„70 Prozent auf alles“ hieß es gestern für die Praktika-Aktie. Denn nach dem Bekanntwerden des Insolvenzantrags war der Kurs der Baumarktkette auf 0,12 Euro eingebrochen. Von dem absehbaren Aus des Unternehmens sind nicht nur die rund 18.000 Mitarbeiter betroffen, sondern auch eine Investorengruppe rund um die Wiener Zwergbank Semper Constantia.
So hatte die österreichische Privatbank noch Ende vergangenen Jahres ein Darlehen von über 40 Mio. Euro an Praktiker vermittelt. Der Aufsichtsrat von Semper Constantia, der Finanzberater und Treuhänder Erhard F. Grossnigg ist gleichzeitig Aufsichtsratschef von Praktiker. Laut dem Geschäftsbericht 2012 der Baumarktkette betrug der Anteil der Semper Constantia Invest im Dezember gut 5,5 Prozent – zu wenig, um die Baumarktkette tatsächlich zu kontrollieren.
Hinzu kommen indes noch die Beteiligungen, die von der ehemaligen Semper Constantia-Fondsmanagerin Isabella de Krassny vermittelt wurden. De Krassny soll über exzellente Verbindungen in die österreichische Hochfinanz verfügen. So hielt die Donau Invest ihres Ehemannes Alain de Krassny laut dem Praktiker-Geschäftsbericht im Dezember 9,99 Prozent der Aktien. Isabella de Krassny persönlich besaß weitere 9,6 Prozent. Ebenso hoch fiel der Anteil der zypriotischen Investmentgesellschaft Maseltov aus, wobei unklar ist, welche Investoren sich dahinter verbergen. Auch diese Beteiligung wird von Isabella de Krassny wahrgenommen
Gegenüber der Wirtschaftswoche zeigte sich die Fondsmanagerin kämpferisch: „Wenn jetzt alle Beteiligten an einem Strang ziehen, lässt sich Praktiker auch in der Insolvenz noch sanieren.“ Dies erfordere jedoch die Schließung von 80 defizitären Filialen sowie eine neue Finanzspritze von 40 Mio. Euro. „Wir haben nach wie vor Interesse daran, dass Praktiker überlebt“, betonte de Krasny. Es handle sich um „keine Frage des wirtschaftlichen Überlebens für uns. Wenn ich das Ausmaß der Entwicklungen geahnt hätte, hätte ich auf das Investment allerdings verzichtet.“ Ähnlich äußerte sich ihr Ehemann Alain de Krassny gegenüber der österreichischen Tageszeitung „Die Presse.“
Semper Constantia-Chef Dietmar Baumgartner hatte im Geschäftsbericht der Bank für 2012 das Engagement seines Hauses bei Praktier vorsorglich heruntergespielt: „Wichtig anzumerken ist allerdings auch, dass derartige Spezialinvestments nur einen kleinen Teil unserer Gesamtaktivitäten darstellen. Im Übrigen haben wir uns jetzt organisatorisch so aufgestellt, dass die Rolle der Bank in derartigen Transaktionen noch klarer definiert wird und es daher künftig zu keinen Missverständnissen bezüglich etwaig eingegangener Risiken für die Bank kommen kann.“
Die Privatbank wies in 2012 jedoch nur eine Bilanzsumme von gut 600 Mio. Euro auf und erwirtschaftete bei Erträgen von 35,8 Mio. Euro einen Jahresüberschuss von 8,5 Mio. Euro. Semper Constantia wurde 1986 von der Industriellenfamilie Turnauer gegründet und ist im Wealth und Asset Management sowie im Depotbankengeschäft tätig.
Als Arbeitgeber scheint Semper Constantia bislang durchaus interessant gewesen zu sein. So kletterte die Mitarbeiterzahl in 2012 um acht auf 131 Beschäftigte. Laut Baumgartner erhalte die Bank eine hohe Anzahl von qualitativ hochwertigen Bewerbungen. In 2012 belief sich das durchschnittliche Bruttogehalt auf knapp 73.000 Euro.
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