Mit einem überraschend starken vierten Quartal konnte die Hypo Vereinsbank (HVB) das Ruder noch einmal herumreißen. Die Tochter der italienischen Unicredit Group generierte in 2014 ein Vorsteuerergebnis von 1,08 Mrd. Euro, was 24,7 Prozent unter dem Vorjahreswert liegt. Hinzu gerechnet werden muss indes ein Einmaleffekt aus dem Verkauf der DAB Bank an die BNP Paribas, was das Vorsteuerergebnis auf 1,29 Mrd. Euro anschwellen lässt, wie aus den am heutigen Donnerstag (12. März) vorgelegten Jahresergebnis für 2014 hervorgeht. Wir haben die Geschäftszahlen gesichtet und das Wichtigste zusammengefasst. Konkret:
Was die Mitarbeiter in 2014 kassierten
Auch im abgelaufenen Jahr trat die Bank auf die Kostenbremse. Bei der Beachtung der Kosten ist zu berücksichtigen, dass die Bank einen Windparkbetreiber in der eigenen Bilanz konsolidieren musste, der die Daten verfälscht. Laut dem HVB-Finanzchef Peter Hofbauer hätten sich die Kosten ohne diesen „Windparkeffekt“ um 1,4 Prozent verringert.
Rein rechnerisch hat jeder Investment Banker die HVB in 2014 durchschnittlich gut 174.000 Euro gekostet, was 13,4 Prozent mehr als im Vorjahr waren. Bei diesen Angaben handelt es sich jedoch um den Personalaufwand pro Kopf, in dem also auch noch Sozialabgaben des Arbeitgebers enthalten sind. Die Bruttovergütungen liegen also rund 20 Prozent niedriger. Die Gehälter der Windparkmitarbeiter dürften ebenfalls einen negativen Effekt auf die Durchschnittsgehälter haben. Die Filialmitarbeiter mussten sich unterdessen mit knapp 84.000 Euro begnügen, was knapp unter Vorjahr liegt.
Fixed Income-Krise verdirbt auch der HVB das Investment Banking-Ergebnis
In den zurückliegenden Jahren stellte das Corporate und Investment Banking gewissermaßen den Goldenen Esel der HVB dar – diese Zeiten sind vorbei. Allein das Handelsergebnis der Sparte brach von 892 Mio. Euro im Vorjahr auf 458 Mio. im abgelaufenen Jahr ein. „Wir haben das im Marketsbereich verloren“, kommentierte HVB-Chef Theodor Weimer.
Damit haben auch die Münchner mit den niedrigen Handelsvolumen und der allgemeinen Krise im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren zu kämpfen. „Ich bin gottfroh, dass ich kein großes Fixed Income-Geschäft in der Bank habe“, kommentierte Weimar Share on twitter.
In den Ohren der Kollegen von der Deutschen Bank muss dies wie Hohn klingen. Stellt der deutsche Branchenprimus doch einen der größten Player im globalen Fixed Income-Geschäft dar. Analysten erwarten unterdessen, dass die Deutsche Bank im zweiten Quartal eine Verringerung ihrer Fixed Income-Aktivitäten beschließen wird.
HVB will international wachsen
Bislang hat die HVB vor allem in ihrem Deutschland-Geschäft geglänzt und war auch in den traditionellen Märkten der Unicredit-Gruppe wie Italien, Österreich und Mittelosteuropa tätig. Auf der Jahrespressekonferenz blies Weimer nun zur Internationalisierungsoffensive. Global sei man in der Vergangenheit zu wenig aktiv gewesen. Dazu sollen u.a. das Transaction Banking, das Cash Management und die Außenhandelsfinanzierung ausgebaut werden. „Wir werden unseren Trade Finance-Ansatz deutlich puschen“, sagte Weimer. Für Banker mit einschlägigen Profilen dürften sich bei den Münchnern in den kommenden Monaten einige Karriereperspektiven eröffnen.
Filialmitarbeiter lassen sich den goldenen Handschlag nicht entgehen
Beim Kahlschlag ihres Filialnetzes scheint die HVB zügig voranzukommen. So soll die bereits angekündigte Halbierung des Netzes bis zum Sommer abgeschlossen und die verbleibenden Geschäftsstellen bis Jahresende modernisiert sein. Im Zuge der Umstrukturierung will sich die Bank von 1300 Filialmitarbeitern trennen. Laut Weimar seien bereits 1100 Aufhebungsverträge unterschrieben worden.
Viele hat wohl ein goldener Handschlag gelockt. „Wir waren nicht kleinlich gegenüber den Mitarbeitern bei den Abfindungszahlungen. Das hat richtig Geld gekostet“, sagte Weimer. Bleibt allerdings die Frage, ob auch die Kunden den Rückzug aus der Fläche mitmachen. „Jetzt wird es wichtig, dass die Kunden uns die Stange halten“, gesteht Weimer.
Die Ausdünnung des Filialnetzes konnte die Bank allerdings im vergangenen Jahr ganz gut verkraften. So gingen die Erträge der Sparte gegenüber dem Vorjahr gerade einmal um 1,3 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro zurück. Auch das Vorsteuerergebnis kann sich mit 338 Mio. Euro sehen lassen. Die Aufwands-Ertrags-Quote lag bei 81,3 Prozent.
HVB schafft im Inhouse Consulting neue Stellen
Der Boom im Consulting Geschäft erreicht auch die HVB. Ähnlich wie die Deutsche Bank bauen auch die Münchner ein Inhouse Consulting auf, um sich die horrenden Kosten für externe Dienstleistungen zu sparen. Im Geschäftsbericht heißt es dazu: „Die Einheit wurde 2014 weiter aktiv ausgebaut auf aktuell knapp 60 Mitarbeiter. Im Jahr 2015 wird voraussichtlich die geplante Gesamtstärke von circa 75 Mitarbeitern erreicht.“
HVB will im Wealth Management wachsen
Neben der Internationalisierung sieht die HVB gute Wachstumschancen im Geschäft mit wohlhabenden Privatkunden. „Vor allem im Private Banking & Wealth Management sowie im Geschäft mit unseren Unternehmenskunden wollen wir wachsen. Die Märkte sind zwar volatil, sie bieten aber auch Chancen“, sagte Weimer.
Weimer bemerkte, dass die kapitalkräftige HVB von ihrer italienischen Mutter grünes Licht für Akquisitionen erhalten habe. An einer möglichen Übernahme der Postbank von der Deutschen Bank zeigte sich Weimer nicht sonderlich interessiert. „Bevor ich im Retail zukaufe, kaufe ich lieber im Private Banking zu.“