Quantcast
Channel: eFinancialCareersGerman – eFinancialCareers
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3920

„Ich bin völlig ausgebrannt“: Stellt der CFA ein Gesundheitsrisiko oder einen Karriereturbo dar?

$
0
0

Es handelt sich um die Frage aller Fragen einer Karriere in den Finanzdienstleistungen: Sollte man mit Mitte oder Ende 20 einen CFA aufnehmen und für einige Jahre auf das Privatleben verzichten oder auf eine Karriere ohne die begehrte Qualifikation hoffen?

„Ich bin völlig ausgebrannt, mein Kopf fühlt sich wie eine Wassermelone an“, berichtet ein CFA-Kandidat in einem populären Internet-Forum. Damit steht er nicht allein dar. Ein anderer CFA-Kandidat bezeichnet die Vorbereitung auf die drei CFA-Examen mit „einen Elefanten zur Welt bringen“ und als die „schlimmsten 18 Monate meines Lebens“. Anderswo berichtet ein CFA-Teilnehmer, dass er nur durch den Konsum von sieben Tassen Kaffee und einem Redbull pro Tag zurechtkomme. „Das Leben ist miserable“, schreibt er.

Das Hauptproblem: Die meisten CFA-Kandidaten absolvieren die Vorbereitungen zu den drei Prüfungen neben ihrer regulären Arbeitszeit. Folglich bleiben für das Lernen nur der Feierabend und das Wochenende übrig. Dabei beansprucht das Absolvieren eines CFA-Programms normalerweise mehrere Jahre. Es verlängert sich, je häufiger ein Kandidat in den Prüfungen scheitert. Und das kommt häufig vor, da die Erfolgsquote jedes Examens bei nur etwa 40 Prozent liegt. „Ich investiere jeden Tag nach der Arbeit fünf Stunden und wenigstens acht Stunden jeden Samstag und Sonntag“, klagt ein anderer Teilnehmer. „Ich bin davon so angeödet.“

Sollten Finanzprofis sich diesen Horror aussetzen?

Lohnt es sich überhaupt die besten Jahre des Lebens Ende 20 in der Studierstube zu verbringen, um die begehrte Qualifikation zu erwerben – zumal das Zertifikat meist keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Karriere oder die Vergütung hat?

„Ich weiß nicht, wie nützlich es ist, nur den Level I zu besitzen“, erzählt ein Finanzprofi, der es erst so weit gebracht hat und nicht namentlich genannt werden möchte. „Es zeigt, dass Sie bereit sind, sich in Finance fortzubilden und intelligent sind. Dennoch hat mir dies nichts gebracht.“

Laut Louise Cooper, die heute als unabhängige Analysten tätig ist und früher für Goldman Sachs gearbeitet hat, bringe ein Level I allein wenig. „Der Level I ist bedeutungslos“, sagt Cooper. „Es handelt sich um eine brillante Qualifikation, aber man benötigt den kompletten Charter.“

Und dies verlangt eine Vorbereitung von 900 Stunden am Feierabend und an den Wochenenden. Viele sehen sich davon überfordert. „Ich kann mich nicht mit Level II abplagen“, erzählt uns der Finanzprofi, der lieber anonym bleiben möchte. „Ich habe Freunde, die den Level II bestanden haben und durch den Level III gleich mehrfach durchgefallen sind. Das führt nur dazu, dass Ihr Leben aufgefressen wird und Sie mit leeren Händen dastehen.“

Der wahre Vorteil des CFA-Zertifikats

Laut Cooper bringe ein voller CFA-Charter einen Vorteil mit sich, der oft übersehen werde: Er bewahre Finanzprofis davor, in einer Karrieresackgasse hängen zu bleiben. „Was ein CFA wirklich bringt, ist, dass er Ihnen ein breites und dennoch sehr detailliertes Wissen von allen Finance-Gebieten vermittelt“, sagt Cooper. „Und das ermöglicht es Ihnen in andere Bereiche und neue Jobs zu wechseln. Ich habe z.B. im Aktienresearch begonnen, aber der CFA lehrte mich alles über die Preisfindung von Anleihen. Es handelt sich um eine erstklassige Qualifikation – sie ist weitaus besser als ein MBA.“

Cooper bezweifelt auch, dass der CFA eine große Belastung darstellt. „Es handelt sich um wirklich harte Arbeit und er enthält viel Mathe, aber ich habe sämtliche drei Level beim ersten Anlauf bestanden“, erzählt Cooper. „Ich habe zudem das letzte Examen im achten Monat meiner Schwangerschaft abgelegt.“

Ähnliche Artikel:

Die zehn Gebote der CFA-Prüfung

Ein CFA verspricht Prestige, aber kaum mehr Geld

Wo CFA-Absolventen die besten Chancen haben


Viewing all articles
Browse latest Browse all 3920