Einmal im Jahr legt die Deutsche Bank ihren Personalbericht vor, der von der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert wird – zu Unrecht. Denn das 40seitige Konvolut gewährt tiefe Einblicke in die Personalpolitik der Deutschen Bank. Damit stellt es für Mitarbeiter des Konzerns und alle, die es vielleicht einmal werden wollen, geradezu eine Pflichtlektüre dar. Hier die spannendsten Fakten:
Kaum ein deutscher Mitarbeiter verlässt die Deutsche Bank freiwillig
Die Fluktuation im Konzern steigt. 2015 haben 7,3 Prozent der Mitarbeiter der Deutschen Bank aus eigenem Antrieb gekündigt, damit hat sich der Anteil seit 2012 um 1,1 Prozentpunkte erhöht. Dies zeugt für eine sinkende Mitarbeiterzufriedenheit. Angesichts der Restrukturierung stellt dies auch keine Überraschung dar.
Ein Blick in die regionalen Verhältnisse vermittelt indes ein anderes Bild. So haben in Deutschland in 2015 gerade einmal 1,6 Prozent der deutschen Mitarbeiter die Kündigung ausgesprochen, was einen sehr niedrigen Wert darstellt. In anderen Weltregionen fällt die Treue zur Deutschen Bank deutlich geringer aus. So haben im asiatisch-pazifischen Raum im vergangenen Jahr immerhin 18,1 Prozent sämtlicher Mitarbeiter abgemustert.
Gute Chancen für Hochschulabsolventen
Für Absolventen stellte 2015 ein gutes Jahr dar. Die Deutsche Bank heuerte 766 Mitarbeiter frisch von der Uni an, was rund ein Drittel mehr als im Vorjahr waren. Dies sei eine der „höchsten Absolventenzahlen“ überhaupt, heißt es im Personalbericht. Bleibt zu hoffen, dass dieser Trend anhält. Besonders gesucht wurden Absolventen mit profunden IT-Kenntnissen und angehende Investmentbanker.
In Deutschland wird das Gros der offenen Stellen intern besetzt
Die Deutsche Bank stellt schon so etwas wie einen Closed Shop dar – allerdings nur in Deutschland. Denn hierzulande wurden im abgelaufenen Jahr 60 Prozent der offenen Stellen intern besetzt. Für externe Bewerber oder Headhunter boten sich also vergleichsweise wenige Chancen. Jenseits der deutschen Grenzen zeigt sich ein anderes Bild. Weltweit gelang es der Bank lediglich, gut ein Drittel der offenen Stellen intern zu besetzen. Da das Gros der Mitarbeiter jedoch in Deutschland beschäftigt ist, fällt die Quote im Ausland noch deutlich geringer aus. Die besten Chancen auf einen Job bei der Deutschen Bank herrschen also im Ausland.
Karrierevorteil Frau
Die Deutsche Bank hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 den Anteil weiblicher Führungskräfte deutlich zu steigern. Dann sollen 20 Prozent der Manager auf der ersten Ebene unter dem Vorstand weiblich sein und sogar 25 Prozent auf der zweiten Ebene. Aktuell liegen die Werte bei 17,9 und 15,3 Prozent. Die Deutsche Bank halt also noch deutlichen Nachholbedarf. Die Karrierechancen von Bankerinnen fallen derzeit jedenfalls deutlich besser als die ihrer männlichen Kollegen aus.
Interessant ist weiter, wie der Anteil weiblicher Neueinstellungen mit den Karriereebenen sukzessive abnimmt. In 2015 waren von 100 neuangestellten Associates 36 Frauen und 64 Männer. Bis zu den Managing Directors verringert sich diese Quote auf 24 zu 76. Diese Zahlen sprechen dafür, dass viele Frauen in ihrer Karriere einen Babyknick erleben.
In Deutschland regieren die Methusalems
In kaum einem Land halten die Mitarbeiter der Deutschen Bank so lang die Treue wie in Deutschland. Hier belief sich die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit auf 18,5 Jahre. Zum Vergleich: International sind es gerade einmal 12,9 Jahre.
Kein Wunder, dass die Mitarbeiterschaft nirgendwo so betagt wie in Deutschland ist. In 2015 zählte der durchschnittliche Deutsche Bank-Mitarbeiter 44,3 Lenze. Vier Jahre zuvor waren es noch 42,9 Jahre gewesen. Dagegen lagt das Durchschnittsalter im restlichen Europa, dem Mittleren Osten und Afrika bei 39,8 Jahren. Im asiatisch-pazifischen Raum waren es gar nur 33,6 Jahre.
Lernen Sie die Compliance zu lieben
Die stolze Zahl von gut 907.000 Fortbildungsmaßnahmen veranstaltete die Deutsche Bank im abgelaufenen Jahr, wovon über 703.000 auf Regulierung und Compliance entfielen. Dies bedeutet, dass rein rechnerisch jeder Beschäftigte an fast sieben derartigen Schulungen teilgenommen hat. Für eine Karriere im Banking müssen Sie also lernen, die Regulierung und Compliance zu lieben zu lernen.