Eine Absage von einer Investmentbank zu erhalten, stellt wahrlich keine Schande dar. So lehnt Goldman Sachs 96 Prozent der Bewerbungen auf Juniorpositionen ab. Morgan Stanley lässt sogar 98 Prozent der Bewerbungen um eines der begehrten Sommerpraktika im Papierkorb verschwinden. Doch auch die meisten berufserfahrenen Bewerber erhalten postwendend eine Absage. Über die Gründe haben wir mit den Hiring Managern von Banken gesprochen. Dazu mussten wir ihnen allerdings Anonymität zusagen.
1. Unrealistische Gehaltsvorstellungen
Im Investmentbanking – besonders in den oberen Vergütungsklassen – haben die Grundgehälter in den zurückliegenden Jahren kräftig zugelegt. Damit sind die Investmentbanken der EU-Regelung begegnet, wonach die Boni bei 100 bzw. 200 Prozent der Gehälter gedeckelt werden. Diese Entwicklung scheint die Fantasie so manchen Bankers übermäßig zu beflügeln. Laut einem Hiring Manager aus London stellen übertriebene Gehaltsforderungen einen der Hauptgründe für die Ablehnung dar. „Jeder glaubt, dass so riesige Gehälter für Jobs normal wären, auch wenn sich nur ein paar Leute auf diesem Level befinden. Viel zu viele Kandidaten sind ziemlich unrealistisch.“
2. Sie passen nicht zur „Diversity“
Auch die sogenannte „positive Diskriminierung“ ist illegal. Keine Bank wird also zugeben, dass ein Kandidat nicht zum Zuge kam, weil er weiß und männlich war – was bei Banken ja häufiger vorkommen soll. Dennoch gesteht ein Head of Recruitment, dass dies bei Direktbewerbungen durchaus zum Problem werden könne.
„Wenn wir uns auf die Bewerbungen über unsere Website verlassen, dann bekommen wir keine besonders ‚diverse‘ Reihe an Kandidaten. „Aus diesem Grund tendieren wir dazu Headhunter zu nutzen, die uns einen Pool ‚diverser‘ Kandidaten vorlegen, wie wir es benötigen.“
Da sich zahlreiche weiße, männliche Kandidaten über die Website bewerben, würden die Banken verstärkt Personalvermittler zur Gewinnung von Frauen und Minderheiten einsetzen. Im August berichtete das englische Branchenfachblatt Financial News sogar, dass die Lloyds Bank in Großbritannien sämtliche männliche Kandidaten aus den Bewerberlisten gestrichen habe.
3. Sie passen nicht vollständig zum Anforderungsprofil
Auch wenn viele Banken aus Kostengründen verstärkt auf eigenes Recruitment setzen, kommen noch längst nicht mehr Seiteneinsteiger zum Zuge. Einige Banken bitten Kandidaten sogar ihren Lebenslauf auf der Website in der Hoffnung hochzuladen, dass etwas Passendes dabei sein könnte. Laut einem Recruiter lägen Ihre Jobchancen dann „in Gottes Hand“.
4. Sie stehen nicht für die Unternehmenswerte
Für die richtigen Werte zu stehen, wird heutzutage immer wichtiger. Vor allem müssen die gezeigten Werte des Kandidaten zu denen der Bank passen. So propagiert die Deutsche Bank bereits seit einiger Zeit einen Kulturwandel. Wer sich da nicht anpasst, hat schnell verloren. Daher sollten sich Interessenten bereits vor der Bewerbung intensiv mit der (offiziellen) Unternehmenskultur des potenziellen Arbeitgebers auseinandersetzen.
5. Sie versuchen eine Beförderung herauszuschlagen
So mancher Kandidat versucht eine Beförderung über einen Arbeitgeberwechsel zu erreichen. Doch dies fällt heute immer schwieriger. Ein Global Head of Recruitment einer anderen Bank geht sogar davon aus, dass viele Kandidaten lediglich ihr Glück versuchen. „Sie bewerben sich auf Positionen oberhalb ihrer aktuellen Berufsbeschreibung und glauben, wir seien flexibel genug, um sie einzustellen“, erzählt er. „Manchmal sind wir das auch, aber nur selten.“
6. Sie haben seinen schlechten Ruf
Haben Sie sich im vergangenen Monat bei derselben Bank auf zehn verschiedene Stellen beworben? Haben Sie dabei auch wiederholt in der Personalabteilung angerufen? Dann besteht die Gefahr, dass sie auf einer offiziellen oder inoffiziellen schwarzen Liste landen. „Es gibt Leute, die rufen immer wieder an“, klagt ein Recruiter. „Das sollten sie unterlassen.“