Die jüngsten Flutkatastrophen scheinen die deutschen Rückversicherungen wegzustecken. So gab der Konzernüberschuss der Munich Re im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum lediglich um 4,5 Prozent auf 1,522 Mrd. Euro nach. In der Rückersicherungssparte des Konzerns purzelte der Reingewinn um 13,9 Prozent auf 230 Mio. Euro, wie das Unternehmen am heutigen Mittwoch (7. August) meldete.
Die Belastungen aus dem Hochwasser bezifferte der Konzern auf etwa 230 Mio. Euro. Dennoch gibt sich Munich Re-Chef Nikolaus von Bomhard für den Rest des Jahres zuversichtlich. „Mit diesem Halbjahresgewinn sind wir auf dem guten Weg, unsere Zielmarke von annähernd 3 Mrd. Euro zu erreichen.“
Allerdings wird die Nummer 1 im weltweiten Rückversicherungsgeschäft von der deutlich kleineren Hannover Re geschlagen. Hier kletterte der Reingewinn sogar leicht um 0,6 Prozent auf 408 Mio. Euro, wie das Unternehmen ebenfalls heute mitteilte. Bei den Hannoveranern belastete die Flutkatastrophe das Ergebnis mit rund 137 Mio. Euro.
Das Geschäftsmodell der Rückversicherungen scheint jedenfalls nachhaltig zu sein. Während Banken und Erstversicherer reihum auf die Kostenbremse treten und Personal abbauen, werden bei den Rückversicherungen neue Stellen geschaffen. Die Hannover Rück beschäftigte im ersten Halbjahr durchschnittlich 2354 Mitarbeiter, im Vorjahresmittel waren es lediglich 2263 gewesen. Mithin hat das Unternehmen rund 90 Stellen neu geschaffen – ein Plus von immerhin 4 Prozent.
Welchen Umfang der Stellenaufbau tatsächlich hat, zeigt sich erst im langjährigen Vergleich. So verdoppelte sich die Mitarbeiterzahl innerhalb von 15 Jahren sogar. 1998 waren gerade einmal 1205 Mitarbeiter bei der Hannover Rück beschäftigt.
Bei der Munich Re zeigt sich ein ganz ähnliches Bild, obgleich der Aufbau etwas moderater ausfällt. Seit Jahresbeginn haben die Münchner 136 neue Stellen geschaffen. Insgesamt beschäftigte die Munich Re in ihrer Rückversicherungsparte per Ende Juni 11.230 Mitarbeiter. Vor fünf Jahren waren es noch 10.795 gewesen.
Obgleich die Rückversicherungsbranche bei der Geschäftsentwicklung und bei den Mitarbeiterzahlen überzeugen kann, herrscht hier doch kein eitel Sonnenschein. So wendete die Hannover Rück im ersten Halbjahr für ihre Mitarbeiter 112,1 Mio. Euro auf. Für jeden Angestellten ließen die Hannoveraner also durchschnittlich knapp 47.700 Euro springen.
Da zeigen sich die Banken weitaus großzügiger. Der Personalaufwand pro Kopf belief sich z.B. bei der Deutschen Bank auf etwa 69.500 Euro und auch die HVB lässt mit 48.200 Euro mehr für die Mitarbeiter springen. Da in diesen Zahlen auch sämtliche Filialmitarbeiter enthalten sind, dürfte der tatsächliche Gehaltsabstand wesentlich umfangreicher ausfallen.
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