Der Finanzplatz Frankfurt hat in den vergangenen zehn Jahren gegenüber dem Erzrivalen London aufgeholt und Paris mittlerweile sogar abgehängt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Finanzplatz Frankfurt”, die die Helaba jetzt zum zehnten Mal vorgelegt hat. Vor allem bei der Beschäftigung glänzt Frankfurt mit einer relativen Stabilität.
Beschäftigung sinkt nur langsam
In den zurückliegenden Monaten wurden bei Frankfurter Banken diverse Personalabbaumaßnahmen verkündet. An der Spitze steht dabei der Umbau der Deutschen Bank. Dennoch prognostizieren die Helaba-Volkswirte für Ende 2017 eine Beschäftigung von rund 62.000 Bankern am Finanzplatz, was gerade einmal 1 Prozent weniger als im Hebst 2015 wären.
Den Hauptverantwortlichen für die im Vergleich zu Paris und London stabile Entwicklung sieht die Helaba in der Europäischen Zentralbank (EZB). Allein der Aufbau der einheitlichen europäischen Bankenaufsicht hat mindestens 1250 neue Stellen gebracht. „Frankfurt durchläuft im Vergleich der europäischen Bankenplätze eine recht solide Beschäftigungsentwicklung”, resümieren die Autoren der Studie.
Dennoch spielt London in einer ganz anderen Größenliga: Laut der Helaba waren bei den Banken in London Ende 2015 immerhin 144.000 Menschen beschäftigt. Für die gesamte Finanzbranche summierte sich die Beschäftigung sogar auf 400.000 Arbeitsplätze. In Paris wiederum purzelte die Beschäftigung in der Finanzbranche zwischen 2008 und 2013 um 8 Prozent auf 145.000 Mitarbeiter – was immer noch mehr als in Frankfurt ist.
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Verlagerung des Börsenhauptsitzes nach London wäre harter Schlag für Frankfurt
Die geplante Fusion der Deutschen Börse mit der Londoner Börse würde in Europa eine „Superbörse” entstehen lassen, was im internationalen Konzert ein Stärkung bedeuten würde. Die Wettbewerbsfähigkeit würde gegenüber den nordamerikanischen und asiatischen Finanzplätzen steigen.
Mit Sorge sehen die Helaba-Volkswirte jedoch, dass der Hauptsitz des Börsengiganten fortan London sein soll. Damit drohe Frankfurt als Börsenplatz „degradiert” zu werden. Allerdings ist die geplante Fusion noch nicht durch. Vor allem ein Brexit könnte das Vorhaben noch zu Fall bringen.
Niedrigere Kosten sprechen für Finanzplatz Frankfurt
Die niedrigen Bürokosten stellen einen wichtigen Wettbewerbsvorteil Frankfurts gegenüber London, aber auch Paris, dar. Ebenso seien die Lebenshaltungskosten und damit die Personalkosten am Main niedriger. Dies bedeutet jedoch auch, dass Frankfurter Beschäftigte bei der Kaufkraft trotz des niedrigeren Gehaltsniveaus und der hohen Steuern und Abgaben gegenüber London mithalten können.
Bei Finanzinnovationen holt Frankfurt auf
Zuletzt hat Mainhattan bei Finanzinnovationen – wie namentlich Fin-Techs – den Abstand zu London verringern können. Paris kann nicht mehr mithalten.