Die Süddeutsche Zeitung ist entzückt. Endlich sollen auch die Großen bei der Deutschen Bank dort belangt werden, wo es besonders schmerzt: im Portemonnaie. Angeblich plant der Konzern, die Bonuszusagen ehemaliger Vorstandsmitglieder zu streichen und sogar bereits ausbezahlte Boni zurückzufordern. Im Gespräch sind Anshu Jain, Jürgen Fitschen, Josef Ackermann, Hermann-Josef Lamberti, Michael Cohrs und Hugo Bänziger.
Womöglich nur erster Schritt zum konzernweiten Streichen der Bonuszusagen
Das meiste Geld soll bei Jain zu holen sein, der die Bank gemeinsam mit Jürgen Fitschen von 2012 bis 2015 führte. Während seiner langen Karriere bei der Deutschen Bank soll Jain rund 300 Mio. Euro kassiert haben – wahrlich keine Peanuts. So ganz genau lässt sich das aber nicht sagen, da seine Vergütungen erst mit seinem Vorrücken in den Vorstand veröffentlicht werden mussten.
Dabei sehen die Vergütungsrichtlinien vor, dass die Bank Bonuszusagen verfallen lassen kann, wenn der Konzern oder Geschäftsbereiche rote Zahlen schreiben. Obgleich das Institut im vergangenen Jahr einen Milliardenverlust verkraften musste, hat die Bank auf die Aktivierung dieser Klausel verzichtet. Die Pläne, jetzt bei den Ex-Vorständen den Rotstift anzusetzen, könnten also lediglich das Fanal sein, Bonuszusagen auch bei den anderen Mitarbeitern verfallen zu lassen.
Streichen der Bonuszusagen könnte Deutsche Bank vor Kapitalerhöhung bewahren
Dabei geht es um erkleckliche Summen. Immerhin zählte der Konzern im vergangenen Jahr gut 750 Einkommensmillionäre. Vom Bonuspool für 2015 über 2,4 Mrd. Euro wurden immerhin etwa die Hälfte verzögert gewährt. In den Vorjahren fielen diese Zahlen noch wesentlich höher aus. 2010 war der Bonuspool mit 4,3 Mrd. Euro prall gefüllt, wovon 2,1 Mrd. Euro aufgeschoben gewährt wurden. Konkret bedeutet dies, dass die betroffenen Spitzenverdiener jeweils ein Viertel der aufgeschobenen Boni im März der vier Folgejahre erhalten. Damit müssten noch ausgeschobene Bonuszusagen aus den Jahren 2013 bis 2015 von seinerzeit 2 Mrd. Euro übrig sein. Allerdings dürften diese Ansprüche nicht mehr ganz so viel Wert sein, da sich Teile davon am Aktienkurs orientieren und der zeigte zuletzt meist gen Süden.
Unterdessen kann der Konzern dieses Geld gut gebrauchen. Allein für ihre toxischen Wertpapiere, die zur Finanzkrise beitrugen, drohen der Deutschen Bank Bußzahlungen von bis zu 14 Mrd. Dollar. Auch wenn die tatsächliche Buße deutlich geringer ausfallen dürfte, könnten die Rückstellungen der Bank über 5,9 Mrd. Euro schnell erschöpft sein. In einer solchen Situation würde das Streichen der aufgelaufenen Bonusansprüche der Deutschen Bank aus der Bredouille helfen. Eine peinliche Kapitalerhöhung wäre vermeidbar. Keine guten Aussichten für die Mitarbeiter der Deutschen Bank.
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Die dunkelblauen Säulen stehen für aufgeschobene Boni.