Ich verrate Ihnen ein kleines Geheimnis: Kürzlich wurde ich zur „Campus-Botschafterin“ einer Bank ernannt, bei der ich in diesem Sommer ein Praktikum absolvieren werde. Es handelt sich möglicherweise um eines der nützlichsten Dinge, die ich jemals unternommen habe.
Als Botschafterin bin ich von einer Praktikantin unter vielen an meiner Top-Uni zu etwas besonderem geworden. Plötzlich erhalte ich ultrawertvolle Zeit mit Vertretern von HR, Sales, Trading und der Investment Banking Division.
Als Campus-Botschafterin wurden mir Getränke, Einladungen auf einen Kaffee, Visitenkarten und Ratschläge von verschiedenen Führungskräften angeboten. All das hilft ungemein dabei, seinen Weg in eine der großen Investmentbanken zu bahnen.
Ein Praktikum bei einer Investmentbank zu erlangen, stellt sicher kein leichtes Unterfangen dar. Doch nur, weil Ihnen dieses kleine Kunststück gelungen ist, sollten Sie nicht davon ausgehen, am Ende auch ein Übernahmeangebot zu erhalten, denn wenigstens 33 Prozent erhalten kein Angebot. Daher hilft es, wenn man ein Unterscheidungsmerkmal besitzt, bevor das Praktikum beginnt. Die Senior Manager werden von 300 und mehr Praktikanten umschwärmt. Jeder davon kämpft um ein persönliches Gespräch mit ihnen in der Hoffnung, dass diese sich an sie erinnern, sobald die Jobs vergeben werden. Ein Campus-Botschafter zu sein, stellt dabei keine Jobgarantie dar, aber es gibt Ihnen einen weiteren Grund, sich mit Führungskräften zu unterhalten und einen guten Eindruck zu hinterlassen, was sich einmal auszahlen kann.
Campus-Botschafter zu sein, eröffnet Ihnen auch einen Zugang zu HR-Personal, was sich bei der Vergabe der Jobs als nützlich erweisen kann. Sie können zeigen, dass Sie zu demjenigen Menschenschlag zählen, mit dem sie gerne zusammenarbeiten. Sie können Ihre organisatorischen und kommunikativen Fähigkeiten beweisen und Sie können herausfinden, was ihnen wirklich gefällt. Bei der Bank, bei der ich anfange, handelt es sich um ein professionelles, aber humorvolles Team. Ich habe das Eis mit dem ein oder anderen netten Witz gebrochen – etwas das mir unmöglich gewesen wäre, wenn ich keine Campus-Botschafterin wäre. Ich habe Beziehungen zu denjenigen Leuten aufgebaut, die übers Heuern und Feuern entscheiden. Auch das sollte sich wieder zu meinem Vorteil wenden.
Doch was macht ein Campus Botschafter überhaupt? Meine Aufgabe besteht darin, die Praktikumsprogramme „meiner Bank“ auf dem Campus bekannt zu machen und den Studenten den Weg durch das Bewerbungssystem zu bahnen, was auf verschiedene Weisen geschehen kann.
Einige Campus-Botschafter bombardieren Facebook, um die Veranstaltungen und Praktika ihrer Bank bekanntzumachen. Meiner Meinung nach ist das wenig effektiv. Ich habe mir vielmehr auf Facebook diejenigen Studenten als Zielgruppe ausgeguckt, die sich an meiner Uni auf Finance konzentrieren, die Treffen der Finance-Gesellschaft und deren Präsidenten. Alles dreht sich um Effizienz. Man sollte sich auf diejenigen fokussieren, die tatsächlich an so etwas interessiert sind und die tatsächlich die Chance nutzen, wenn Sie ein Gesprächstermin beim Arbeitgeber erhalten. Dagegen sollten Sie die Leute, die gegen Sparpolitik protestieren und die Occupy-Typen vergessen, die diese Stellen ohnehin ausschlagen würden.
Wenn man sich auf die Leute konzentriert, die sich wirklich kümmern, dann gewinnt man mehr Aufmerksamkeit und Bewerbungen. In der Folge davon ernten Sie als Campus-Botschafter Applaus.
Doch wie wird man überhaupt Campus-Botschafter wie ich? Ich wurde von der HR angegangen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das von Bank zu Bank anders aussieht. Einige Banken erwarten, dass Sie sich eigenständig bewerben, andere suchen Sie aus, sobald Sie ein Praktikumsplatz erhalten haben. Es lohnt sich, daraufhin die Websites der Banken zu sichten oder aber die HR-Mitarbeiter zu fragen.
Bei Jessica Bradley handelt es sich um ein Pseudonym.