten Mitarbeiter rund die Hälfte des gesamten Bonuspools von knapp 2,2 Mrd. Euro. Die restlichen knapp 27.600 Investmentbanker des Hauses mussten sich mit einem Bonus von knapp 42.000 Euro pro Kopf und einem Festgehalt von 85.555 Euro begnügen, womit gerade einmal ein Drittel der Gesamtvergütung von 127.500 Euro auf Boni entfielen.
7. Bis 100.000 Euro werden sämtliche Boni in Cash überwiesen
Mit einem gewissen Neid müssen die Spitzenverdiener der Deutschen Bank auf die Kollegen von der UBS blicken. Dort werden Boni bis 1 Mio. Franken bzw. US-Dollar in Cash überwiesen. Dagegen liegt die Schwelle beim deutschen Branchenprimus schon bei 300.000 Euro. Hierzu heißt es im Vergütungsbericht: „Der Schwellenbetrag für die variable Vergütung wurde auf 100.000 Euro festgesetzt; ab diesem Betrag werden 50 Prozent der variablen Vergütung in aufgeschobener Form gewährt.“ Mit der Höhe des Bonus steige auch der Anteil des aufgeschobenen Anteils. Boni jenseits der Millionengrenze werden vollständig aufgeschoben ausgezahlt. Im Klartext bedeutet dies aber auch: Boni bis 100.000 Euro werden komplett in Cash überwiesen, was eine Verbesserung gegenüber 2011 darstellt.
8. Über 4700 Mitarbeiter streichen einen Bonus von mehr 100.000 Euro ein
Neben den exakt 1215 regulierten Mitarbeitern zählt die Deutsche Bank auch noch ca. 3500 weitere Mitarbeiter auf, die aufgeschobene Vergütungen erhalten. Da bis 100.000 Euro sämtliche Boni in Cash überwiesen werden, gibt es bei der Deutschen Bank also rund 4700 Glückliche, die in 2012 einen Bonus von über 100.000 Euro eingestrichen haben.
9. Wie die Bonusauszahlung aussieht
Die normalen Mitarbeiter mit aufgeschobenen Bonusbestandteilen (in der Grafik unten rechts) erhalten die Hälfte davon in Restricted Incentive Awards (RIA), wobei es sich um Baransprüche handelt, die bestimmten Rückforderungsansprüchen unterliegen. Die andere Hälfte wird in Restricted Equity Awards (REA) vergeben. Dabei handelt es sich um Aktienanwartschaften, die ebenfalls Rückforderungsmechanismen unterliegen. Die Auszahlungen beider Programme werden mindestens über drei Jahre gestreckt.
Bei den regulierten Mitarbeitern (in der Grafik unten links) ist das Modell noch ein wenig komplizierter. Diese erhalten maximal 60 Prozent ihrer Boni je zur Hälfte in Cash und in Equity Upfront Awards (EUA), wobei es sich um einen aktienbasierten Bestandteil handelt. Die Auszahlung der restlichen mindestens 40 Prozent erfolgt je zur Hälfte in RIA und in REA. Auch hier werden die Auszahlungen über drei bis fünf Jahre gestreckt.
