Jeden Freitagabend drängen sich Banker vor den zahllosen Pubs der Londoner City. Keine Frage, die Trinkkultur fällt an der Themse wesentlich fröhlicher als am Main aus. Doch die britische Finanzaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) droht diesen Spaß gründlich zu verderben.
Die FCA schaut sich jedenfalls das persönliche Betragen relevanter Banker wesentlich genauer an als in der Vergangenheit. In Großbritannien brauchen viele Finanzprofis eine Bewilligung von der Finanzaufsicht, um ihren Job ausüben zu dürfen. Dazu führt die FCA sogar ein eigenes Register.
Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg habe die UBS kürzlich einen Arbeitsvertrag zurückgezogen, als bekannt wurde, dass der Betroffene einen Eintrag zu seinem „persönlichen Verhalten“ in seiner Personalakte hatte. Die FCA brauche mittlerweile ewig, um den Jobwechsel von Bankern abzusegnen, die negative Einträge in ihren Unterlagen hätten. Sogar „Fitness und Anstand“ spielten eine Rolle.
Londoner Rechtsanwälte bestätigen, dass derartige Vorkommnisse unter Bankern für Verunsicherung sorgen. „Wir hatten den Fall einer Schlägerei von Betrunkenen außerhalb des Arbeitsplatzes“, erzählt Rechtsanwalt David Hamilton von Stephenson Harwood. „Der Streit führte zu einer Anklage und beide, der Betroffene und sein neuer Arbeitgeber, waren besorgt, dass die FCA argumentieren könne, dass dies für einen schlechten Charakter spreche. Sie baten uns um Rat.“
Laut Hamilton sah die FCA über diesen Vorfall hinweg, weil es sich um einen einmaligen Ausrutscher gehandelt habe. Dennoch würde die FCA die charakterliche Eignung der Mitarbeiter in den Finanzdienstleistungen heute weitaus strikter beurteilen. Jeder Hinweis auf Unehrlichkeit und Fehlverhalten kann also darüber mitentscheiden, ob ein Banker Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat oder nicht. Trotz dieser Entwicklung scheinen die Menschentrauben vor den Pubs in der Londoner City nicht kleiner geworden zu sein.
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