Headhunter verwenden auf Anschreiben noch weniger Zeit als auf die Lektüre von Lebensläufen. Niemand stellt jemanden wegen seines Anschreibens an, aber so mancher Kandidat wird wegen eines dürftigen Anschreibens abgelehnt. Dabei fällt die Kunst des richtigen Anschreibens in Asien offenbar ganz ähnlich aus wie in Europa.
„Ich gehe immer die Anschreiben durch. Dort finde ich eine Menge von hilfreichen Informationen wie Spezialkenntnisse, Gründe für den Arbeitsplatzwechsel oder für Sabbaticals“, erzählt Headhunterin Tanya Sinha von Talent2 in Singapur. „Bei sehr speziellen Nischenpositionen im Banking kann ein Anschreiben zu verstehen helfen, welchen Mehrwert ein Kandidat mitbringt.“
Wir haben Headhunter in Singapur und Hongkong gefragt, welches die unverzeihlichsten Fehler darstellen.
1. Zu lang
Dabei handelt es sich wohl um den schlimmsten Fehler, den ein Bewerber begehen kann. „Die asiatischen Märkte sind sehr dynamisch und die Recruiter sind meist sehr beschäftigt. Wir brauchen einfach keine langen Anschreiben“, betont Headhunterin Eunice Ng von Avanza Consulting in Hongkong.
2. Zu kurz
Doch auch das andere Extrem kann die Chancen auf den Traumjob in Asien verringern. „Hiermit sende ich Ihnen meinen Lebenslauf“ stellt keinen Ersatz für ein Anschreiben dar. „Im Unterschied zum Westen beschränken sich viel zu viele Bewerber in Asien darauf, nur ihren Lebenslauf zu versenden, ohne auch nur zu versuchen, den Hiring Manager von der eigenen Bewerbung zu überzeugen“, klagt Headhunterin Stella Tang von Robert Half in Singapur.
3. Sich selbst vorzustellen
Viele Kandidaten missverstehen ein Bewerbungsschreiben als eine allgemeine Einführung zu Ihrer Person und ihrem Berufsweg. „Vergessen Sie die Einführung. Stattdessen sollte das Anschreiben begründen, wieso Sie die richtige Besetzung für die Stelle sind“, betont Personalberater Stanley Teo von Profile Search & Selection in Singapur.
4. Nicht auf den Punkt zu kommen
Identifizieren Sie die Hauptgründe, wieso Sie die richtige Wahl darstellen und bringen Sie diese in den ersten beiden Sätzen unter. „Hier in Asien müssen sich die Recruiter durch eine gewaltige Zahl an Bewerbungen durcharbeiten. Daher ist es wichtig, gleich auf den Punkt zu kommen“, sagt Headhunter Jay Abeyasinghe von Morgan McKinley in Singapur.
5. Nicht die Lücken im Lebenslauf zu erklären
Falls Sie sich eine Auszeit fürs Studium, Reisen oder etwas anderes genehmigt haben, dann stellt ein Lebenslauf den rechten Ort dar, um kurz die Lücken im Lebenslauf zu erläutern. „Gehen Sie ernsthaft auf alle erdenklichen Bedenken ein, wenden Sie die Situation zu Ihren Gunsten und führen Sie aus, wie Sie mit Ihren Fähigkeiten auf der Höhe der Zeit geblieben sind“, rät Tang.
6. Keine Soft-Skills anzuführen
Banken in Asien achten zunehmend darauf, dass die neueingestellten Mitarbeiter zu ihrer Unternehmenskultur passen. Falls Sie also bestimmte Soft-Skills oder Charakterzüge besitzen, die für die Bank interessant sein könnten, dann sollten Sie diese bereits im Anschreiben aufführen, sagt Tang. Dabei sollte der Schwerpunkt auf Ihren Leistungen liegen.
7. Sich als „Team-Player“ zu bezeichnen
Allerdings sollten die aufgeführten Soft-Skills nicht zu allgemein ausfallen. Dann glauben Personalprofis nur, dass Sie sich mit ein- und demselben Anschreiben auf diverse Jobs bewerben. „Das Schlimmste sind allgemeine und redundante Anschreiben, wenn ich das gleiche Zeug wie in Ihrem Lebenslauf lese“, warnt Personalberaterin Angela Kuek von The Meyer Consulting Group in Singapur. „Nutzen Sie spezifische Beispiele und sprechen Sie über ihre Unique Selling Points. Jeder behauptet, er sei kommunikationsstark und ein guter Team-Player. Davon sollten Sie sich abheben“, rät Headhunter Ben Batten von Volt in Singapur.
8. Wiederholungen
Führen Sie bloß nicht die gleichen Angaben wie in Ihrem Lebenslauf an. „Angaben aus dem Lebenslauf zu wiederholen, stellt niemals eine gute Idee dar und wird von den Recruitern wahrscheinlich auch nicht gelesen“, meint Abeyasinghe. „Fassen Sie sich kurz und nutzen Sie das Anschreiben hauptsächlich, um besondere Probleme anzusprechen, die in Ihrem Lebenslauf nicht klar herauskommen.“
9. Protzen
Widerstehen Sie der Versuchung, sich im Anschreiben überschwänglich selbst zu loben und vermeiden Sie die Wahrheit zu verbiegen, weil Sie sich an einem Muster-Lebenslauf orientieren. „Einige Anschreiben fallen in Asien schon ziemlich prahlerisch aus und das vermittelt kein gutes Bild von einem Kandidaten“, sagt Abeyasinghe. „Falls Sie sich für eine Sales-Position bewerben und damit in Ihrer bisherigen Karriere nichts zu tun hatten, dann schreiben Sie bitte nicht, dass Sie einen ‚Sales Track Record‘ mitbringen, nur um die Aufmerksamkeit des Recruiters zu erhalten“, warnt Teo.
10. Bewerbung über einen Recruiter entschuldigt kein schwaches Anschreiben
„Es sollte kein großer Unterschied zwischen einem Anschreiben an einen Recruiter und an eine Bank geben“, betont Tang.
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