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GASTBEITRAG: Wieso ein Hongkonger Banker Frankfurt für den besten Standort in Europa hält

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Als Franzose, der fast 30 Jahre im Aktiengeschäft in London, Paris und Hongkong gearbeitet hat u.a. bei JP Morgan und der UBS, spreche ich mir eine globale Perspektive zu. Aus meiner Sicht befindet sich Europa auf einem abschüssigen Weg mit London an der Spitze.

Es handelt sich nicht allein um den Brexit, der die Londoner City destabilisiert, sondern auch die chaotischen Reaktionen darauf. Die Weigerung der britischen Regierung, den Artikel 50 des Lissabon-Vertrags auszulösen, stellt eine Garantie für den Untergang vieler Londoner Bankenjobs dar.

Wie lange werden die US-Banken, die von Großbritannien aus operieren, ihren Aktionären noch sagen können, dass sie einfach nur „abwarten und sehen“, was aus den Verhandlungen Großbritanniens mit der EU herauskommt? Aktionäre mögen keine Unsicherheit und Banken verhalten sich wie Herdentiere. Es reicht schon aus, dass eine ihren Abgang verkündet (wobei Jamie Dimon letzte Woche nur knapp daran vorbeikam) und der Rest wird folgen, glauben Sie mir.

Für einige Banken mag dies sogar das Ende ihrer europäischen Träume bedeuten. Die Notwendigkeit eine zusätzliche Niederlassung in Euro zu eröffnen, um den Zugang zum kontinentaleuropäischen Markt zu erhalten, könnte die Banken dazu bringen, die Kosten ihres europäischen Engagements grundsätzlich zu überdenken. Ich denke dabei vor allem an die japanischen Häuser in London.

Unterdessen kämpft mein Heimatland um die europäischen Banker, die jetzt in London arbeiten. Vielleicht verlagert JP Morgan ihr Geschäft nach Frankreich, immerhin besitzt sie eine lange Bindung an das Land, von den übrigen würde ich aber nicht zu viel verlangen.

Aus der Sicht einer Bank zeigt sich Frankreich als ein dem Untergang geweihter dysfunktionaler Standort. Die französische Regierung lockt zwar ausländische Banker mit der Halbierung der Einkommenssteuer für die ersten acht Jahre, aber Steuern stellen nicht den einzigen Nachteil von Paris dar. Vielmehr handelt es sich um seine Instabilität. Frankreich stellt einen instabilen und unberechenbaren Standort dar – ähnlich wie mittlerweile auch London.

Daher ist Frankfurt in Europa die erste Wahl. Frankfurt wird auch der Ort sein, wo es die Jobs hinverschlägt. Allerdings stellt Frankfurt für Leute ohne Deutschkenntnisse nicht den besten Standort dar. Deshalb ist Hongkong für einen europäischen Banker, der kein Deutsch spricht, tatsächlich Asien die beste Option.

In Asien liegt die Zukunft. Der Erfolg von Europa gehört der Vergangenheit an. In Hongkong kann ich komfortabel in den Ruhestand gehen, während ich auf mein Sparguthaben und meine Investments keinerlei Steuern zahle. Das Leben hier ist zweckmäßig und effizient und es gibt in der Nähe viele nette Orte für den Urlaub.

Tatsächlich stellen die Franzosen hier in Hongkong das einzige Problem dar. In den zurückliegenden Jahren gab es mehr und mehr von uns Franzosen hier. Ich fühle mich hier schon wie in Klein-Paris und das stellt – glauben Sie mir – eine Schande dar.

Bei Philippe Moret handelt es sich um ein Pseudonym.


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