Seit der Finanzkrise reagieren die Investmentbanken empfindlich, wenn sich ihre Mitarbeiter danebenbenehmen. Von daher finden die Ausschweifungen allenfalls noch hinter verschlossenen Türen statt. Doch dies war nicht immer so und bei den Weihnachtsfeiern in der Londoner City ging es traditionell besonders hoch her.
So erzählt der ehemalige Dresdner Kleinwort Investmentbanker und spätere Cityboy Geraint Anderson von seinen Erfahrungen. Demnach gehörte die „Honorable Artillery Company“ in der City Road zu den beliebtesten Orten für derartige Exzesse. „Vorher haben wir immer Schnaps und Bier getrunken und sind schon volltrunken angekommen und dann haben die Sau rausgelassen“, sagt Anderson.
1. Die Bloomberg Weihnachtsparty 2000
Im Jahr 2000 hat Bloomberg in London tatsächlich 1 Mio. Pfund für eine Weihnachtsparty springen lassen, die unter dem vielsagenden Motto der sieben Todsünden stand: Arroganz, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit. Bei der Veranstaltung soll es zehn Bars gegeben haben. Eine servierte nur Trüffel und Süßigkeiten und war der Todsünde der Völlerei gewidmet. Weiter Stationen boten Nackenmassagen, Maniküren, eine Sushi-Bar, Kabarett, Kasino, Drag Queens und Live Bands. Dazu gehörte auch ein „Lustzimmer“ mit einem gut sieben Meter großen Bett, das mit roten Satinlaken bezogen war.
2. Die Party des Aktienteams der Deutschen Bank 2001
2001 stand der britische Pop-Barde Robbie Williams auf der Höhe seines Ruhms. So wurde er für die Party der Deutschen Bank im Equinox-Nachtclub in London angeheuert. 200 Fans sowie Ex-Spice Girl Geri Helliwell waren mit von der Partie. Die Party fand allerdings im Februar statt und war wohl nicht allein Weihnachten gewidmet. Abgesehen davon sollen die männlichen Mitarbeiter bei der Weihnachtsparty in 2000 angeblich Escort Girls besorgt haben. Zumindest wurde dies später in einem Rechtsstreit wegen sexueller Diskriminierung thematisiert.
3. Die angebliche Kostümparty von Goldman Sachs 2004
Bei dieser Party scheint es sich um eine in der City verbreiteten Legende zu handeln. Anderson behauptet, dass die Weihnachtsparty von Goldman Sachs in 2004 seinerzeit berüchtigt war. Dabei soll es zu einer Schlägerei zwischen zwei Angestellten gekommen sein, von denen einer als Prolet und der andere als Dalmatiner verkleidet war. Goldman Sachs wollte dies nicht kommentieren.
4. Die Weihnachtsparty von RBS Leveraged Finance 2001
In 2003 schmiss Leveraged Finance von RBS eine Weihnachtsparty rund um das Thema „Brasilien“ im Oxo Tower an der Themse. Dabei soll der Investmentbanking-Chef John Hourican die Anwesenden mit seinen exzellenten Samba-Künsten beeindruckt haben, wobei er von den brasilianischen Tänzerinnen Solange und Danda begleitet wurde.
5. Die Weihnachtsparty der Deutschen Bank 2009
Angesichts der Finanzkrise haben sich die meisten Banken in 2009 für etwas dezentere Feiern entschieden. Dennoch hat die Deutsche Bank ihre US-Angestellten zu einer Party mit freien Getränken in die Fifth Avenue, Nummer 230 eingeladen – eine Nobeladresse. Angeblich soll es anschließend in einer nahegelegenen Saloon-Bar weitergegangen sein, wobei 100 Banker an Trinkspielen teilgenommen haben und einige ihren Mageninhalt auf dem Fußboden hinterließen.
Im gleichen Jahr hat die Deutsche Bank im Londoner Westend eine Dinner-Party veranstaltet – mit anschließendem Besuch im Cuckoo Club. Dabei handelt es sich um einen exklusiven Members Only-Club. All dies geschah wohlgemerkt nach dem Lehman-Untergang.
6. Die James Bond-Party von Winterflood Securities 2010
Aus irgendeinem Grund veranstaltet Winterflood Securities seine berüchtigten Weihnachtsfeiern im April. 1998 wurden allein 5000 Flaschen Bier bei einem solchen Event geleert. Doch nach Angaben von Teilnehmern soll es sich bei der Winterflood Securities-Party 2010 um eine der besten Veranstaltungen der jüngeren Geschichte gehandelt haben. Sie drehte sich um das Thema James Bond und Brian Winterflood höchstpersönlich soll als Erzbösewicht Ernst Stavro Blofeld aufgetreten sein.
7. Die UBS Weihnachtsparty 2007
Von der UBS wird erzählt, dass sie in 2007 eine verschwenderische Weihnachtsparty für ihre US-Wealth-Management-Mitarbeiter im American Museum of Natural History veranstaltet habe. Einen kleinen Eindruck hiervon kann man in diesem Video erhalten. Im Folgejahr hat die UBS die 100.000 Dollar, die für die Weihnachtsparty vorgesehen waren, für wohltätige Zwecke gespendet.
8. Die Weihnachtsparty von Dresdner Kleinwort 2006
Die Weihnachtsparty von Dresdner Kleinwort wurde in 2006 im Royal Artillery Club in London abgehalten, nur kurz nachdem die Bank den Abbau von 800 Stellen angekündigt hatte. Dabei soll der damalige Dresdner Kleinwort-Chef Stefan Jentzsch bei der Band mitgemacht, Gitarre gespielt und die Zuhörer mit einer Reihe von Hits unterhalten haben.
9. Die Partys von Blackstone-Gründer Schwarzman 2006 bis 2010
Von den aktuellen Weihnachtsfeiern von Blackstone-Gründer Steve Schwarzman können wir nichts Verfängliches berichten – in der Vergangenheit ging es jedoch hoch her. Der Journalist Kevin Roose schlich sich 2010 in die Feier ein, die im berühmten Metropolitan Museum of Art in New York ausgerichtet wurde. Angeblich wurden dort Mini-Salz-Karamell-Zapfen zwischen unbezahlbaren ägyptischen Altertümern gereicht.
Doch im Vergleich zu dem, was die New York Times über frühere Partys berichtet, scheint es dort geradezu zahm zugegangen zu sein. Einmal soll Schwarzman sein Zuhause in den Strand von St. Tropez verwandelt haben, ein anderes mal in ein Las Vegas-Casino. 2007 verkleidete er sich als James Bond und wurde dabei selbstverständlich von Bondgirls begleitet.
10. Die New Star Weihnachtsfeier 2006
Die Weihnachtsparty der Fondsgesellschaft New Star, die später übernommen wurde, zählt ebenfalls zu den denkwürdigen Ereignissen, allerdings aus den falschen Gründen. Sie fand 2006 im noblen Regency House in London Knightsbridge statt. Dabei ging es so heiß her, dass eine Mitarbeiterin aus dem Obergeschoss stürzte. Glücklicherweise überlebte sie. Wer es ebenfalls krachen lassen möchte, dem sollte dies als Warnung gelten.