Falls Sie ein junger ambitionierter Finanzprofi sind und auf einen Karriereschritt in Singapur hoffen, dann sollten Sie sich beeilen. Denn Ihre Chancen sinken rapide. Junge ausländische Kandidaten sind die größten Verlierer neuer gesetzlicher Restriktionen, die den Weg für örtliche Bewerber freimachen sollen.
Nach dem am heutigen Freitag (1. August) eingeführten Fair Consideration Framework (FCF) müssen Unternehmen Singapurer Kandidaten bei sämtlichen offenen Stellen „fair“ behandeln. Demnach sind die Unternehmen verpflichtet, jede offene Stelle für mindestens 14 Tage auf einer staatlichen Website, der sogenannten „Jobs Bank“, einzustellen. Erst anschließend darf das Unternehmen eine Arbeitserlaubnis für einen auswärtigen Kandidaten beantragen.
Die neuen Regeln gelten jedoch nicht für Stellen mit einem Jahresgehalt von 144.000 Singapur-Dollar (86.000 Euro) aufwärts, für Unternehmen mit weniger als 25 Angestellten sowie für interne Stellenbesetzungen. Dies bedeutet jedoch auch, dass die meisten Analysten- und Associate-Jobs im Stadtstaat unter die Regulierung fallen, wie Studien der Recruitmentunternehmen Ambition und Robert Walters belegen.
„Heutzutage ziehen die Banken auf den Junior Level nur Singapurer in Betracht; die Mehrzahl der Anträge auf Arbeitserlaubnis für jüngere Ausländer wird in Frage gestellt“, sagt Headhunter Kyle Blockley von KS Consulting. „Die Banken haben uns erzählt, dass die Monetary Authority of Singapore die Einstellung jüngerer Arbeitnehmer ganz genau prüft. Besonders für die örtlichen Singapurer Banken ist das sehr wichtig – es handelt sich um etwas wie die Wehrpflicht“, ergänzt Headhunter Howe Yuin Teo von Huxley Associates.
Obgleich die Banken gleich nach Ablauf der zweiwöchigen Ausschreibung eine Arbeitserlaubnis beantragen dürfen, halten sich die meisten an den Geist der neuen Regulierung und stellen nur örtliche Kandidaten ein. Ein Grund für das neue Gesetz sei der in der Vergangenheit teilweise unverhältnismäßig hohe Anteil ausländischer Arbeitskräfte gewesen, erläutert Headhunter William Russel von Ambition.
Im gegenwärtigen Arbeitsmarkt dürfte es den Banken auch leicht fallen, genügend geeignete einheimische Bewerber zu finden. „Es gibt immer weniger Gründe für die Unternehmen, ausländische Kandidaten einzustellen, weil es auf dem örtlichen Markt viel mehr jüngere als berufserfahrenere Kandidaten gibt“, ergänzt Headhunter Lay-Hoon Ng von Michael Page.
Wo jüngere Bewerber aus dem Westen noch Chancen haben
Dennoch werden die Banken auch weiterhin nicht den Aufwand scheuen, eine Arbeitserlaubnis zu beantragen, sofern der Banker über gesuchte Kompetenzen verfügt, meint Headhunter Chris Jay von Morgan McKinley. Dazu zählen beispielsweise Softwarekenntnisse wie Avaloq, Simcorp oder KDB.
Auch können die Banken weiterhin jüngere M&A- und Kapitalmarktexperten einstellen, weil deren Gehälter oftmals schon die Grenze von 144.000 Singapur-Dollar (86.000 Euro) übersteigen. Zumal derzeit auch in den Investmentbanken Singapurs – ähnlich wie in Deutschland – ein Mangel an Associates im Frontoffice herrscht.
Ein größeres Problem dürfte die Gesetzesänderung für Beschäftigte im Middleoffice darstellen. „Compliance-Experten benötigen ein solides Verständnis für die lokale Regulierung und beträchtliche Erfahrung in der Zusammenarbeit mit den einheimischen Aufsichtsbehörden“, betont Ng von Michael Page. „Üblicherweise sehen es die Banken nicht gern, wenn wir ausländische Kandidaten angehen, selbst in so heißen Gebieten wie Risikomanagement und Wirtschaftsprüfung.“
Für Finanzprofis mit langjähriger Berufserfahrung dürfte die Gesetzesänderung hingegen kaum ein Problem darstellen. Denn für derartige Positionen werden in Singapur zumeist mehr als 144.000 Singapur-Dollar (86.000 Euro) gezahlt. Außerdem herrscht hier Fachkräftemangel.
Die Banken verfolgen unterdessen einen pragmatischen Ansatz. „Wir verschieben das Personal international und nicht nur in Asien. Sie können also von Amsterdam nach Singapur wechseln und umgekehrt. Allerdings benötigen wir auch die Kenntnisse der lokalen Märkte, wie sie einheimische Kandidaten mitbringen. Da gilt es eine Balance zu finden“, sagt Catherine Low, Country Managerin Singapur bei ING. „Bei ING handelt es sich um eine internationale Bank mit Kunden in Asien und im Rest der Welt. Daher muss das Profil unseres Personals einigermaßen das Profil unserer Kunden widerspiegeln.“
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