Kleine Bank mit großen Plänen. Während die Großbanken reihum Personal vor die Tür setzen, baut die Hamburger Privatbank ihr Investment Banking weiter aus. Von dem Stellensegen profitiert vor allem der Standort London in der Threadneedle Street.
„Ein Großteil unserer Neueinstellungen finden antizyklisch statt. Wir haben ein Analyse-Team für Bergbauunternehmen aufgebaut, als fast jede andere Bank in dem Sektor abbaute“, versichert Laura Janssens, Co-Head Equity Research bei Berenberg. Von den rund 1300 Mitarbeitern der Bank sind etwa 270 in London beschäftigt. Insgesamt zählt das Investment Banking ca. 330 Angestellte weltweit.
In den zurückliegenden Monaten fanden Einstellungen vor allem in der Aktienanalyse statt. Im vergangenen Jahr hat Berenberg das sogenannte „Thematics Team“ unter der Leitung von Nick Anderson eingerichtet, das im kommenden Halbjahr auf acht Mitarbeiter verdoppelt werden soll. Darüber hinaus wurden drei Analysten für Aktien aus den Schwellenländern eingestellt. Überdies sollte das Team für mittelgroße britische Werte von fünf auf acht Mitarbeiter verstärkt werden.
Janssens rechnet damit, dass aufgrund der „Entflechtung“ des Researchs im Zuge der Umsetzung von MiFID II der Bedarf an qualitativ hochwertigen Analysen steigen wird. „Was uns betrifft, stellt alles eine Chance dar, was zu mehr Sorgfalt und qualitativeren Analysen führt“, ergänzt sie.
Eine antizyklische Personalpolitik biete unterdessen große Vorteile. „Es gibt eine Menge Leute, die aufgrund des Abbaus bei unseren Mitbewerbern unzufrieden sind und wir haben uns eine Reputation als Arbeitgeber erworben, der gerne Qualitätsanalysen produziert“, sagt Janssens.
Insgesamt will Berenberg im laufenden Jahr 15 neue Stellen im Research schaffen. Weiter wollen die Hamburger den Aktienhandel in den USA ausbauen und auch in London Sales & Trading-Positionen schaffen. Für das Research sollen überdies 26 Absolventen in 2016 angeheuert werden.
Im vergangenen Jahr hat Berenberg für jeden Beschäftigten rund 140.000 Euro springen lassen, womit das Institut besser als das Deutsche Bank-Investment Banking mit 132.000 Euro zahlt, aber schlechter als Goldman Sachs mit umgerechnet 264.000 Euro.
Wer bei Berenberg anfangen will, muss sechs bis acht Vorstellungsgespräche mit Janssens und dem Head of Equities David Mortlock bestehen. Doch was müssen Kandidaten überhaupt mitbringen? Laut Janssens gebe es so etwas wie einen perfekten Kandidaten nicht. „Wir suchen nicht nach einem ganz bestimmten Persönlichkeitstyp. Wir wollen Leute, die interessante Ansichten zu Aktien haben, die falsch bewertet sind“, sagt sie. „Die einzige Gemeinsamkeit unserer Analysten besteht darin, dass sie Leidenschaft mitbringen und von ihren Sektoren fast schon besessen sind.“ Berufserfahrung aus anderen Branchen kann von Vorteil sein. „Wir versuchen auch Leute einzustellen, die bereits in anderen Sektoren gearbeitet haben wie etwa in der Wirtschaftsprüfung, der Beratung oder der Industrie und die enger mit Kunden zusammenarbeiten wollen“, ergänzt Janssens.