Unter dem Oberbegriff Investmentbanken tummeln sich Institute mit ganz unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Wenigstens drei bis vier lassen sich unterscheiden. Diese Auffassung vertritt zumindest die auf Finanzdienstleistungen spezialisierte Strategieberatung Tricumen. Demnach gibt es globale und regionale Universalbanken, eine Kombination aus elektronischem Handel und dem Geschäft mit hohen Margen sowie die Kombination von globalem Investment Banking und Wealth Management.
Kein Modell geht als eindeutiger Sieger hervor. Vielmehr haben alle vier ihre speziellen Vor- und Nachteile. Das Strategiepapier von Tricumen verdient sicherlich eine nähere Beschäftigung. Für welchen Typ sollten Sie also arbeiten?
1. Die globalen Investment Banken: Deutsche Bank, Bank of America, Citigroup, HSBC und J.P. Morgan
Vorteile: Es gibt Skaleneffekte. Die Banken können ihre IT-Plattformen und ihre Operations-Teams für das Kapitalmarktgeschäft, das Transaction Banking und das Corporate Banking nutzen. Darüber hinaus profitieren diese Banken vom Cross-Selling. Dienstleistungen aus Investment-, Transaction- und Corporate Banking können an die gleichen Kunden vertrieben werden. Während das Investmentbanking vor allem mit den Vorstandsvorsitzenden und den Finanzchefs der Unternehmen zu tun hat, konzentriert sich das Corporate Banking auf das Treasury. Darüber hinaus profitieren die globalen Investmentbanken von den Einlagen ihrer Firmenkunden.
Nachteile: Globale Investmentbanken generieren zwar hohe Erträge, erwirtschaften eine solide Eigenkapitalrendite und verzeichnen nur eine vergleichsweise geringe Volatilität ihres Geschäfts. Allerdings können sie sich zu bürokratischen Ungetümen auswachsen, worüber sich immer wieder Mitarbeiter beklagen.
2. Die Kombination globaler Investmentbanken mit Wealth Management: UBS, Credit Suisse und Morgan Stanley
Vorteile: Zwischen dem Investment Banking und der Vermögensverwaltung für höchst wohlhabende Kunden (UHNWI) gibt es viele Synergien. Denn die Bedürfnisse von Großunternehmen und superreichen Privatkunden sind ganz ähnlich. Außerdem kommen Investmentbanker mit vielen Unternehmern und Firmenkapitänen zusammen, die auch fürs Wealth Management interessant sind. Auch hier können IT- und Abwicklungsplattformen gemeinsam genutzt und hohe Kundeneinlagen generiert werden.
Nachteile: Das Ertragspotenzial dieses Geschäftsmodell ist meist niedriger als bei den Banken des ersten Typs, während die Volatilität höher ausfällt. Banken dieses Typs tendieren zu einer Risikoaversion und verabschieden sich wie die UBS teilweise aus dem Fixed Income-Geschäft. Darüber hinaus wird von Machtkämpfen zwischen Investmentbankern und den Mitarbeitern des Wealth Managements berichtet – oder im Falle von UBS und Credit Suisse – zwischen einer angelsächsischen und Schweizer Unternehmenskultur.
3. Kombination zwischen elektronischem Handel und margenstarkem Geschäft: Goldman Sachs
Vorteile: Hierbei handelt es sich um das innovativste der genannten Geschäftsmodelle. Dabei dreht sich alles um die Kombination der Geschäfte mit hohen Volumen, aber niedrigen Margen, mit dem Geschäft mit hohen Margen, aber auch höherem Einsatz von Eigenkapital und dem Eingehen höherer Risiken. Obgleich das hoch volumige Geschäft möglichst elektronisch abgewickelt wird, arbeiten sie doch auch mit anspruchsvollen Kunden an anspruchsvollen Ausgaben zusammen. Ergänzt wird das Geschäftsmodell ums Wealth Management.
Nachteile: Die Ertragsvolatilität kann ziemlich hoch ausfallen. Daher hängt dieses Geschäftsmodell von einem exzellenten Risikomanagement ab.
4. Regionale Universalbanken: Hypo Vereinsbank, BNP Paribas, Société Générale, Barclays, RBS, Standard Chartred und Wells Fargo
Vorteile: Regionale und globale Universalbanken weisen eine gewisse Ähnlichkeit auf, wobei erstere sich auf ihre Heimatmärkte konzentrieren. Auch sie können sehr effizient aufgestellt sein und ein umfangreiches Firmenkundengeschäft aufweisen. Die Beschränkung auf Kernmärkte hilft Komplexität und Regulierungsdichte zu verringern.
Nachteile: Falls die Kernmärkte jedoch in eine wirtschaftliche Krise geraten wie etwa in Südeuropa, dann kann die regionale Orientierung schnell zum Bumerang werden.