Sind Sie ein schwungvoller Macher mit einem übersteigerten Selbstwertgefühl? Dann sollten Sie das künftig lieber für sich behalten. In Zeiten, in denen Banken konservative Werte predigen, können Langweiler einen veritablen Karrierevorteil haben.
Wie das Wall Street Journal diese Woche herausstellt, werden dynamische Bankmanager sukzessive durch Bankbeamte ersetzt. Der ehemalige Barclays-Chef Bob Diamond betreibt mittlerweile ein Ein-Mann-Unternehmen in Sachen Private Equity. Er wurde von dem eher bedächtigen Anthony Jenkins ersetzt. Selbst reinrassige Investmentbanken verändern sich : James Gorman, der ehemalige McKinsey-Berater belebt Morgan Stanley wieder, wo der ehemalige Anleihehändler John Mack scheiterte.
Um in einer Bank erfolgreich zu sein, in der Langeweile zur Unternehmenskultur erkoren wurde, sind ganz neue Qualitäten gefragt:
1. Pflegen Sie langweilige Hobbies
Die neue Generation von Managern würzt ihr Leben nicht mehr mit spannenden Hobbies. Lloyds-Chef António Horta-Osório, der Haikäfigtauchen liebt, Tennis und Schach spielt, stellt unter den heutigen Bankbossen eher die Ausnahme dar. Die meisten begnügen sich mit gewöhnlicheren Hobbies. Barclays-Chef Anthony Jenkins genießt Marathonlaufen und Skifahren, RBS-Chef Ross McEwen mag Wasserski und Radeln, während der Co-Chef der Deutschen Bank Jürgen Fitschen Jogging bevorzugt. Lediglich die Liebe zu Tigern von seinem Co-Chef Anshu Jain verleiht dieser langweiligen Hobbyliste eine wenig Farbe.
Trader sollten in ihrer Freizeit nicht mehr den Adrenalinstößen nachjagen, sondern lieber ein wenig Verantwortung zeigen. „Wenn Sie neben Ihrem Job ein Ehrenamt haben wie Schulelternrat oder Pfadfinder-Gruppenleiter – dann beweisen Sie damit gesellschaftliche Verantwortung. Wir hatten sogar schon Banker, die angaben, regelmäßig in die Kirche zu gehen. Das macht schon mehr her als Skifahren oder Kochen“, sagt Karrierecoach Jeremy l’Anson, der vor allem mit Investmentbankern zusammenarbeitet.
„Ich habe mit Leuten aus Corporate Finance gearbeitet, die örtliche Unternehmen in ihrer Startphase berieten. Dies zeigt zweierlei: Ein Interesse an anderen Investitionsmöglichkeiten und ein Gespür für soziale Verantwortung“, fügt Karrierecoach Simon Broomer von CareerBalance hinzu.
2. Durchbrechen Sie Grenzen
Investmentbankern fällt es schwer, sich auf einen Chef aus dem Privatkundengeschäft einzustellen, insbesondere bei Banken wie Barclays, wo 60 Prozent der Gewinne aus dem Investmentbanking stammen. Business Psychologe Binna Kandola von Pearn Kandola meint, dass dennoch immer mehr Banken versuchen, die beiden Geschäftsbereiche enger zusammenzubringen.
„Die Banker aus dem Privatkundengeschäft denken, dass die Investmentbanker eine Bande von Zockern wären, wohingegen die Investmentbanker die Leute im Privatkundengeschäft für prozessgesteuerte Marionetten halten“, sagt er. „Diese Vorurteile lassen sich nur überwinden, wenn darüber gesprochen und es in einer gutmütigen Art angegangen wird.“
3. Nehmen sie die Marke an
Allerdings geht es den Banken wohl weniger darum, dass ihre Mitarbeiter langweilig sind. Vielmehr wollen sie, dass ihre Mitarbeiter weniger rücksichtlos vorgehen, als dies gelegentlich in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Jim Prior von der Markenagentur The Partners, die mit Firmen aus dem Finanzbereich arbeitet, denkt, dass Investmentbanker hierfür dankbar sein sollten.
„Beim Umdenken geht es nicht nur um hübsche Powerpoint-Präsentationen. Die Banken weisen ihre Angestellten an, keine unnötigen Risiken einzugehen, nicht aufhören Innovationen zu entwickeln und Geld zu verdienen“, sagt er. „Für einige mag es schwer sein das anzunehmen – vor allem für die, die in der Zeit der aggressiven Manager angefangen haben – aber die Banken wollen, dass ihre Angestellten mehr und tiefer darüber nachdenken, was sie für ihre Kunden tun können und wie die Märkte zu schlagen sind.“
4. Nutzen Sie langweilige Chancen
Andre Spicer, Professor für Organisationsverhalten an der Cass Business School glaubt, dass Compliance und Risikomanagement noch lange reichlich Karrierechancen bieten. Einige Trader sind bereits ins Risikomanagement gewechselt. Dort fällt die Arbeitsplatzsicherheit ungleich höher aus.
„Heute ergreifen die Leute immer häufiger Karrieren in der Londoner City, die sie vor einigen Jahren noch als uninteressant erachtet hätten“, sagt er.
5. Erwähnen sie niemals Geld im Vorstellungsgespräch
Geld ist selbstverständlich immer noch ein Hauptgrund für die meisten Leute, im Investmentbanking zu arbeiten. Auch wenn Banker längst nicht mehr so viel Geld verdienen, um nach dem 30. Geburtstag in Rente zu gehen. Dennoch wären sie dumm, im Vorstellungsgespräch mit harten Bandagen zu verhandeln, denn Banken haben derzeit die Wahl auch jüngere, günstigere Leute einzustellen.
„Ich hatte einen Kunden, der 500.000 Pfund verdiente und glaubte zu wenig zu bekommen“, sagt Broomer. „Ich musste betonen, dass Banken jetzt sehr viel umsichtiger dabei sind, wie viel sie zahlen und dass es im Moment eine Menge Leute auf dem Markt gibt, die den Job für die Hälfte machen würden.“
6. Federn sie es einfach ab
Verlieren Sie niemals aus den Augen, dass Banken letztendlich immer noch Sieger wollen, die Geschäft ins Haus holen und im Wettbewerb bestehen können. Aggressive Egozentriker wollen sie jedoch nicht. „Banken sind Maschinen zum Geldmachen und daher wollen sie Leute, die das für sie erledigen“, sagt Broomer. „Sie wollen aber auch Teamplayer mit einem Gespür für Risiko und Chancen – ihre größte Sorge besteht darin, ein wandelndes Pulverfass zu engagieren, das sie nicht kontrollieren können.“
7. Achten Sie auf die Folgen
Laut Kandola fragen sich Leute aus Unternehmen, die einen tiefgreifenden Wandel durchmachen, drei Dinge: Was ist für mich dabei drin? Wie schwer wird es werden? Was wird passieren, wenn ich mich nicht ändere, um in die neue Umgebung zu passen?
„Die erste und zweite Frage sind die wichtigsten“, sagt er. „Wenn Sie sich nicht ändern oder anpassen, wird das langfristig Auswirkungen auf ihre Karriere haben. Also ist für Sie viel drin, wenn Sie die neue Umgebung annehmen. Falls Sie einfach weitermachen wie gehabt, dann werden Sie von Ihren Vorgesetzten und den Regulierungsbehörden zurückgepfiffen. Das heißt sie werden nicht lange bleiben.“
8. Ziehen sie einfach weiter
Falls Sie in den großen Investmentbanken beruflich nicht weiterkommen, dann suchen sie doch einfach nach Alternativen, rät Spicer. „Viele Leute sind stolz darauf Risiken einzugehen, obgleich die Gesellschaft das genaue Gegenteil von ihnen erwartet. Das passt natürlich vielen nicht. Als Folge davon verlassen immer mehr Leute die richtigen Banken um zu Schattenbanken zu gehen.“
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