Ganz gleich, wie Sie Ihr aktueller Job auch frustriert: Sie müssen Ihren alten Job würdevoll verlassen. Auch wenn die Finanzdienstleistungen von außen wie ein großes Universum aussehen, handelt es sich aus der Innensicht doch um eine überschaubare Welt. „Wenn Sie unter großen Druck stehen, dann mag es verlockend erscheinen, sich mit einer dramatischen Geste zu verabschieden und Ihrem Vorgesetzten oder dem Team die Meinung zu sagen“, warnt Karrierecoach Andrew Pullman von People Risk Solutions, der früher in der Personalabteilung der Dresdner Bank gearbeitet hat. „Doch die Wahrheit lautet, dass dies auf Sie zurückfallen wird.“
Tatsächlich sehen es Investmentbanken durchaus gerne, wenn Angestellte weiterziehen, um sich beruflich zu entwickeln. Auf diese Weise können die Ehemaligen neue Kompetenzen erwerben und vielleicht sogar für eine Wiedereinstellung interessant werden. So sind beispielsweise einige Mitarbeiter von Goldman Sachs zum Hedgefonds Decura Investment Management gewechselt, nur um nach einiger Zeit wieder zu ihrem alten Arbeitgeber zurückzukehren. Auch die Credit Suisse hat ehemalige Trader, die auf die Buy-side gewechselt sind, wiedereingestellt. Umso wichtiger ist es, seinen Job zu verlassen, ohne die Brücken hinter sich abzubrechen.
1. Beschweren Sie sich nicht über die Bank
Auch wenn Sie für eine Bank aus der zweiten Reihe arbeiten und Ihr Team der Konkurrenz hinterhereilt und Ihr Vorgesetzter ein inkompetenter Tyrann ist, sollte keine dieser Tatsachen ausgesprochen werden.
„Legen Sie sich eine überzeugende Geschichte für Ihr Ausscheiden zurecht“, rät Chris Roebuck, der früher in der Personalabteilung der UBS beschäftigt war und jetzt Gastprofessor für Führung an der Cass Business School ist. „Sie werden schließlich neue Erfahrungen sammeln und Kompetenzen aufbauen, was bei Ihrem aktuellen Arbeitgeber unmöglich wäre. Die Leute verstehen solche Wechselgründe.“
2. Stehen Sie zu Ihrer Entscheidung
Unisono warnen Karrierecoaches vor Gegenangeboten. „Ich würden niemals empfehlen ein Gegenangebot anzunehmen“, sagt etwa Pullman. „Schließlich bestehen die Probleme, die Ihrer Entscheidung zugrunde lagen, weiter und die Leute gehen nach vielleicht einem Jahr ohnehin. Ein Jobangebot zu nutzen, um eine Gehaltserhöhung herauszuschlagen, stellt ebenfalls keine gute Idee dar.“
3. Sorgen Sie für einen reibungslosen Übergang
Sie sollten nicht mit sogleich mit der Kündigung auschecken. Vielmehr sollten Sie für einen problemlosen Übergang sorgen und sich möglichst kooperativ zeigen. Laut Roebuck erinnern sich die Leute meist nur an die letzten paar Wochen im Unternehmen.
Mitarbeiter im Kundenkontakt werden jedoch häufig sofort freigestellt, damit keine wertvollen Kundendaten abfließen oder Geschäftspartner vergrault werden. Auch in diesem Fall sollten Sie loyal bleiben. „Offiziell sind Sie immer noch ein Angestellter. Helfen Sie also bei Verwaltungsangelegenheiten oder Übergangsproblemen, wenn Sie darum gebeten werden“, sagt Pullman. „Die meisten Leute freuen sich aber darüber, ihre Füße für ein paar Monate hochlegen zu dürfen.“
4. Lassen Sie Ihren Ärger an der richtigen Stelle aus
Wenn Sie sich trotz alledem über einen schlechten Vorgesetzten oder die Art und Weise, wie Sie behandelt wurden, auslassen wollen, dann sollten Sie das im Entlassungsgespräch unternehmen. In einem detaillierten Gespräch mit der Personalabteilung können Sie Pluspunkte sammeln – und das auf vertraulich Weise.
„Sie müssen sich auf das System verlassen“, betont Roebuck. „Falls es ein ungewöhnliches Maß an Reibung mit einem speziellem Manager gegeben hat, dann wird dies in Verbindung mit einem Exit-Interview die Aufmerksamkeit der Personalabteilung auf sich ziehen.“
5. Verhalten Sie sich nicht wie eine Diva
Wenn Sie sich einmal zum Abgang entschlossen haben, dann sollten Sie beim Einreichen der Kündigung keine Forderungen an Ihren Vorgesetzten stellen. „Sie sind nicht in der Position, Forderungen zu stellen und Ihr Vorgesetzter wird sich nicht dafür bedanken, Ihnen etwas anzubieten, nur damit Sie endlich seinen Schreibtisch verlassen“, meint Pullman. „Versetzen Sie sich selbst in die Lage Ihres Gesprächspartners und verhalten Sie sich vernünftig und professionell.“
6. Bleiben Sie in Kontakt
Falls Sie wirklich so gut sind, dann werden Investmentbanken von sich aus mit Ihnen in Kontakt bleiben. Ehemaligentreffen, Unternehmensveranstaltungen oder der Kontakt zu früheren Mentoren helfen dabei.
„Es gibt einige Schlüsselmotivationen für einen ehemaligen Arbeitgeber, mit Ihnen im Kontakt zu bleiben“, erläutert Pullman. „Sie sind bekannt und ehemalige Mitarbeiter stellen eine gute Quelle für Neueinstellungen dar.“