Bei Events wie der derzeitigen Connecticum im Berliner Flughafen Tempelhof üben sich Studenten im Arbeitgebernahkampf. Bei diesen Studentenmessen versuchen auch angehende Finanzprofis erste Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern aufzunehmen und sich wertvolle Tipps für den Karriereeinstieg zu holen. Dabei biete ich gelegentlich einen Lebenslauf-Check an. Selten habe ich also so viele Lebensläufe von Studenten gelesen wie in den vergangenen beiden Tagen. Bei der Lektüre ist mir aufgefallen, dass die angehenden Finanzprofis regelmäßig die gleichen Fehler begehen. Doch im Grunde ist die Sache mit dem Karriereeinstieg ganz einfach:
1. Ein Lebenslauf ist nur so gut, wie die Stelle, auf die er passt
DEN perfekten Lebenslauf gibt es nicht. Vielmehr muss ein Lebenslauf der jeweiligen Stelle angepasst werden. Bewerber sollten sich also bei der Lektüre der Stellenanzeige genau überlegen, was von ihrem Studium, ihren Berufserfahrungen und sonstigen Kompetenzen aus Arbeitgebersicht interessant sein könnte. Dies sollte entsprechend umfangreich dargestellt werden, während die für den Job irrelevanten Informationen denkbar knapp abgehandelt werden. Auf diese Weise stellen Bewerber sicher, dass die interessanten nicht in den belanglosen Informationen untergehen.
2. Studium und Vertiefungen müssen passen
Als erstes blickt jeder Arbeitgeber bei einem Studentenlebenslauf auf das Studium. Dies sollte zumindest Anknüpfungspunkte zu der fraglichen Stelle aufweisen, was bereits für erste Praktika gilt. Wenn Sie also ein Praktikum im Investment Banking oder Asset Management anstreben, dann sind Studienschwerpunkte wie Finanzierung, Banking oder Mathematik hilfreicher als etwa Marketing. Dies sollten Studenten bei der Auswahl ihrer Fächer und zumindest bei der Abfassung des Lebenslaufes beherzigen. Geben Sie dem Personalmitarbeiter mit der Schwerpunktwahl ein Argument in die Hand, wieso er Sie für das Praktikum oder die Einstiegsstelle auswählen sollte.
3. Ohne Praktika geht gar nichts
Kaum zu glauben, aber gelegentlich bekomme ich noch Lebensläufe von Absolventen in die Hände, die es während eines Bachelor- UND Masterstudiums nicht geschafft haben, ein Praktikum zu machen. Dies ist verheerend. Schon jeder Bachelor-Student sollte auf jeden Fall wenigstens ein Praktikum machen, das für seine Berufswahl relevant ist. Dabei gilt: Ein zweitklassiges oder nicht 100 Prozent relevantes Praktikum ist tausendmal besser als kein Praktikum. Studentenjobs sollten im Lebenslauf auch nur angeführt werden, sofern sie für den Arbeitgeber irgend einen Mehrwert darstellen. Burger bei McDonals zu wenden, gehört nicht dazu.
4. Auslandsaufenthalt gehört einfach dazu
Auch ohne einen Auslandsaufenthalt lassen sich heute noch Jobs in der Finanzbranche finden, allerdings immer weniger. Wer sich also seine Chancen offen halten will, sollte einen Teil seines Studiums oder ein Praktikum in der Ferne verbringen. Auch mehrmonatige Rucksacktouren durch Australien können für Arbeitgeber durchaus relevant sein. Allerdings zählen für manche Arbeitgeber Auslandsaufenthalte nur mit einer Mindestdauer von zwei bis drei Monaten.
5. Ohne Englisch wird es schwierig…
Es gibt immer weniger Jobs in denen Englischkenntnisse nicht erforderlich sind. Dies klingt banal, ist es aber nicht. Denn mal ehrlich: Wer beherrscht Englisch ähnlich gut wie seine Muttersprache – wenn er nicht gerade auf der Insel oder bei Uncle Sam aufgewachsen ist. Von daher lohnt es sich immer, an seinen Englischkenntnissen zu arbeiten. Dabei zählt ein Spracherwerb im Ausland aus Arbeitgebersicht doppelt. Denn es geht ihm ja um den praktischen Einsatz der Sprache und nicht um eine schöne Hausarbeit über Shakespeare.
6. …ohne Deutsch geht kaum etwas
Fremdsprachenkenntnisse neben dem Englischen gelten in Deutschland indes nur in Ausnahmefällen als relevant. Selbst die Kommunikation zwischen den Geschäftsbereichen der französischen Großbanken in Deutschland mit der Zentrale in Paris soll angeblich auf Englisch erfolgen.
Allerdings gibt es eine Sprache, die hierzulande wichtiger als Englisch ist. Auch in Zeiten der Globalisierung ist es in Deutschland äußerst schwierig einen Praktikumsplatz oder eine Einstiegsposition ohne solide Deutschkenntnisse zu finden. Denn hierzulande behauptet nahezu jeder von sich Englisch zu sprechen – doch bei den meisten handelt es sich bloß um einen Wunschtraum. Wer also als Nicht-Muttersprachler eine Karriere in Deutschland aufbauen möchte, sollte zumindest diesen Artikel verstanden haben.
Wer diese sechs einfachen Punkte beherzigt, bringt zumindest die Mindestvoraussetzungen für eine Karriereeinstieg mit. Vielen Arbeitgeber reicht dies schon aus.
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