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„Ich habe meinen Tradingjob bei Goldman Sachs aufgegeben, weil mir langweilig war“

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Pünktlich zur Finanzkrise hat Adam French im Sommer 2007 im Derivatehandel von Goldman Sachs angefangen. Nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers hat er eine wahre Achterbahnfahrt der Märkte miterlebt. Es handelte sich um die volatilsten Märkte der jüngeren Geschichte.

„Jeden Tag gab es eine neue riesige Herausforderung. Ich hatte den Eindruck, dass die Welt von Woche zu Woche ihrem Ende immer ein wenig näher kam – das stellte schon eine Lehre dar“, sagt er heute rückblickend. „In 2014 bin ich dann zu Rohstoffen gewechselt, wo es null Volatilität gab. Das war stabiler, aber mir begann es auch ein wenig langweilig zu werden.“

Nach sieben Jahren bei Goldman Sachs hatte es French im Alter von 28 Jahren zum Executive Director gebracht. Damals entschloss er sich weiterzuziehen. Er beabsichtigte in die Fintech-Branche zu wechseln. Gemeinsam mit anderen Kollegen von Goldman Sachs gründete er einen Wealth Manager im Internet mit Namen Scalable Capital.

Florian Prucker, Patrick Pöschl und Erik Podzuweit – alle verließen vor rund zwei Jahren Goldman Sachs, um Scalable Capital zu gründen. Seither kamen Simon Miller und Peter Gaubatz hinzu. Der erste leitete den Handel mit Industriemetallen bei Barclays und der zweite war im Sales von BNP Paribas tätig.

„Fintech verändert sich. Sie benötigen nicht allein Fachkenntnisse, sondern auch ein Verständnis für das regulatorische Umfeld. Unsere Zeit bei Goldman Sachs hat uns geprägt, aber große Finanzdienstleister sind bei Innovationen einfach nicht schnell genug“, sagt French. „Darüber hinaus brauchen Sie auch Kapital und Unterstützung für Ihre Idee. Goldman Sachs in seinem Lebenslauf zu haben, öffnet einem dabei sicherlich viele Türen.“

Mittlerweile beschäftig Scalable Capital zehn Mitarbeiter in London, wobei es sich meistens um Leute mit Kundenkontakt handelt. Darüber hinaus arbeiten für das Unternehmen weitere 20 Mitarbeiter in München, die sich hauptsächlich mit der IT beschäftigen. Zwar preist sich London als Fintech-Hauptstadt der Welt an, doch laut French ließen sich Fachkräfte in Deutschland leichter finden und seien überdies günstiger.

„Wir wollten immer nach Deutschland gehen, um einen Zugang zum kontinentaleuropäischen Markt zu erhalten. London zählt überdies bei den IT-Talenten zu den teuersten Städten überhaupt“, erzählt French. „München ist dagegen immer noch ein guter Ort für Start-ups und es gibt dort hochqualifizierte IT-Talente zu vergleichsweise niedrigen Kosten.“

Je nach Risikoappetit der Kunden werden die Anlageklassen im Portfolio automatisch umgeschichtet. Denn je nach Marktsituation weisen die unterschiedlichen Anlageklassen unterschiedliche Risiken auf. Dennoch behalten die meisten Wealth Manager die Gewichtung der Anlageklassen bei, erläutert French. An diesem Punkt setzt die intelligente Technologie bei Scalable Capital an.

Da der Wechsel aus dem Trading zu Fintech mittlerweile recht verbreitet ist, schaut einen niemand mehr schräg an. Noch so viel Erfahrung im Trading versorge einen nicht mit den Managementqualitäten, wie sie für ein Fintech erforderlich sind. Daher falle die Lernkurve umso steiler aus.

„Einen sicheren, gut bezahlten Arbeitsplatz aufzugeben, stellte offensichtlich schon ein großes Risiko dar. In den vergangenen zwei Jahren musste ich lernen, wie man sein eigenes Geschäft führt, wie man ein Produkt entwickelt und – was am herausforderndsten gewesen ist – wie man Talente findet. Wir verfügen zwar über ein großes Netzwerk unter Investmentbankern, dennoch fällt uns das Recruitment immer noch sehr schwer“, gesteht French.


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