Das Back Office von Investmentbanken stellt keinen besonders glamourösen Arbeitsplatz dar. Auch die großen Gehälter winken eher im Front Office. Dennoch beschäftigen Großbanken hier viele Tausende an Mitarbeitern in einer Vielzahl von Funktionen.
Dabei werden – wie überall im Banking – die Compliance-Vorgaben immer wichtiger, womit sich auch die Fragen in Jobinterviews wandeln. „In Vorstellungsgesprächen wird immer häufiger verlangt, dass die Kandidaten ein Verständnis für Regulierung mitbringen“, erzählt Personalberater Hakan Enver von Morgan McKinley. „Die Kandidaten werden aber auch nach laufenden Projekten und Change Management-Initiativen ihrer Unternehmen sowie ihrer Beteiligung daran befragt.“
Da alle Banken kräftig auf die Kostenbremse treten, wird von Operations-Mitarbeitern ein Gespür für schlanke Prozesse gefordert. „Erfahrene Operations-Profis müssen in der Lage sein, sich die laufenden Prozesse anzuschauen und diese effizienter zu gestalten“, betont Personalberater Mike Hartwell von Hartwell Buck. „Dagegen werden Fachfragen im Interviewprozess eher selten gestellt.“
Fragen zur Effizienz von Prozessen:
1. Die Trader tragen ihre Informationen in eine Excel-Tabelle ein und schicken Sie per E-Mail an Operations. Wie ließe sich dieser Prozess effizienter gestalten?
2. Wenn Sie mit IT und Kundendienst zusammenarbeiten, um eine neue Software einzuführen, wie würden Sie das angehen?
3. Was ist wichtiger: Risikomanagement, Kundendienst und Kundenzufriedenheit oder Effizienz bzw. Profitabilität?
4. Wir gehen Sie damit um, wenn Sie bei der Arbeit unter Zeitdruck geraten?
5. Erzählen Sie von einer Situation, in der Sie eine deutliche Verbesserung der Arbeitsabläufe erzielten.
Fragen zu Ihren Karriereambitionen:
6. Wieso wollen Sie für uns arbeiten?
7. Wenn Sie die Stelle erhalten, würden Sie eine Stelle im Front Office anstreben?
8. Überzeugen Sie uns davon, dass Sie den Job länger als ein Jahr ausüben.
9. Wie wird sich Ihre Karriere in den kommenden fünf oder zehn Jahren entwickeln?
Fachfragen:
10. Wenn Sie Kennzahlen aus einem komplexen Datensatz ermitteln müssen und dabei Schwachstellen erkennen, was stellen Sie dann an?
11. Was stellt Eigenkapital dar und wie können Sie das Meiste daraus herausholen?
12. Was ist eine Pivot-Tabelle?
13. Erzählen Sie uns von einem Beispiel, als Sie einen komplizierten Sachverhalt in einfachen Begriffen dargestellt haben? Haben das alle verstanden?
14. Bewerten Sie das Kreditrisiko von drei Unternehmen: ein High-Tech-Unternehmen, ein Pharma-Unternehmen und ein Autokonzern. Wir würden Sie eine solche Analyse angehen? Welche branchenspezifischen Faktoren müssen berücksichtigt werden, in welchem Zeitraum müssten sie die Kredite zurückbezahlen, falls der Kreditcheck positiv ausfällt?
15. Falls ein Trader angibt, einen Trade über 100.000 Euro abgeschlossen zu haben, aber das System zeigt nur 95.000 Euro an, würden Sie dem Trader glauben? Und wenn nicht, was würden Sie unternehmen?
Denksportaufgaben:
16. Wie viel wiegt ein Airbus 320?
17. Mit welchen drei Maßnahmen würden Sie die Frankfurter U-Bahn effizienter machen?
18. Wie viele Rennen müssten Sie wenigstens auswerten, um festzustellen, welches von zehn Pferden das schnellste ist?
Fragen zu Ihrer Aufrichtigkeit:
19. Erzählen Sie uns von einem moralischen Dilemma, vor dem Sie standen.
20. Wie gehen Sie mit Leuten um, die Sie nicht mögen?
21. Welche Ihrer Eigenschaften könnte uns abhalten, Sie einzustellen?
22. Was würden Sie unternehmen, wenn das Kundenvertrauen dahin ist?