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Mehr Geld weniger Arbeit: Die schöne neue Welt junger Investmentbanker

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Selten zuvor mussten sich die Banken so anstrengen, um die talentiertesten Absolventen von einem Einstieg ins Investment Banking zu überzeugen. Daher hat so mancher Arbeitgeber die Gehälter um 20 Prozent aufgestockt und versucht gleichzeitig die teils horrenden Arbeitszeiten zu begrenzen. Dennoch scheint die Attraktivität des Karrierewegs weiter zu sinken. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Podiumsdiskussion, die die renommierte, französische Wirtschaftshochschule HEC Paris am gestrigen Montag (9. September) in London organisierte.

„Seit der Finanzkrise hat die Zahl der Lebensläufe, die wir für Absolventenstellen und Praktika erhalten, massiv abgenommen, weil Banking für Absolventen einfach einen weniger angesagten Karriereweg darstellt“, sagt Mattieu Wiltz, der bei JP Morgan das Sales & Marketing für Frankreich und Benelux verantwortet. „Wir arbeiten intensiver als jemals zuvor daran Absolventen anzuziehen, in dem wir mehr Zeit an den Unis verbringen, um klar zu kommunizieren, wie sich die Branche verändert und wieso es sich immer noch um eine aufregende Karriere handelt.“

Wie sich die Nachwuchsbanker verändern

Allerdings verändert sich auch das Profil der Nachwuchsbanker, die die Banken anheuern, wie bei der Podiumsdiskussion deutlich wurde. So investieren die Banken immer mehr Geld in Fortbildungen, um die Fachkenntnisse der jungen Banker auf Vordermann zu bringen. Außerdem legen sie wachsenden Wert auf die sogenannten Soft-Skills.

„Es gibt zu viele Absolventen mit eng begrenzten Kompetenzen und wir brauchen tatsächlich Persönlichkeiten mit einem breiten Können, die die Werte der Banken und den  technologischen Wandel mitmachen und das komplexere regulatorische Umfeld verstehen“, sagt Jean-Eric Pacini, Head of distribution EMEA bei BNP Paribas. „Fachkenntnisse sind schön und gut, aber wir verlangen von den Studenten mehr. Aufgrund des großen Wandels in der Branche spielt den Überblick zu besitzen eine größere Rolle als enge Fachkenntnisse.“

Vielseitige Kompetenzen mitzubringen und sich auf unterschiedliche Rollen einstellen zu können, bringe auch die Karriere voran, versichern die Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Dagegen kann das Spezialisten-Dasein in die Sackgasse führen. „Als ich mit 21 oder 22 anfing, habe ich den gleichen Job wie jemand mit über 40 gemacht“, erzählt Ole Rollag von Murano Connect. „Entweder war ich ein ‚High Potential‘ oder der Job dieser Person war ein wenig deprimierend.“

Laut Pacini würden Investment Banking-Karrieren immer seltener linear verlaufen. In Führungspositionen aufzusteigen, hänge nicht länger allein von der eigenen Performance ab. Vielmehr spielten andere Kriterien eine Rolle.

„Die Zeit der linearen Karrieren ist vorbei. Sie fangen nicht länger als Junior Sales an, avancieren zum Head of Sales und werden schließlich ins Senior Management befördert“, sagt Pacini. „Sie müssen auch seitlich wechseln. Das heißt: Sie beginnen in Sales, wechseln in die Strukturierung, sammeln einige Erfahrung in der IT, im Risikomanagement oder Compliance und werden dann vielleicht für das Management berücksichtigt.“

Die Investmentbanken predigen seit langem, dass die Einsteiger die künftigen Führungskräfte des Unternehmens darstellen. Doch die Wirklichkeit im Arbeitsalltag besteht – besonders in M&A – aus langen Arbeitszeiten, eine hohe Absprungrate unter den Analysten und der vorherrschenden Auffassung, dass jüngere Banker hoch bezahlte, aber austauschbare Arbeitskräfte seien.

Wie sich die Branche wandelt

Dennoch mehren sich die Hinweise, dass sich diese Einstellung verändert. Nach dem tragischen Tod des deutschen Praktikanten Moritz Erhardt im August 2014 verpflichten die Banken ihre Mitarbeiter am Wochenende zumindest einen Tag frei zu nehmen und sie heuern mehr Absolventen an, um die Arbeitsbelastung auf mehrere Schultern zu verteilen. So hat der Chef der US-Investment Bank Jefferies kürzlich ein Memo versandt, wonach sich die Führungskräfte verstärkt mit den Angestellten zwischen 20 und 30 beschäftigen sollen und dafür sorgen sollten, dass diese sich nicht zu „Dreckskerlen“ entwickeln.

„Bis zum letzten Moment zu warten, bevor man Unterlagen aushändigt, unsinnige Projekte und Deadlines anzusetzen oder sich einfach nur unsensibel zu verhalten, macht einen zum Dreckskerl“, heißt es dort. „Wir haben und wollen keine solchen Dreckskerle bei Jefferies beschäftigen.“

Auch wenn sich dies ein wenig nach dem bekannten Gerede von der „Generation Y“ anhört, die ihr Leben nicht für den Beruf opfern wolle, setze sich diese Vorstellung doch immer mehr in den Köpfen fest, meint Wiltz.

„Bei der neuen Generation müssen wir uns mehr mit dem Privatleben der jüngeren Banker beschäftigten und eine bessre Work-Life-Balance schaffen. Immer mehr Absolventen wollen für Unternehmen arbeiten, die nicht ständig ihre Freizeitpläne durchkreuzen“, ergänzt Wiltz.

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