Mit einem breiten Grinsen eröffnete Commerzbank-Chef Martin Blessing seine letzte Jahrespressekonferenz vor seinem Ausscheiden im Herbst. Tatsächlich können sich die Ergebnisse auf den ersten Blick sehen lassen. Denn gegenüber dem Vorjahr verdreifachte sich das Vorsteuerergebnis der Bank auf 1,8 Mrd. Euro. Auch nach Steuern steht ein Reingewinn von über 1 Mrd. Euro. „Damit haben wir seit fünf Jahren erstmals wieder einen Jahresgewinn erwirtschaftet“, jubilierte Blessing und schlug gleichzeitig eine Dividende von 20 Cent vor.
Doch bei näherer Betrachtung hat auch die Commerzbank mit dem rauen Marktumfeld zu kämpfen. So geriet die Mittelstandsbank als Geldmaschine des Konzerns merklich ins Stottern. Der Vorsteuergewinn der Sparte purzelte um 13,2 Prozent auf keine 1,1 Mrd. Euro. Die Erträge gingen um 6,9 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro zurück, wofür die Bank die niedrigen Zinsen verantwortlich machte. Gleichzeitig kündigte Blessing an, das Europageschäft zu forcieren. Als Vorbild verwies er auf den erfolgreichen Einstieg in den Schweizer Markt.
Auch im Investment Banking ging es wie bei vielen Konkurrenten bergab. Der Vorsteuergewinn von Corporates & Markets fiel um 18,1 Prozent auf 553 Mio. Euro, wobei die Erträge mit 2 Mrd. Euro stabil blieben. Die Erträge im Geschäft mit Rohstoffen lagen mit 595 Mio. Euro knapp über Vorjahresniveau. Schwächer lief es hingegen im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Devisen, wo die Erträge um 2,7 Prozent auf 428 Mio. Euro nachgaben. Das bessere Währungsgeschäft habe das schwächere Geschäft mit Zins- und Kreditprodukten nicht ausgleichen können. In Corporate Finance bekam die Bank die niedrigen Zinsen zu spüren.
Unterdessen verzeichnete die Commerzbank Erfolge im Privatkundengeschäft, wo der Vorsteuerprofit um zwei Drittel auf 751 Mio. Euro zulegte und die Erträge um 7,7 Prozent auf 3,7 Mrd. Euro kletterten.
Kurz vor seinem Abgang zog Blessing noch einen Schlussstrich unter die interne Bad Bank, die unter dem Namen Non Core Assets firmiert. Das Portfolio wurde im vergangenen Jahr schneller als geplant um 21 Mrd. auf 63 Mrd. Euro reduziert. Damit wurden in den zurückliegenden drei Jahren 100 Mrd. problematischer Assets abgebaut. Das restliche Portfolio will Blessing auflösen und in die Kernbank integrieren. In den vergangenen Jahren hatten die Verluste der Bad Bank regelmäßig die Erfolge in der Mittelstandsbank und im Investment Banking aufgezehrt. Binnen Jahresfrist halbierten sich die Verluste in Non Core Assets auf 412 Mio. Euro, was einen wesentlichen Beitrag zum Gesunden der Bank leistete.
Stolz verkündete Blessing denn auch, dass die meisten der bis Ende 2016 gesetzten Ziele bereits in 2015 erreicht wurden. Lediglich bei der Kostenquote musste Blessing ein Scheitern eingestehen. Die Aufwands-Ertragsquote liegt mit 72 Prozent deutlich über den avisierten 60 Prozent. „Ich halte es aus heutiger Sicht für unwahrscheinlich, dass wir das bis Ende 2016 erreichen werden“, prophezeite Blessing. Für die Entwicklung machte Blessing die niedrigen Zinsen und die hohen Regulierungskosten verantwortlich. Die Mitarbeiter dürfte dies beruhigen, wird damit doch ein weiterer Kahlschlag beim Personal ausgeschlossen.
Leider stellt die Commerzbank kaum Daten zu Beschäftigung und Vergütung zur Verfügung. Doch so viel ist klar: Der Personalaufwand stieg leicht um 1,5 Prozent auf 3,9 Mrd. Euro. Angesichts des erfolgten Stellenabbaus dürften die Mitarbeiter zumindest ein kleines Plus in ihren Portemonnaies registrieren.