SimCorp vertreibt Standardsoftware für das Asset Management von Kapitalanlagegesellschaften, Versicherungen und Banken. Während die Finanzdienstleister kräftig Personal abbauen, wächst die IT-Branche weiter. So konnte SimCorp seine Mitarbeiterzahl in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppeln. Dort werden vor allem Banker und Finanzprofis mit IT-Affinität gesucht. Wir haben mit Miranda Accorsini, Managerin in der Abteilung Implementation Services gesprochen, die den Wechsel vom Banking in die IT-Branche gewagt hat.
Wie war Ihr Werdegang?
Ich habe Internationales Management studiert und mein Berufseinstieg erfolgte bei einer Gesellschaft für Kreditkarten in London in einem Umfeld, das neben Business- auch Systembezug umfasste.
Als ich aus privaten Gründen nach Deutschland zurückgegangen bin, habe ich mich ganz bewusst nach einer Kombination von Banking, Finance und IT umgeschaut und habe in der Abteilung International Funds Transfer einer internationalen Großbank in Frankfurt angefangen. Bei meiner Arbeit bestand immer ein Zusammenhang zwischen dem Bankfachlichen und dem Systembezug. Ich habe auch festgestellt, dass mir Aufgaben mit IT-Bezug liegen.
Was hat Ihnen am Banking gefallen und was nicht?
Die Internationalität hat mir sehr behagt. Die Bank war einer der größten Euro-Clearer und zu dem Zeitpunkt war in diesem Bereich alles sehr innovativ und in Bewegung.
Oft hört man die Kritik, dass die Profile in diesem Bereich hochspezialisiert sind.
Das ist richtig. Aber es ist auch ein wenig die Frage des eigenen Interesses und der eigenen Persönlichkeit. Mir boten sich durchaus Möglichkeiten, Einblicke in andere Bereiche zu erhalten.
Nicht gefallen haben mir dagegen die Strukturen der Bank: Kommunikation von oben und ständige Umstrukturierungen. Ich habe mich oft wie ein anonymer Mitarbeiter gefühlt. Dinge selbst mitzugestalten war kaum möglich. Daher habe ich dort für mich auch keine Perspektive gesehen.
Was heißt das genau?
Gerade in dem Bereich Zahlungssysteme und Zahlungsverkehr wurde seinerzeit viel umstrukturiert. Viele Aufgaben wurden aus Kostenaspekten ins Ausland verlagert. Zu der Zeit wurden in allen Häusern Mitarbeiter abgebaut.
Das scheint ja ein sehr langfristiger Trend zu sein. Umstrukturierungen und Personalabbau sind auch heute noch topaktuell.
Ganz genau. Als ich anfing, bediente die Bank noch verschiedene europäische Zahlungssysteme und benötigte entsprechende Mitarbeiter für deren Betreuung. Davon nahmen sie, ebenfalls aus Kosten-/Nutzenaspekten, Abstand. Letztendlich wurde dann das zentrale „Real Time Gross Settlement System (RTGS)“ entwickelt und eingeführt. Es war vorherzusehen, dass es in diesem Bereich perspektivisch keinen großen Mitarbeiterbedarf geben würde. Das war der Punkt, an dem ich mich entschied, noch IT-näher arbeiten zu wollen und ich habe begonnen, mich zu bewerben. Dabei bin ich durch Zufall auf SimCorp gestoßen.
Worin besteht heute Ihre Aufgabe?
Ich habe bei SimCorp in der Projektabteilung als Beraterin (Business Consultant) angefangen. Wir führen unsere Standardsoftware SimCorp Dimension bei unseren Kunden ein. Nach kurzer Zeit habe ich bereits die Leitung von Projekten übernommen. Inzwischen bin ich seit fast acht Jahren Führungskraft, d.h. ich bin für zwölf Mitarbeiter verantwortlich, die in Projekten bei unseren Kunden vor Ort arbeiten. Gleichzeitig verantworte ich dieses Projektportfolio auf Management-Ebene.
Ich höre öfter, dass es sehr schwierig sei, Leute zu finden, die sich in IT auskennen, ein wenig von den Finanzdienstleistungen wissen und mit Finanz-Fachleuten kommunizieren können.
Anders als man erwarten würde, beschäftigen wir kaum Informatiker. Wichtiger sind in unserer Projektabteilung die Finance-Kenntnisse, um mit den Mitarbeitern der Fachabteilungen unserer Kunden auf Augenhöhe sprechen zu können. Bei vielen fachlichen Mitarbeitern scheint eine gewisse Scheu vorhanden zu sein, einen Wechsel in die IT-Branche zu erwägen, da sie sich die Aufgaben deutlich technischer vorstellen.
Ein zweiter Weg führt direkt von der Universität in dieses Berufsfeld. In beiden Fällen muss der Bewerber sehr gute analytische Fähigkeiten mitbringen, weshalb auch viele Naturwissenschaftler zu uns kommen. Die bringen in der Regel eine IT-Affinität mit und müssen noch die „Fachsprache lernen.“
Was muss ein Banker mitbringen, der bei Ihnen oder anderswo in der IT-Branche anfangen möchte?
Man muss eine gewisse Offenheit mitbringen und bereit sein, sich in Softwaresysteme hineinzudenken. Der Spaß an der Arbeit mit einer Standardsoftware ist für mich das Primäre.
Wie gut muss sich ein Banker für einen solchen Wechsel in IT auskennen? Muss er z.B. Programmierkenntnisse in Java, C# oder C++ mitbringen?
Für die Aufgaben als Business Consultant sind keine Programmierkenntnisse erforderlich. Unsere Einführungsprojekte starten beispielsweise damit, dass wir zusammen mit den Fachbereichsmitarbeitern des Kunden die jeweiligen Fachanforderungen definieren, diese setzen wir anschließend gemeinsam mittels Konfiguration um. Der wesentliche Teil dieser Konfiguration ist so gestaltet, dass er auch von Mitarbeitern des Fachbereiches durchgeführt werden kann.
Natürlich gibt es in anderen Abteilungen von SimCorp aber auch Mitarbeiter, die techniknäher arbeiten und sich beispielsweise mit Schnittstellen beschäftigen.
Haben Sie persönlich jemals den Wechsel vom Banking in die IT-Branche bereut?
Nein. Zum einen entspricht diese Arbeit meinen Neigungen, zum anderen bekommt man in der IT-Branche oft ganz andere Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen. Hier zählt wirklich noch jeder Einzelne. Die Unternehmen sind in der Regel auch kleiner. Man kann sich selber besser einbringen und verwirklichen.
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