Viele Investmentbanken haben sich den Kulturwandel auf die Fahnen geschrieben. Unterdessen verlassen immer mehr Investmentbanker desillusioniert die Branche und suchen anderswo ihre berufliche Erfüllung. Dazu gehört auch Nikolay Storonsky, der in 2006 im Handel mit Aktien aus Schwellenländern bei Lehman Brothers anfing. Anschließend hat der fünf Jahre im Handel mit Aktienderivaten bei der Credit Suisse verbracht. Vor zwei Jahren hat er seinen Job als Trader für das Fintech-Unternehmen „Revolut“ aufgegeben, das er mit seinem Partner Vladyslav Yatsenko aufbaut.
„Die Branche hat sich verändert. Es machte einfach nicht mehr so viel Spaß wie in der Vergangenheit“, erzählt Storonsky. „Früher war es sehr unternehmerisch, aufregend und es handelte sich um eine Leistungsgesellschaft. Falls Sie als ein Trader Geld hereingebracht haben, dann haben Sie einen Prozentsatz von den Profiten erhalten. Aber heute handelt es sich um eine gewöhnliche Unternehmenskultur und es ist nicht mehr so interessant.“
Storonsky hat das Fintech-Unternehmen „Revolut“ gegründet. Dabei handle es sich um eine „Money Cloud“, die es den Nutzern erlaube, Devisen nach den Interbanken-Tarifen zu tauschen und über soziale Netzwerke für geringfügige Gebühren zu versenden.
„Es gibt eine Menge ehemalige Investment Banker hier“, erzählt Storonsky über die Fintech-Branche. „Im Investment Banking handelt es sich um ein hochpolitisches Umfeld und einige der besten Leute haben die Branche verlassen.“
Revolut ging offiziell im März an den Start, nachdem das Unternehmen die regulatorischen Anforderungen erfüllt hat. Laut Storonskys Angaben seien seither mehr als 1,5 Mio. Transaktionen durchgeführt worden und das Wachstum belaufe sich pro Woche auf 20 bis 30 Prozent.
Auch wenn immer wieder erzählt wird, wie der „Spaß“ im Investment Banking verloren gehe, schätzt Storonsky, dass immer noch viele dynamische Leute in der Branche arbeiten.
„Im Investment Banking sind Sie daran gewöhnt, mit sehr scharfsinnigen Leuten zusammenzuarbeiten, die wissen, wie man Angelegenheiten erledigt bekommt, und die bereit sind, die erforderliche Arbeit zu investieren“, sagt Storonsky. „Eine der größten Herausforderung, um das Produkt an den Start zu bringen, bestand darin, sämtliche regulatorischen Vorgaben abzuhaken. Sie arbeiten mit Leuten aus anderen Bereichen der Finanzdienstleistungen zusammen, die weniger Arbeitsmotivation mitbringen und die sich weitaus langsamer bewegen. Mit derartigen Leuten sind wir sehr oft an Grenzen gestoßen.“
Storonsky gesteht ein, dass ihm erst seine Zeit im Investment Banking mit den finanziellen Mitteln zur Gründung von Revolut ausstattete. Bereits 2013 hat er die Credit Suisse verlassen. Seither ist er mit der Entwicklung und Finanzierung der Plattform beschäftigt.
„Die Finanzierung von Fintech-Unternehmen wird immer anstrengender und es fällt schwer, so lange Sie kein solides Produkt vorzeigen können. Dazu brauchen Sie Zeit – vor allem in den Finanzdienstleistungen mit allen ihren regulatorischen Hürden.“