Das Personalkarussell im deutschen M&A-Geschäft dreht sich derzeit in geradezu schwindelerregender Geschwindigkeit: So hat die Commerzbank jetzt Christoph Thierolf zum Leiter M&A ernannt. Zuvor war der 46jährige im M&A-Team des Gesundheitskonzerns Fresenius tätig und agierte seit 2008 als Co-Head des M&A Health Care und Pharma-Teams der Commerzbank.
Mediziner im M&A-Geschäft
Die Pointe dabei: Thierolf ist promovierter Mediziner. „Ein Medizinstudium ist im deutschen M&A-Geschäft extrem ungewöhnlich“, beobachtet die auf M&A spezialisierte Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt. Das einzige bekannte Beispiel sei der Frankfurter Goldman Sachs-Chef Alexander Dibelius. Der 53jährige gab 1987 seinen Job als Herzchirurg auf und wechselte zur Strategieberatung McKinsey, von wo er später bei Goldman Sachs anfing. Allerdings hat Thierolf laut der Commerzbank auch Business Administration u.a. an der renommierten London Business School studiert.
Obgleich sich die Commerzbank selbst als eines „der führenden M&A-Häuser am deutschen Markt“ bezeichnet, scheint das Geschäft zumindest auf dem Heimatmarkt im ersten Quartal nicht gerade rund gelaufen zu sein. So finden sich in dem Ranking der zehn größten M&A-Anbieter auf dem deutschen Markt zwar so klingende Namen wie Yapi Kredi Invest und KPMG Corporate Finance nicht aber die Commerzbank.
Laut Tamm herrschte im M&A-Geschäft der Commerzbank auf der Personalseite zuletzt ein akuter Handlungsbedarf. Denn im Herbst hätten diverse Führungskräfte die teilverstaatlichte Bank verlassen.
Wechsel bei Credit Suisse und Lazard
Doch auch bei der Credit Suisse herrscht Bewegung. Dort wechselt der ehemaligen Investment Banking-Chef der Credit Suisse für Deutschland und Österreich Ken Oliver Fritz zu Lazard. Bei der französisch-amerikanischen Investmentbank verantwortet Fritz künftig gemeinsam mit Eric Fellhauer das deutsche Investmentbanking. Fritz stieß bereits in 1999 zur Credit Suisse. Zuvor hatte der 43jährige im M&A-Team der Deutschen Bank gearbeitet.
Erstaunlich bei diesem Karriereschritt: Während Fritz bei der Credit Suisse das M&A-Geschäft, Equity Capital Markets und Debt Capital Markets allein verantwortete, ist er bei Lazard nur Co-Head. Die Bank betreibt in Frankfurt lediglich M&A und Debt Advisory-Geschäft. Tamm führt dies auf persönliche Beziehungen zurück.
Abbau bei Morgan Stanley in Frankfurt
Doch damit nicht genug: Nach immerhin 20 Jahren bei Morgan Stanley verlässt Kai Tschöke die US-Investmentbank. Dort hatte der 45jährige zuletzt das M&A-Geschäft in Deutschland und Österreich geleitet. Tschöke hatte durch seine Verwicklung in die Affäre um die missglückte Verstaatlichung des Energieversorgers EnBW für Schlagzeilen gesorgt.
„Morgan Stanley baut in Frankfurt ab und konzentriert ihr Geschäft auf London“, sagt Tamm. Von daher komme der Abgang Tschökes nicht überraschend. Die Junior M&A-Banker würden auf das Management reagieren, in dem sie zu Private Equity-Häusern wechseln.
Ranking des deutschen M&A-Geschäfts nach Geschäftsvolumen im ersten Quartal (Dealogic)
1. Deutsche Bank: 7,289 Mrd. Euro
2. JP Morgan: 6,307 Mrd. Euro
3. Citi: 5,162 Mrd. Euro
4. Morgan Stanley: 4,344 Mrd. Euro
5. Barclays: 3,358 Mrd. Euro
6. Goldman Sachs: 1,93 Mrd. Euro
7. Unicredit: 1,305 Mrd. Euro
8. Bank of America Merrill Lynch: 1,192 Mrd. Euro
9. Yapi Kredi Invest: 944 Mio. Euro
10. KPMG Corporate Finance: 823 Mio. Euro
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