Es war ein schwarzer Montag für die Aktionäre der Deutschen Bank. Die Aktie stürzte auf ein Allzeittief von 10,51 Euro ab, was allein seit Jahresbeginn ein Minus von 53,5 Prozent bedeutet. Dies makiert ein neues Allzeittief. So einige Träne mögen allerdings auch in den Twintowers der Deutschen Bank in Frankfurt geflossen sein. Denn ein Großteil der immer noch beachtlichen Boni der Deutschen Bank wurden aktienbasiert gewährt und sind damit vom Kursverfall betroffen.
Zwischen 2010 und 2015 summieren sich die Boni des Konzerns auf stolze 19,4 Mrd. Euro. Davon erhielten die Mitarbeiter aber nur 9,4 Mrd. direkt überwiesen. Der Rest wurde lediglich aufgeschoben gewährt; neudeutsch ist dies als „Deferrals“ bekannt.
Wie nicht anders zu erwarten, ging der Löwenanteil an die Investment Banker. Vom gesamten Bonuspool 2015 mit 2,4 Mrd. Euro, entfielen exakt 1,453 Mrd. oder 60,5 Prozent auf diesen Geschäftsbereich.
Die sofortige Auszahlung
Bis zu 100.000 Euro werden sämtliche Boni in bar ausbezahlt. Von 100.000 bis 500.000 Euro sind es lediglich die Hälfte und ab 500.000 werden die Boni komplett aufgeschoben. Eine Ausnahme stellen die rund 3000 „Material Risk Taker“ der Deutschen Bank dar, die besondere Verantwortung für Erträge und Risiken tragen und durchweg zu den Spitzenverdienern des Konzerns zählen. Sie dürfen nach einer Vorschrift der Finanzaufsicht maximal 50.000 Euro in bar kassieren. Aufgeschobene Vergütungen stellen bei der Deutschen Bank ein verbreitetes Phänomen dar; der Konzern beschäftigt allein 756 Einkommensmillionäre, deren Boni komplett aufgeschoben werden.
Die aufgeschobenen Boni
Die aufgeschobenen Vergütungen in Höhe von insgesamt 1,2 Mrd. Euro für 2015 werden bei den normalen Mitarbeitern in vier gleichen Tranchen jeweils im März 2017, 2018, 2019 und 2020 ausbezahlt. Die Hälfte davon erfolgt in bar, der Rest in „Restricted Equity“. Die Pointe dabei: Die Mitarbeiter bekommen die Hälfte ihrer aufgeschobenen Boni also in Aktien, die die Wertentwicklung mitmachen. Von den 1,2 Mrd. dürften also mindestens 600 Mio. Euro aktienbasiert gewährt worden sein. Angesichts der Halbierung des Aktienkurses seit Jahresbeginn, ist diese Summe bislang auf 279 Mio. Euro zusammengeschrumpft.
Ähnliches gilt natürlich auch für die aktienbasierten Boni aus den Vorjahren. Rein rechnerisch müssten noch aktienbasierte Bonusansprüche von 525 Mio. Euro aus 2014, 400 Mio. aus 2013 und knapp 188 Mio. aus 2012 offen sein. Diese Ansprüche sind seit Jahresbeginn von insgesamt gut 1,1 Mrd. Euro auf 595 Mio. Euro zusammengeschrumpft. Die Bonusverluste aufgrund des Kursverfalls dürften sich in 2015 also auf mehr als 900 Mio. Euro summieren. So wird aus einem großen Bonus ganz schnell ein kleiner.