Das kriselnde Anleihegeschäft hat der Deutschen Bank das erste Quartal verdorben. Von Januar bis März brach der Gewinn vor Steuern und Zinsen (IBIT) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro ein, wie die Deutsche Bank am heutigen Dienstag (29. April) mitteilte. Die Analysten hatten allerdings im Schnitt mit einem gravierenderen Einbruch gerechnet.
300 Mio. extra für die Spitzenverdiener
Dennoch gibt es nicht nur Grund zum Klagen. Laut Deutsche Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen will das Institut die Gehälter der Mitarbeiter um 300 Mio. Euro anheben. Sein Kollege Anshu Jain ergänzte, dass der Geldsegen vor allem den 1700 Spitzenverdienern zu Gute kommen werde. Dies bedeutet immerhin eine Gehaltserhöhung von 176.000 Euro pro Kopf. Der Konzern reagiert damit auf die neue EU-Bonusdeckelung, wonach die variablen Vergütungen maximal das Doppelte der Gehälter betragen dürfen. Die Gehaltssteigerungen werden also durch kräftige Abschläge bei den Boni gegenfinanziert. Der Vorteil bei der Verschiebung: Anders als die hohen Bonuszahlungen unterliegen die Gehälter keinerlei Auszahlungsrestriktionen.
Auch bei der Beschäftigung gibt es gute Nachrichten. So will der deutsche Branchenprimus seine Compliance um immerhin 500 neue Mitarbeiter stärken. 150 Compliance Supervisors werden davon im Frontoffice eingesetzt. Die zusätzlichen Kosten für das Extrapersonal müssen aber erst einmal verdient werden. Bei den eigentlichen Ergebnissen sieht es mithin eher traurig aus. Konkret:
Im Aktiengeschäft und in Advisory läuft es besser
Allein im Investmentbanking purzelte der Gewin vor Steuern und Zinsen im traditionell starken ersten Quartal um 22 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro. Während die Erträge binnen Jahresfrist um 10 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro nachgaben, blieben die Kosten mit gut 2,5 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau. Entsprechend verschlechterte sich die Aufwands-Ertragsquote des Geschäftsbereichs von 57 auf 63 Prozent. Die Sparte musste für jeden Euro Ertrag also 63 Cent springen lassen.
In Debt Sales & Trading gingen die Erträge um gut 10 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro zurück. Das gute Aktiengeschäft konnte die Erträge allerdings nicht mehr retten, da in dem Bereich einfach weniger umgesetzt wird als im Anleihegeschäft. So legten die Erträge aus dem Equity Sales & Trading leicht auf 772 Mio. Euro zu.
Auch der Bereich Origination wird von der Flaute im Anleihegeschäft hart getroffen: Die Erträge brachen von 605 auf 518 Mio. Euro ein. Dagegen scheint das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen wieder etwas runder zu laufen. Hier kletterten die Erträge von 69 auf 107 Mio. Euro.
Trotz des schwierigen Geschäfts tritt der Konzern nur leicht auf die Kostenbremse. Denn im Frontoffice des Investmentbankings verringerte sich die Mitarbeiterzahl seit Jahresende lediglich um 145 auf 8215 Beschäftigte. Im Vergleich zu Ende 2012 summiert sich der Personalabbau auf magere 245 Stellen.
Bei der Vergütung sieht es hingegen etwas trauriger aus. Der Personalaufwand verminderte sich zwischen Januar und März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9 Prozent auf gut 1,5 Mrd. Euro.
Filialgeschäft und Transaction Banking können überzeugen
Besser lief es hingegen im Filialgeschäft, wo der Gewinn vor Steuern und Zinsen um knapp 8 Prozent auf 520 Mio. Euro zulegte. Die Erträge kletterten dabei um 4 Prozent auf knapp 2,5 Mrd. Euro. Der Personalaufwand lag mit 948 Mio. Euro etwa auf Vorjahresniveau. Erstaunlicherweise schuf die Bank in ihrem Filialgeschäft seit Jahresbeginn sogar 329 Stellen.
Überzeugen konnte einmal mehr das Global Transaction Banking mit einem IBIT von 367 Mio. Euro, was binnen Jahresfrist ein Plus von über 15 Prozent bedeutet. Allerdings bekommen die Mitarbeiter von dem Geldsegen wenig ab, denn der Personalaufwand liegt mit 307 Mio. Euro auf Vorjahresniveau. Ähnliches gilt für die Beschäftigtenzahl.
Ganz anders im Geschäft mit vermögenden Privatkunden und im Asset Management: In der Sparte Deutsche Asset & Wealth Management brach der Gewinn vor Steuern und Zinsen um 23 Prozent auf 169 Mio. Euro ein. Dies bekommen auch die Mitarbeiter zu spüren. Der Konzern strich die Personalkosten in der Sparte um 11 Prozent auf 900 Mio. Euro zusammen.
Konzern will Eigenkapital stärken
Trotz des traurigen Ergebnisses zeigten sich die beiden Deutsche Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen mit dem Ergebnis zufrieden: „Alle unsere Kerngeschäfte haben zu der robusten Quartalsperformance beigetragen, was es uns erlaubt hat, unsere Eigenkapitalbasis um 1 Mrd. Euro zu erhöhen.“ Die Deutsche Bank will ihr hartes Eigenkapital (Tier 1) um 5 Mrd. Euro stärken. In den vergangenen Tagen wurde bereits über eine anstehende Kapitalerhöhung beim deutschen Branchenprimus spekuliert.
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