Für einige Finanzprofis ist ein Staatsfonds nichts anderes als eine bürokratische Behörde, die als Arbeitgeber nur kurz vor der Rente interessant wird. Für andere handelt es sich wiederum um wichtige Investoren, die reiferen Bankern Jobchancen bieten.
Jedenfalls heuern die Staatsfonds auch weiterhin an, während die meisten Banken und Finanzdienstleister eher Personal abbauen. So hat erst in der zurückliegenden Woche Dubai International Capital, der Private Equity-Arm der Dubai Holding, ein vierköpfiges Team von Deloitte übernommen. Auch der chinesische Staatsfonds CIC, die Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) und Singapurs Staatsfonds GIC führen Neueinstellungen durch.
Laut Recruitern stellen diese traditionell verschwiegenen Einrichtungen sämtliche Profile ein: Von Profis für die Hedgefonds-Auswahl bis hin zu Spezialisten für Private Equity- und Global Macro-Strategien. Besonders die Staatsfonds aus dem Mittleren Osten heuern auch gern Finanzprofis aus dem Westen ein. Doch was muss man überhaupt mitbringen, um dort erfolgreich zu sein?
1. Berufserfahrung an einem der wichtigen Finanzzentren
Bewerber müssen zumindest Berufserfahrung an einem der großen Finanzzentren der Welt gesammelt haben. Laut einem Recruiter, der namentlich nicht genannt werden möchte, stellen vor allem New York, London, Paris, Hongkong und Singapur einschlägige Jagdreviere dar.
2. Große Namen bevorzugt
Die unzähligen Edelboutiquen in Singapur und den Vereinigten Arabischen Emiraten beweisen: Markennamen spielen hierzulande eine große Rolle. Staatsfonds suchen nach Mitarbeitern, die den höchsten internationalen Standards genügen. Daher können Finanzprofis mit Erfahrung von den größten Investmentbanken und einem Abschluss von internationalen Spitzenuniversitäten punkten.
3. CFA begehrt
Die immer wieder beliebte Debatte, ob ein MBA oder ein CFA für eine Karriere in den Finanzdienstleistungen besser ist, scheint jedenfalls für die Staatsfonds entschieden zu sein. ADIA verlang von neu eingestellten jüngeren Mitarbeitern, dass sie einen CFA erwerben. Ältere Finanzprofis müssen einen CFA bereits mitbringen.
„Der CFA ist ein fantastisches, breit angelegtes Fortbildungssystem. Es legte starke theoretische Fundamente, die wir dann mit berufsbegleitenden Fortbildungen kombinieren, um Einsteiger in kürzester Zeit auf ein hohes Kompetenzniveau zu bringen“, sagt Robin Prince, Head of Recruitment bei ADIA.
4. Achten Sie darauf, dass Sie die gewünschten Anforderungen mitbringen
Dies mag offenkundig klingen. Doch Staatsfonds waren in der Vergangenheit zufrieden, wenn die Kandidaten Berufserfahrung von einer internationalen Großbank an einem der wichtigen Finanzzentren mitbrachten. Doch laut dem Recruiter James Wakefield von Cobalt Abu Dhabi genügt dies heute nicht mehr. „Die Staatsfonds suchen nach höheren Erträgen und stellen Finanzprofis von Hedgefonds und Private Equity-Fonds mit genügend Erfahrungen in Deals ein“, sagt Wakefield. „Sie sind weitaus wählerischer und strenger bei ihren Einstellungen im vergangenen Jahr geworden.“
5. Zeigen Sie Engagement
Falls Sie sämtliche genannten Anforderungen erfüllen, dann sollten Sie sich nicht über einen Anruf von einem Recruiter wundern, der Sie auf einen Kaffee einlädt. Denn auch wenn Staatsfonds interessiert an internationalen Spitzenkräften sind, wollen sie doch auch sicherstellen, dass Kandidaten den Job nicht nur als kurzfristige Durchgangsstation betrachten.
„Wir sind sehr misstrauisch gegenüber internationalen Finanzprofis, die nur einen Job im Mittleren Osten annehmen, um den Sturm an anderen Finanzzentren zu überstehen“, erzählt ein Hiring Manager aus dem Mittleren Osten. „Falls sich jemand nicht über die Region informiert, bevor er dort einen Job annimmt, ohne seine Familien hierher zieht oder nach einem längeren Jahresurlaub fragt, dann schrillen die Alarmglocken. Loyalität ist in diesem Teil der Welt sehr wichtig.“
6. Treiben Sie ihre internationalen Qualifikationen voran
Auch wenn gerade Londoner Banker auf ihre Internationalität besonders stolz sind, sollten sie sich nicht überschätzen. Bei Staatsfonds handelt es sich um wahre Melting Pots unterschiedlichster Kulturen. In jüngerer Zeit achten Staatsfonds aus Singapur und dem Mittleren Osten verstärkt darauf, dass auch lokale Kandidaten zum Zuge kommen. Dennoch handelt es sich immer noch um eine recht heterogene Arbeitskultur. So beschäftigt GIC 30 unterschiedliche Nationalitäten und ADIA sogar 40 „Sie sollten nicht hierher kommen, wenn Sie nicht mit Leuten mit sehr unterschiedlichen Hintergründen zurechtkommen“, erläutert der Hiring Manager.
7. Jobhopper unerwünscht
Im derzeitigen Umfeld ist so mancher Finanzprofis leider gezwungen, öfter als gewünscht den Arbeitgeber zu wechseln. Dennoch warnt Wakefield davor, dass Ihr Lebenslauf von kurzfristigen Stationen überquillt. „Staatsfonds wollen einen roten Faden in der Karriere, Hinweise auf Loyalität und Konsistenz sehen. Wenn Sie also alle paar Jahre gewechselt haben, dann werden sie Fragen stellen“, ergänzt Wakefield.
