Wer den Berufseinstieg im Investment Banking anstrebt, stößt früher oder später auf das Begriffstrio Front, Middle und Back Office. Doch was bedeuten die feinen Unterschiede überhaupt und welche Konsequenzen hat der Einstieg in den jeweiligen Bereich für die spätere Karriere?
Was stellt das Front Office dar?
Die Jobs im Front Office einer Investmentbank lassen sich besonders leicht erklären. „Bei den Front Office-Jobs in Investmentbanken handelt es sich um diejenigen mit Kundenkontakt“, erläutert John Craven, der früher Director im Geschäft mit strukturierten Produkten bei der Bank of America Merrill Lynch gewesen ist. „Es sind die Bereiche, in denen Sie Kundenkontakt haben, Produkte für Kunden entwickeln oder traden.“
Chris Roebuck, Professor an der Cass Business School und ehemaliger Global head of transformational leadership der UBS bestätigt dies: „Es geht um die direkte Interaktion mit Kunden und Verbrauchern, gleich ob es sich um individuelle oder Unternehmenskunden handelt.“
Normalerweise zählen dazu die Jobs in M&A, Capital Markets, Sales, Trading und Research. Verwirrenderweise werden auch die Einsteiger im Investment Banking, die sogenannten Analysten, wie z.B. in M&A als Front Office verstanden, obwohl kaum einer der Jungbanker jemals in den Kundennahkampf geschickt wird.
Wobei handelt es sich ums Middle Office?
Wie der Name suggeriert, befindet sich das Middle Office in einer Sandwich-Position zwischen dem Front und Back Office. „Das Middle Office sind all die Leute des Geschäftsbereichs, die direkt dem Front Office zuarbeiten“, sagt Roebuck. „Sie unterstützen die Leute, die sich direkt an der Schnittstelle zum Kunden befinden.“
Dazu werden üblicherweise sämtliche Jobs im Risikomanagement und der Compliance gezählt sowie Stellen in der IT.
Allerdings gilt es hier Vorsicht walten zu lassen. Denn nicht alle Jobs aus Risikomanagement, Compliance und IT befinden sich tatsächlich im Middle Office. Wer kilometerweit entfernt von den Angestellten im Kundenkontakt angesiedelt ist, sollte eher zum Back Office gerechnet werden.
„Für einen Mitarbeiter im Risikomanagement ist es durchaus möglich, dass er entweder im Middle oder im Back Office beschäftigt ist“, sagt Roebuck. „Es kann sich um einen Risikoprofi handeln, der im Handelssaal sitzt. In diesem Fall spricht man von Middle Office. Es gibt aber auch Risikomitarbeiter, die kilometerweit entfernt im Corporate Center arbeiten; bei diesen Fällen handelt es sich um Back Office.“
Bankenanalyst Christ Wheeler von Atlantic Equities in London betont, dass die Mitarbeiter im Middle Office in der Wertschätzung zugelegt haben, seitdem die Banken nicht nur auf die Erträge, sondern verstärkt auf die damit einhergehenden Risiken achten. „Bei einer komplexen Transaktion wird das Middle Office hinzugezogen und hilft dabei, den Trade zu strukturieren. Sie sorgen auch dafür, dass Prozeduren vorhanden sind, damit der Trade durchgeführt wird.“
Was Back Office im Investment Banking bedeutet
Das Back Office umfasst im Investment Banking sämtliche Jobs hinter den Kulissen. Dabei kann es sich um Stellen im Settlement handeln, die sicherstellen, dass die Zahlungen auch tatsächlich erfolgen. Manche arbeiten auch in der Personalabteilung und kümmern sich darum, dass die Mitarbeiter pünktlich bezahlt, angeheuert oder auch gefeuert werden. Weiter arbeiten hier auch IT-Fachkräfte, die für die reibungslose Funktion der Systeme zuständig sind. Die Vielfalt dieses Jobs ist schier endlos. Sie haben allerdings eines gemein: Sie kosten stets nur Geld und bringen keines herein, so dass die Banken versuchen die Beschäftigung hier so gering wie möglich zu halten, die Prozesse zu verschlanken und zu automatisieren.
Die meisten Jobs im Back Office werden als vergleichsweise uninteressant betrachtet. Und dafür gibt es Gründe. „Ich habe im Trade Support gearbeitet. Dabei ging es um die Zahlungsabwicklung einer französischen Bank in London“, erzählt ein Operations Analyst. „Es war sehr statisch und prozessgetrieben. Ich verbrachte meinen ganzen Tag damit, eine Liste von Ausnahmefällen verschiedener Systeme abzuarbeiten und Trades zu analysieren, um sicherzustellen, dass sie ordentlich ausgeführt worden sind. Die Arbeitsabläufe kehrten ständig wieder und die Karriereentwicklung ging nur langsam voran.“
Doch es gibt auch positive Aspekte: Da sämtliche Banken versuchen die Arbeitsabläufe zu optimieren und zu automatisieren, gewinnen IT-Fachleute an Bedeutung.
Noch ein Tipp am Rande: Es wird nicht mehr überall gerne gesehen, von Front, Middle und Back Office zu sprechen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs z.B. sammelt ihre Middle und Back Office-Jobs in der sogenannten „Federation“.
„Bei Front, Middle und Back Office handelt es ich um ein überholtes Konzept und wenn Sie tatsächlich in derartigen Begriffen denken, dann arbeiten Sie bei einer Bank mit kulturellen Problemen“, kommentiert Roebuck. „Heutzutage ziehen alle am gleichen Strang, wenn es darum geht, die Performance voranzubringen.“