So mancher Investmentbanker stellt sich die Frage, ob seine berufliche Zukunft in der Branche liegt. Wir haben neun Punkte zusammengestellt, an denen Sie erkennen, ob sie sich beruflich neu orientieren sollten.
Sie haben keine Zukunft…
1. … falls Sie nicht programmieren können
Falls Sie in der Investmentbankingwelt der Zukunft überleben wollen, dann müssen Sie die Technik beherrschen und dies impliziert Programmierkenntnisse. So hat beispielsweise Barclays-Chef Anthony Jenkins verlauten lassen, dass sich das Investmentbanking inmitten einer technischen Revolution befinde. Barclays versuche ein Höchstmaß an Prozessen zu automatisieren. Daneben pumpen HSBC und die UBS viel Geld in Financial Technology-Startups, die - wenig überraschend – ein Bombengeschäft betreiben.
2. … wenn Sie keine Beziehungen aufbauen können
Die Arbeit in Banken wird immer politischer. In der Vergangenheit hat die Flut von Erträgen so manche Karriere angeschoben. Nachdem die Erträge eingebrochen sind und die Karrierechancen ausbleiben, gewinnt Büropolitik an Bedeutung. Es kommt zunehmend darauf an, „das Spiel zu beherrschen“.
„Wenn Wachstum in der Branche ausbleibt, wie es in den zurückliegenden sieben Jahren der Fall gewesen ist, dann können Sie sich nicht einfach mit den Ellbogen nach oben durcharbeiten“, erzählt ein Investmentbanking-Headhunter, der lieber anonym bleiben möchte. „Sie müssen das Spiel mitspielen und Sie müssen Ihren Weg durch die Bürokratie hindurch finden.“
Gleichzeitig kommt zumindest im M&A-Geschäft der Fähigkeit, Kontakte aufbauen zu können, auch weiterhin eine zentrale Rolle zu. Allerdings unterscheiden sich diese Beziehungen von denjenigen aus der Vergangenheit. Verkaufstalent wird immer wichtiger. „Es dreht sich alles um Crossselling, Crossselling und nochmals Crossselling“, erzählt ein Headhunter. Darin besteht sicher auch ein Grund, weshalb selbst erfolgreiche M&A-Banker lieber bei Boutiquen anheuern.
3. … falls Sie ungeduldig sind
Immer häufiger drohen Investmentbanker in ihrer Karriere als Vice President oder Director festzustecken. Beförderungen fallen immer schwerer und die Karriere ist bei vielen mit Mitte 30 zu ende.
„Es ist wirklich schwierig. Nur ein drei oder vier Leute aus einer Gruppe von 40 bis 50 werden befördert“, sagt der Headhunter. „Für die mittleren Ränge wird es noch schlimmer. Sie arbeiteten als Analysten und Associates hart, in der Hoffnung später das große Geld zu verdienen und stecken jetzt fest“, beobachtet ein altgedienter Aktienanalyst.
4. … wenn sie sind nicht 100 Prozent vom Investmentbanking überzeugt
Laut dem Karriereberater Richard Bland von der London Business School seien die MBA-Absolventen, die heute bei einer Bank anfangen, von dem Schritt überzeugt. Sie wollen im Banking arbeiten und wissen, was das bedeutet und sie seien bereit alles zu geben. Denn viele haben bereits in der Vergangenheit Berufserfahrung bei Banken gesammelt.
5. … falls Sie nicht von der neuen Kultur überzeugt sind
Wie der gestrige Personalbericht der Deutschen Bank belegt, kommt es heute entscheidend darauf an, sich an die Sprachregelungen der Bank zu halten. Und das bedeutet vor allem in Hinblick auf die Unternehmenskultur die richtigen Worte zu finden. So hat beispielsweise der Co-Chef des Investmentbankings der Deutschen Bank Colin Fan seine Untergebenen vor „vulgären Äußerungen“ gewarnt. Den gleichen Ton schlägt auch die HR-Abteilung an. Laut dem Personalbericht gehe es darum „die neue Kultur zu leben“ und einen „Kulturwandel“ durchzusetzen. Die Führungskräfte müssten die Kultur verkörpern und die neuen Werte im Unternehmen verbreiten. Damit bleibt für Superstars immer weniger Raum.
6. … wenn Sie ein Einzelgänger sind
Banken haben in der Vergangenheit Einzelgänger und Querdenker akzeptiert, wenn sie nur genügend Geld ins Haus brachten. Doch diese Zeiten sind vorbei. „Die Leute, die heute erfolgreich sind, sind eher ein wenig langweilig“, erzählt ein Headhunter. Sie zögen ihre Köpfe ein und würden sich an die Unternehmenspolitik halten.
7. … wenn Ihr Job leicht ausgelagert werden kann
Viele Banken verschieben Stellen von den großen Finanzzentren zu günstigeren Orten. Dies gilt ebenso für die Deutsche Bank wie für Goldman Sachs. Dabei werden längst nicht nur IT-Jobs ausgelagert. So schafft die Deutsche Bank beispielsweise in Birmingham einen kompletten Handelssaal mit 270 Mitarbeitern, von dem aus kleinere Kunden betreut werden sollen. In Berlin entsteht überdies ein Risikozentrum.
8. … falls Ihre Tätigkeit viel Eigenkapital verlangt
Die Banken ziehen sich sukzessiv aus Geschäftsbereichen zurück, die viel Eigenkapital erfordern. Überdies stellen die Banken ihren Investmentbanking-Zweigen einen immer geringeren Anteil an Eigenkapital zur Verfügung. Falls Sie also in einem kapitalintensiven Geschäft arbeiten, dann stehen Sie womöglich schon auf der Abschussliste.
9. … wenn Sie Ansprüche stellen
Hohe Erträge und Profite zu generieren, genügt schon länger nicht mehr für eine große Karriere. Da die Banken immer mehr für Risikomanagement, Compliance und Kontrolle ausgeben, müssen die Investmentbanker der Zukunft auch mehr über die Infrastruktur ihrer Bank wissen. Performance allein genügt jedenfalls nicht.
Ähnliche Artikel:
Welche Karrierewege von deutschen Unis zu Goldman Sachs und JP Morgan führen
ERFAHRUNGSBERICHT: Wie der Einstieg ins Investmentbanking der Deutschen Bank gelingt
Ein Jahr nach Moritz Erhardts Tod: Was Praktikanten bei Investmentbanken erwartet