Die Halbjahreszahlen der Deutschen Börse lassen aufhorchen. Eigentlich will der Börsenbetreiber kräftig sparen. So will das Unternehmen die jährlichen Personal- und Sachkosten um 70 Mio. Euro senken, wovon allein auf das Personal 25 Mio. Euro entfallen. Insgesamt werden dem Rotstift 140 Stellen zum Opfer fallen. Ursprünglich sollte sich der Abbau sogar auf 200 Stellen erstrecken.
Doch die offiziellen Mitarbeiterzahlen sprechen eine andere Sprache. Demnach beschäftigte die Deutsche Börse im ersten Halbjahr konzernweit 3738 Mitarbeiter, was 110 Angestellte mehr als im Vorjahreszeitraum sind.
Offenkundig werden bei dem Unternehmen mehr Stellen geschaffen als gestrichen. So will die Deutsche Börse im außerbörslichen Clearinggeschäft (OTC) wachsen. „In Wachstumsprojekten wie dem OTC-Clearing wird Personal eingestellt“, sagte ein Unternehmenssprecher. Auch in bestimmten Bereichen der Tochter Clearstream würden Stellen geschaffen.
Die Personalkosten kletterten im ersten Halbjahr sogar um 31 Prozent auf 272,6 Mio. Euro. Für jeden Beschäftigten ließ die Deutsche Börse also rund 73.000 Euro springen. Im Vorjahreszeitraum waren es lediglich gut 57.000 Euro gewesen.
Dennoch gibt es keinen Grund für die Mitarbeiter, die Sektkorken knallen zu lassen. Denn laut dem Unternehmenssprecher sind im Personalaufwand 60 Mio. Euro an Sonderkosten enthalten, die u.a. auf Abfindungszahlungen im Rahmen des Personalabbaus zurückgehen.
Aufgrund der immer noch schwachen Handelsaktivitäten sanken die Nettoerlöse im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht auf 497 Mio. Euro. Die Restrukturierungskosten von insgesamt 90 bis 110 Mio. Euro verhagelten indes das Ergebnis. Der Vorsteuergewinn (EBIT) purzelte um 8 Prozent auf 256,2 Mio. Euro.
Finanzvorstand Gregor Pottmeyer zeigte sich mit dem Ergebnis dennoch zufrieden. „Die Implementierung der im Februar 2013 angekündigten Effizienzmaßnahmen verläuft planmäßig. Das Unternehmen ist damit gut positioniert, den Ausbau der Infrastruktur und die Erschließung neuer Wachstumsfelder konsequent weiter voranzutreiben“, sagte Pottmeyer.
