Traditionell beginnt die Berichtssaison mit den US-Banken. Als erstes veröffentlichten am heutigen Dienstag (14. Oktober) JP Morgan und Citi ihre Zahlen für das vierte Quartal. Wir haben untersucht, was die Ergebnisse für Personalentwicklung und Boni bedeuten.
1. Die Ergebnisse im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren retten weder Jobs noch Boni
Die Resultate im Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen (FICC) verharrten im dritten Quartal auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Dennoch gibt es keine Anzeichen für eine Erholung, was keine guten Aussichten für Arbeitsplatzsicherheit und Boni bedeutet.
In der vergangenen Woche schätzte Antony Currie von BreakingViews, dass die Branchengrößen Goldman Sachs, Morgan Stanley und JP Morgan zusätzliche Erträge von 12 Mrd. US-Dollar im Fixed Income-Trading generieren müssten, um die Eigenkapitalrendite auf akzeptable 15 Prozent zu heben. Doch nach den heutigen Ergebnissen scheint dieses Ziel in weite Ferne zu rücken. Denn bei JP Morgan haben die Fixed Income-Erträge lediglich um 2 Prozent oder 73 Mio. Dollar zugelegt. Bei Citi lief es mit einem Plus von 5 Prozent nur unwesentlich besser. Dagegen erwies sich das Geschäft mit Devisen und Schwellenländern bei JP Morgan als vergleichsweise stark.
Durch das Stagnieren der Erträge im Fixed Income-Geschäft steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Banken in den kommenden Monaten von weiteren Mitarbeitern trennen werden. Allerdings dürften die Einschnitte nicht allzu tief ausfallen. Noch im September hatte sich die Finanzchefin von JP Morgan Marianne Lake zuversichtlich gezeigt, dass sich die Erträge im Anleihegeschäft in 2015 erholen würden.
2. Die Eigenkapitalrendite bleibt auch weiterhin prekär
Citi weist keine gesonderte Eigenkapitalrendite für ihr Firmenkundengeschäft aus. Bei JP Morgan hat sich allerdings die Rentabilität im Corporate and Investment Banking weiter verschlechtert. So belief sich die Eigenkapitalrendite hier im abgelaufenen Quartal auf 10 Prozent, während es im Vorjahreszeitraum immerhin 16 Prozent gewesen waren.
3. Durch den geringeren Risikoappetit werden die Trading-Jobs langweiliger
Auch bei Value at Risk (VaR) bietet Citi keine Daten an. Bei JP Morgan fiel der Risikoappetit selten so niedrig aus. So sank der VaR von 45 Mio. im dritten Quartal 2013 auf nur noch 35 Mio. Dollar im gleichen Zeitraum 2014. Allein in FICC purzelte der VaR von 118 Mio. Dollar in 2012, über 43 Mio. in 2013 auf 28 Mio. im abgelaufenen Quartal.
4. Während JP Morgan im Aktienhandel die eigenen Ziele verfehlte, war Citi erfolgreich
Beide US-Banken haben versucht ihren Aktienhandel gründlich umzukrempeln – allerdings nur eine von ihnen mit Erfolg. Zu Beginn des Jahres hatte JP Morgan das Ziel ausgegeben, in den Aktienhandel zu investieren und in die Gruppe der Top-Drei vorstoßen zu wollen. Dagegen hat sich Citi mit derartig ehrgeizigen Aussagen zurückgehalten. Während die Erträge in dem Sektor bei JP Morgan um 1 Prozent nachgaben, konnte Citi ein Plus von immerhin 14 Prozent verbuchen. Dies legt den Verdacht nahe, dass bei JP Morgan etwas schiefläuft.
5. In der Investment Banking Division ist Ihr Job sicher – aber nicht überall
Die Quartalsergebnisse beider Banker belegen, dass es sich bei 2014 um ein gutes Jahr für die Investment Banking Division (IBD) handelt. Allerdings lief auch hier das Geschäft bei Citi besser als bei dem Wall Street-Rivalen, wo es in Debt Capital Markets (DCM) besonders schlecht lief. Während die DCM-Erträge bei JP Morgan um 16 Prozent purzelten, kletterten sie bei Citi um 9 Prozent. Im gesamten IBD-Geschäftsbereich, der M&A, DCM und Equity Capital Markets (ECM) umfasst, schnellten die Erträge binnen Jahresfrist um 32 Prozent in die Höhe, bei JP Morgan verbesserten sie sich nur um marginale 2 Prozent.
6. Selbst nach einem schlechten Quartal scheinen die Angestellten von JP Morgan mehr Geld einzustreichen
Obgleich die Ergebnisse im JP Morgan-Investment Banking ernüchternd ausfallen, legt der Personalaufwand in dem Geschäftsbereich zu. So kletterte die Compensation Ratio von 28 Prozent im zweiten Quartal auf 32 Prozent im dritten. Auch in der Analysten-Präsentation spricht JP Morgan ausdrücklich von einem „höheren Personalaufwand“, was vor dem Hintergrund der Ergebnisse erstaunt.
Ähnliche Artikel:
Die Frankfurter Fixed Income-Junkies: Deutsche Bank ist Nummer 2 im weltweiten Investment Banking
Verzweiflung an der Themse: Londoner Banken suchen immer öfter M&A- und ECM-Personal in Frankfurt
Deutsche Bank-Analyse: Wie das Investment Banking im Jahre 2024 aussieht