Fast 12.700 junge Bankkauffrauen- und -männer haben in 2013 ihre Ausbildung abgeschlossen – immerhin 71 Prozent bringen die Hochschulreife mit. Das ist viel, aber nicht so viel wie in der Vergangenheit. 1995 lag die Zahl der Absolventen mit 25.400 noch doppelt so hoch, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung ermittelt hat. Darin spiegelt sich natürlich einerseits die Ausdünnung des Filialnetzes wider. Andererseits verändern sich die Karrierewege insbesondere jenseits des Retailbankings.
Bedeutung der Banklehre nimmt ab
„Eine Bankausbildung macht eigentlich nur Sinn, wenn man im Filialgeschäft arbeiten will oder noch nicht wirklich weiß, wo man hin will“, sagt Personalberater Patrick Riske von Fricke Finance & Legal in Frankfurt. Der klassische Weg Abi, Banklehre und anschließendes Studium habe in den zurückliegenden Jahren an Bedeutung verloren. Stattdessen würden junge Leute direkt ein wirtschaftswissenschaftliches Studium mit fürs Banking einschlägigen Schwerpunkten wählen und entsprechende Praktika absolvieren.
„Keiner unserer Kunden macht eine Bankausbildung bei einem Suchauftrag zur Voraussetzung“, erzählt Riske weiter. Vielmehr werde heute z.B. schon im höheren Private Banking von Beratern ein Studienabschluss verlangt.
„Der Stellenwert der Bankausbildung hat deutlich abgenommen“, beobachtet auch Personalberater Marcus Michel von Contagi in Frankfurt, der selbst eine solche Ausbildung hinter sich hat. Studium und Praktika hätten dagegen an Wert gewonnen. „Praktika sind das A&O. Eine Berufsausbildung wiegt auch nicht fehlende Praktika auf.“ Denn Praktika würden oft in sehr speziellen Bereichen erfolgen, die nicht Teil der Bankausbildung seien.
Dennoch würde Michel seinen Kindern auch in Zukunft eine Bankausbildung empfehlen: „Jede kaufmännische Ausbildung macht Sinn“, betont Michel. Dies werde heute durch das Abitur nach acht Jahren und die Aussetzung der Wehrpflicht sogar erleichtert. Allerdings sollte dies durch ein aufbauendes Studium oder einschlägige Fortbildungen ergänzt werden. Selbst wer im Filialgeschäft seine berufliche Zukunft sehe, sei mit aufbauenden Programmen wie dem Sparkassenwirt oder dem Bankbetriebswirt gut beraten. Riske wiederum sieht immer häufiger alternative Ausbildungsberufe wie den Investmentfonds-Kaufmann, der stärker auf Kapitalmarktprodukte ausgerichtet sei.
Akademiker auf dem Vormarsch
Die Frankfurt School of Finance & Management beobachtet, dass die Zahl der Studenten abnimmt, die parallel dazu eine Ausbildung machen oder berufsintegriert studieren. „In der Hochphase hatten wir hier in einem Jahr 120, heute sind es etwa 50“, erläutert der Vizepräsident der Frankfurt School Ingolf Jungmann. Dagegen sei der Anteil der Studenten, die direkt nach dem Abi ein Studium aufnehmen, „steil“ angestiegen. Jungmann betont unterdessen, dass auch generell die Studienneigung zugenommen habe.
Die Sparkassen stellen die meisten Ausbildungsplätze zu Verfügung. Von daher verwundert es kaum, dass der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hierin immer noch die „erste Stufe einer Karriere in der Sparkasse” sieht. Doch auch der Dachverband der Sparkassen stellt fest: „Gleichzeitig steigt der Anteil der Akademiker stetig an – insbesondere durch die Absolventen der sparkasseneigenen Hochschule in Bonn. Hier besuchen knapp 1000 Mitarbeiter aus den Sparkassen berufsbegleitend Bachelor- und Masterstudiengänge, die auf der Bankkaufmann-Ausbildung und den weiteren Qualifikationen zum Sparkassenwirt und -betriebswirt aufsetzen.” Bachelor ohne vorherige Bankausbildung brächten nicht die gleiche „Arbeitsplatzfähigkeit” mit.
Bankkaufleuten wird dennoch die Arbeit nicht ausgehen
Jungmann rechnet indes damit, dass die Bankausbildung weiterhin attraktiv bleibe. Es werde auch in Zukunft genügend Arbeit für eine generalistische berufspraktische Ausbildung geben, wie sie der Bankkaufmann biete. Dagegen hätten sich die Hoffnungen in den Investmentfonds-Kaufmann nicht bewahrheitet. „Das ist ein Flop“, kommentiert Jungmann.
Manche Banken namentlich aus dem Genossenschafts- und dem Sparkassensektor würden sogar gerne Realschulabsolventen einstellen. „Die finden aber leider nicht genügend geeignete Bewerber“, erzählt Jungmann. Umgekehrt würden – namentlich im Filialgeschäft – Hochschulabsolventen nicht überall auf offene Türen stoßen. „Es gibt da keine ausgeprägte Neigung, Bachelor einzustellen.“
Der DSGV bestätigt, dass es schwieriger werde in bestimmten Regionen die Ausbildungsplätze mit qualifizierten Bewerbern zu besetzen. „Insgesamt entsprach im letzten Jahr die Zahl der geschlossenen Ausbildungsverträge aber weigehend den geplanten Ausbildungsplätzen in den Instituten.”
Banklehre kann in den Vorstand führen – aber nur mit Zusatzqualifikation
„Es gibt in der Sparkasse keine Bereiche, die ausschließlich mit Akademikern besetzt werden”, heißt es unterdessen vom DSGV. „Gleichwohl ist der Trend erkennbar, dass Bachelor- und Masterabsolventen insbesondere in den Stabsbereich einer Sparkasse sowie in die gehobene Kundenberatung bzw. ins Firmenkundengeschäft streben.”
Für die Vorstandsfunktionen der Sparkassen würden Nachwuchskräfte den Weg über das interne Management-Programm wählen. Dazu würde die Management-Akademie in Bonn eine knapp zweijährige Qualifikation auf Masterniveau anbieten.
Jungmann weiß unterdessen, dass es eine Reihe von Aufgaben in Banken gebe, wo ohne Studienabschluss schlechte Chancen bestehen. „Wer international oder in Stabstellen, im Investment Banking oder dem Risikomanagement arbeiten möchte, kommt um ein Studium kaum herum.“
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