McKinsey & Co ist in der Strategieberatung das, was Goldman Sachs fürs Investment Banking darstellt: Sie ist größer als ihre beiden Hauptrivalen Boston Consulting Group und Bain & Co. und sie ist geheimnisumwittert. Doch was müssen Bewerber überhaupt mitbringen, um bei McKinsey eine Chance zu bekommen? Wir haben mit Brian Rolfes gesprochen, der als McKinsey-Partner für das weltweite Recruitment verantwortlich zeichnet.
Wo befinden sich eigentlich die ,Einstiegspunkte’ zu McKinsey? Bringen die meisten Einsteiger einen Bachelor oder schon einen MBA mit? Wann ist der beste Zeitpunkt, um sich bei Ihnen zu bewerben?
Im vergangenen Jahrzehnt haben wir unsere globale Repräsentanz ausgeweitet. Mittlerweile beschäftigen wir mehr als 10.000 Consultants in über 100 Niederlassungen in über 60 Ländern, mit gut 20 Branchen-Practices, sieben funktionalen Practices und verschiedenen neuen Kundenserviceeinheiten, wozu McKinsey Solutions, McKinsey Digital und McKinsey Implementation gehören. Dieser Ausbau bedeutet auch, dass wir die Ausbildungen und Berufserfahrungen, nach den wir suchen, erweitert haben. Damit gibt es auch eine wachsende Zahl an Chancen und Einstiegspunkten bei McKinsey.
Viele Leute beginnen bei uns nach ihrem Bachelor-Abschluss und wir gewinnen auch Talente von den weltbesten MBA-Hochschulen. Es gibt aber auch Leute, die bei uns mit Promotion oder mit Masterabschlüssen jenseits der Betriebswirtschaftslehre anfangen. Wir suchen auch zunehmend nach berufserfahrenen Kandidaten mit unterschiedlichen Hintergründen: Dazu gehört z.B. jemand mit einem BWL-Abschluss, der in Operations gearbeitet hat, oder auch ein Ingenieur, der mehrere Jahre in der Pharmabranche verbracht hat.
Bevorzugen Sie Absolventen, die vorher ein Praktikum bei Ihnen absolviert haben? Wie hoch fällt ihr Anteil an den Neueinstellungen aus?
Wir stellen Leute aus allen Lebenswegen ein und suchen Bewerber, die Neugier, Leidenschaft fürs Problemlösen sowie Teamfähigkeit mitbringen. Neueingestellte mit vorheriger Berufserfahrung akklimatisieren sich und verstehen die Erwartungen und Normen vom ersten Tag an.
Viele der Neueingestellten kommen direkt aus dem Bachelor-Studium; ein bedeutender Anteil bringt aber auch weiterführende Abschlüsse mit mehreren Jahren Berufserfahrung mit.
Sind Sie offen für Bewerbungen von Leuten, die Berufserfahrung bei Banken oder Finanzdienstleistern gesammelt haben?
Wir suchen auf jeden Fall Menschen, die bereits in den Finanzdienstleistungen gearbeitet haben und darüber nachdenken, ihre Kompetenzen und Berufserfahrung bei McKinsey einzubringen.
Wie sehen bei Ihnen die Vorstellungsgespräche für Einsteiger und berfahrene Kandidaten aus? Was ist bei McKinsey besonders?
Ein Vorstellungsgespräch bei McKinsey besteht aus zwei Teilen: Einem persönlichen Gespräch und einer Fallstudie. Im persönlichen Gespräch werden die Kandidaten nach ihrer bisherigen Berufserfahrung gefragt, besonders nach Situationen, in denen sie Führungs- und Problemlösungskompetenz gezeigt haben, die entscheidend für den Erfolg sind.
Wir glauben, dass der beste Weg zur Prüfung von Problemlösungskompetenz in der Besprechung eines realen Geschäftsproblems von McKinsey mit dem Kandidaten besteht. Das hilft uns zu verstehen, wie der Kandidat ein schwieriges, oft vielschichtiges Geschäftsproblem angeht, wie er entscheidet, welche Probleme wichtig sind, wie er mit Fakten und Daten umgeht, Schlussfolgerungen und Empfehlungen formuliert.
Welches stellt Ihre Lieblingsfrage in einem Vorstellungsgespräch dar und warum?
Da die Vorstellungsgespräche bei McKinsey sich um die persönliche Berufserfahrung und die Fallstudie drehen, gibt es keine Fragen, auf die sich Kandidaten vorbereiten müssten. Vielmehr sollten sich Bewerber unsere „Candidate Interview Videos” anschauen, um von den McKinsey-Angestellten selbst zu hören, wie sie sich auf ihre Vorstellungsgespräche vorbereitet haben, was ihnen daran gefiel und was sie gerne vorher gewusst hätten…