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Drohende Personalknappheit: Geheimpapier der Deutschen Bank zum Brexit empfiehlt raschen Umzug

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Beim Brexit bewegen sich die Investmentbanken wie Enten. Oberflächlich herrscht Ruhe, während unter der Wasseroberfläche gepaddelt wird, was das Zeug hergibt. Bislang hat kaum eine Bank öffentlich bestätigt, Geschäftstätigkeiten und Stellen von London in die Rest-EU zu verlegen. Hinter den verschlossenen Türen wird aber intensiv an entsprechenden Szenarien gearbeitet. So gelangte jetzt ein internes Papier der Deutschen Bank über das Brancheportal Business Insider in die Öffentlichkeit und dies hat es in sich. Konkret:

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst

Die Experten der Deutschen Bank warnen, dass ein Umzug an den Zieldestinationen schnell zu einem erklecklichen Personalmangel führen werde. „Die Fähigkeiten der Banken, diese Einheiten zu betreiben, könnte durch einen Personalmangel behindert werden, da alle wichtigen Banken nach den gleichen Ressourcen zur gleichen Zeit und an den gleichen Orten suchen“, heißt es in dem internen Papier. Wer also am raschesten nach Frankfurt umzieht, hat einen veritablen Startvorteil. „Es wird wahrscheinlich einen ‚first mover‘-Vorteil für Banken geben, die mit dem Aufstockungsprozess beginnen…“, heißt es mitunter.

Doch dies stellt nicht das einzige Problem dar. Denn die Banken müssen sich auch entsprechende Zulassungen bei den örtlichen Finanzaufsichtsbehörden wie der BaFin und der Europäischen Zentralbank (EZB) besorgen. Laut den Experten der Deutschen Bank dürften die Bearbeitungskapazitäten der verschiedenen Regulierer einen Umzug weiter behindern. Auch hier gelte es, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Regulierer drohen von Umzugsanträgen „überschwemmt” zu werden

„Ein gleichzeitiger Wechsel aller bedeutenden US- und britischen Banken in die Eurozone würde wahrscheinlichen zu einem beträchtlichen Flaschenhalseffekt führen – sowohl in der Vorbereitung des Wechsels als auch im Management dieser Geschäftseinheiten“, warnen die Experten. Die EZB werde von Anfragen „überschwemmt“ werden. Eine derartige Aufspaltung der Europa-Geschäfte sei alles andere als trivial, da auch die Eigenkapitalpositionen und die Liquidität der neuen Geschäftseinheiten geprüft werden müssten.

Auch für das eigene Geschäft rechnet das Geheimpapier mit erheblichen Brexit-Folgen. Aktuell betreibt die Deutsche Bank das Geschäft ihrer Londoner Niederlassung mit einer Banklizenz ihrer deutschen Mutter. „Je nachdem, was zwischen Großbritannien und der EU ausgehandelt wird, könnte die Londoner Niederlassung keinen Zugang mehr zu ihren EU-Kunden haben“, heißt es weiter. Da die Deutsche Banker derzeit ihr Investmentbanking mit vielen tausenden an Mitarbeitern von London aus betreibt, könne sie gezwungen sein, zahllose Stelle nach Frankfurt zu verlagern. Dies dürfte vor allem für Finanzprodukte zutreffen, die in Euro notieren. Das Papier hält es aufgrund der politischen Großwetterlage in Großbritannien für unwahrscheinlich, dass Londoner Banken nach einem Brexit vollen Zugang zu den EU-Märkten erlangen. Tatsächlich hat die neue Regierungschefin Theresa May angekündigt, vor allem die Migration einschränken zu wollen. Die EU betrachtet allerdings den freien Personenverkehr als Voraussetzung für den freien Zugang zu ihren Märkten.

In dem Papier wird hingegen nicht auf Engpässe auf dem Immobilienmarkt eingegangen. Schon heute sind Büroraum in erstklassigen Lagen sowie Wohnungen in Frankfurt Mangelware. Beim Aufbau einiger Tausend Stellen dürfte die Stadt rasch an ihre Grenzen stoßen.

Auch für Goldman Sachs stellt Frankfurt nach Brexit erste Wahl dar

Analysiert hat die Deutsche Bank auch, welche Destinationen für die einzelnen Banken besonders attraktiv sein könnten. Dass Deutschland bzw. Frankreich für Deutsche Bank und BNP Paribas die erste Wahl darstellen, überrascht kaum. Allerdings berichten Insider von der BNP Paribas, dass die Franzosen in Frankfurt für genügend Büroraum gesorgt hätten, um Mitarbeiter aus London aufzunehmen. Eine Verstärkung des Standortes Frankfurt durch französische Banken wäre sicherlich ein starkes Signal für den Finanzplatz.

Auch bei Goldman Sachs halten die Experten einen Teilumzug von Geschäftsaktivitäten nach Frankfurt und Paris für wahrscheinlich. Bei Citi, Barclays und Bank of America werden Präferenzen für Dublin gesehen. Wie Recherchen von eFinancialCareers.de ergaben, verfügen Bank of America und Barclays – anders als Citi – in Deutschland tatsächlich über keine Banklizenz. Bei JP Morgan rechnet die Deutsche Bank mit einem Umzug nach Luxemburg. Allerdings hatten zuletzt verschiedene Branchenbeobachter bemerkt, dass für einen Umzug von Front Office-Tätigkeiten die Standorte Dublin und Luxemburg suboptimal wären.


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