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INTERVIEW: Wie der Arbeitsalltag in einem Hedgefonds aussieht

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Der Weg zu einem Hedgefonds war viele Jahre schnurgerade: Zunächst galt es seine Sporen im Handelssaal einer Investmentbank zu verdienen – idealerweise im Eigenhandel. Sobald man einen präsentablen Track Record vorweisen konnte, stand der Wechsel an.

Doch im Zuge der Finanzkrise wurde der Eigenhandel der Banken  geschlossen. Damit ist auch der traditionelle Karriereweg obsolet und Hedgefonds mussten dazu übergehen, ihren eigenen Nachwuchs auszubilden. In der Vergangenheit war so etwas unbekannt.

Heute heuern große Hegefonds wie Point72 Asset Management, Brevan Howard, CQS und Man Group ihren Nachwuchs direkt von der Uni an.

Die Man Group bietet ihr Traineeprogramm schon seit einigen Jahren an und nimmt alljährlich vier bis sechs Absolventen auf. So gelangte auch Roland Beunardeau 2014 nach seinem Master-Studium in Management der renommierten Wirtschaftshochschule HEC Paris zur Man Group. Vorher hatte er Praktika in M&A bei Rothschild in Paris sowie in Private Equity bei Apax Partners und Goldman Sachs absolviert.

Einstiegsjobs bei Hedgefonds sind heiß begehrt und nur einer kleinen Minderheit gelingt der Sprung. Allein die Man Group erhält für ihre Positionen etwa 1000 Bewerbungen. Doch was bedeutet es überhaupt, für einen Hedgefonds zu arbeiten? Wir haben mit Beunardeau gesprochen:

Worin besteht Ihr Job genau?

Ich habe gerade mein Traineeprogramm bei der Man Group hinter mir, was die Rotation durch drei Kerngeschäftsbereiche umfasst. Nach einiger Zeit im Vertrieb habe ich die längste Zeit in Quant-Zweigen AHL und Man GLG sowie in der Fondsgesellschaft verbracht, in der die Investitionsentscheidungen von den Portfoliomanagern und dem sie unterstützenden Investmentteam getroffen werden. Dabei handelt es sich um recht unterschiedliche Funktionen.

Als Junior-Mitarbeiter bei GLG sind Sie im Grunde nichts anderes als ein Aktienanalyst und es geht darum tiefe Einblicke in die Finanzen von den Unternehmen in den existierenden Portfolios zu gewinnen. Sie schauen sich also das Geschäftsmodell an, bringen die Finanzmodelle auf den neuesten Stand, betrachten den Cash Flow des Unternehmens und führen allgemein fundamentale Analysen durch und entwickeln so Investitionsideen für den Portfoliomanager.

Das ist wichtig. Denn auch wenn der Portfoliomanager seine Unternehmen gut kennt, verfügt er einfach nicht über die Zeit, derart tiefe Analysen durchzuführen, so hören sie Ihren Empfehlungen aufmerksam zu und handeln schließlich – nach weiteren Recherchen – entsprechend.

Langfristig geht es bei dem Job darum, einen Investmentstil zu entwickeln und selbst durchzuführen. Es handelt sich tatsächlich um einen sehr persönlichen Prozess. Sie lernen ihre Stärken und Schwächen kennen. Auch lernen Sie, wie Sie Ihre Ideen an den Mann bringen und wieso Unternehmen Geld verdienen und was eine gute Investition ausmacht.

Und wie sieht es auf der Quant-Seite des Geschäfts aus?

Offensichtlich recht anders und zwar nicht nur bei den Bedingungen des Jobs, sondern auch bei der Arbeitsweise. Die Arbeit ist ziemlich projektbasiert und Sie arbeiten über längere Zeit relativ eigenständig. Ein Projekt kann Monate dauern und es geht eher darum, auf Muster und Ideen zu achten, die sich in den Finanzmärkten wiederholen, und eine tiefe Analyse einer breiten Palette an Wertpapieren durchzuführen und dabei auf statistisch greifbare Muster zu achten.

Es handelt sich auch um eine recht flexible Arbeit und sie ist trotz der quantitativen Natur recht kreativ. Einen Wettbewerbsvorteil durch die Analysen großer Daten zu erlangen, kann recht mühsam sein, weshalb Sie deutlich tiefer graben müssen.

Worin besteht der Hauptbestandteil Ihrer täglichen Arbeit?

Im GLG-Bereich fällt die Arbeit recht flexibel aus und Sie müssen pragmatisch auf den Markt reagieren. Wie Sie Ihre Zeit bei der Analyse einteilen, bleibt Ihnen vorbehalten – abgesehen von den Meetings mit den Portfoliomanagern. Sie müssen besonders darauf achten, wie Sie Alpha generieren und damit die Referenzindizes übertreffen.

Sie müssen auch darauf vorbereitet sein, dass Ihr Arbeitstag durcheinander gerät. Vielleicht haben Sie alles für ein Finanzmodell vorbereitet und eine Marktnachricht flattert herein und Sie müssen darauf reagieren.

Auf welche Kernkompetenzen kommt es an, um es in einen Hedgefonds zu schaffen?

Wenn Sie die Fundamentalanalyse für einen aktiv verwalteten Hedgefonds anstellen, müssen Sie den Sinn aus einer großen Datenmenge herauslesen und verstehen, welche Daten wirklich wichtig sind. In einem wettbewerbsintensiven Umfeld kann manchmal schon eine kleine Zahl einen großen Unterschied für die Performance ausmachen und es liegt an Ihnen, ob Sie Ihrem Urteilsvermögen bei der Frage trauen, was wirklich wichtig ist. Dies stellt sich mit der Erfahrung ein.

Was die systematische Seite des Geschäfts betrifft, die Computermodelle für die meisten Trades heranziehen, ist Kreativität sehr wichtig. Dennoch müssen Sie bei Ihren Statistiken sehr sorgfältig arbeiten. Es passiert rasch, dass man das Modell vorschnell an die Daten anpasst, nur um dann herauszufinden, dass das so nicht funktioniert. Programmierkenntnisse sind ebenfalls hilfreich. Wir benutzen Python, weshalb Kenntnisse in dieser Sprache wichtig sind.

Weshalb sind Sie gut in Ihrem Job?

Ich bin sehr analytisch und daher möchte ich tiefer eindringen als die Wettbewerber. Die konkurrieren mit Leuten mit ähnlichen Informationen und ähnlichen Ansätzen, was ihre Analysen und Daten betrifft. Um einen Vorsprung zu erlangen, müssen Sie etwas härter arbeiten.

Darüber hinaus achte ich auf das Risiko, was unglaublich wichtig ist. Es ist entscheidend, dass Sie Ihre Strategien und Ideen verstehen und beurteilen können, welche Risiken zu welcher Zeit angemessen sind.

Wie können Sie sich von Ihren Wettbewerbern absetzen?

Ich besaß Berufserfahrung in den Finanzdienstleistern im Allgemeinen wie auch bei besonderen Investments. Die Leute sprechen oft über ihre „Leidenschaft“ zu investieren. Wer allerdings kaum richtig in den Märkten investiert hat, kann dies kaum belegen.

Mein Ausbildungshintergrund ist stark von Statistik geprägt. Daher war ich in der Lage, die erforderlichen quantitativen Fähigkeiten glaubhaft zu machen. Aber Sie müssen auch Sozialkompetenz mitbringen, schließlich arbeiten Sie in einem Team.

Da ich sowohl in M&A als auch in Private Equity Praktika absolviert habe, konnte ich meine analytischen Fähigkeiten ebenso wie die Methoden der Finanzmodellierung weiterentwickeln, auch wenn dies in anderen Bereichen des Finanzsektors stattgefunden hat. Ich denke, dass in fünf Jahren eine Menge von aktiven Anlegern dazu übergehen werden, die Fundamentalanalyse mit Systemen zu kombinieren, die auf Erhebung und Analysen von Daten basieren.


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