Die Bonussaison steht kurz bevor. Seitdem die variablen Vergütungen allerdings zu Tale rauschen, haben sich die hitzigen Spekulationen der Vergangenheit zu einer lauwarmen Gerüchteküche verringert. Damit wird es immer schwieriger, die wahrscheinlichen Bonussummen zu prognostizieren. Darüber hinaus stellen längst nicht alle Banken detaillierte Informationen zu ihren Personalaufwendungen bereit oder aber die Mitarbeiter werden unterschiedlich klassifiziert. All dies erschwert Vergleiche ungemein.
Weiter verschieben die Banken reihenweise Personal von teuren Standorten wie Frankfurt oder London zu günstigeren wie Berlin oder Birmingham. Damit purzeln auch die Pro-Kopf-Vergütungen. Doch insgesamt gehen die meisten Beobachter von rückläufigen Boni aus. Das Vergütungsberatungs-Unternehmen Johnson Associates von der Wall Street rechnet damit, dass die Boni um 0 bis 20 Prozent sinken. Die Options Group wiederum erwartet einen Anstieg von 5 Prozent bei Tradern festverzinslicher Wertpapiere und bei Aktienspezialisten – bei sonstigen Investmentbankern hingegen mit einem Minus von 5 bzw. 4 Prozent.
Dabei war 2016 von einer schwachen ersten und einer starken zweiten Jahreshälfte gekennzeichnet. Hier die Prognosen für die einzelnen Banken:
Barclays
Ausblick: Moderat. Barclays hat damit aufgehört, die Personalaufwendungen ihres Investment Bankings anzugeben, womit eine detaillierte Analyse unmöglich erscheint. Dennoch können die Kredit-Trader auf ein ausgezeichnetes drittes Quartal zurückblicken und dürften dafür eine Anerkennung erwarten. Dabei generierte Barclays anständige Erträge, obgleich die Kosten weiter verringert werden müssen.
Was gesagt wurde: Beim Analysen-Call zum dritten Quartal hat Bankchef Jess Staley deutlich gemacht, dass bei der Bezahlung die Schrauben weiter angezogen werden: „Die drei großen Kostenhebel heißen bei jeder Bank Personal, IT und Immobilien…“ Als die Situation zu Jahresbeginn nicht sonderlich rosig aussah, hat Aufsichtsratschef John McFarlane die Bemerkung fallen lassen, dass die Schwäche der Märkte auch eine Chance bietet, die Vergütungen zurückzufahren.
Bank of America Merrill Lynch
Ausblick: Moderat. Die Bank of America hat in ihr Investment Banking und Kapitalmarktgeschäft investiert und erreichte damit eine Eigenkapitalrendite von 12 Prozent. Die Bank könnte also spendabel sein, falls sie es denn will.
Was gesagt wurde: Beim Analysten-Call zum dritten Quartal hat Bank-Chef Brian Moynihan angekündigt, weiter ins Zins- und Aktien-Geschäft zu investieren.
Citigroup
Ausblick: Moderat. Die Citigroup vermeidet sämtliche Aussagen zur Bonus-Verteilung in ihrem Corporate & Investment-Banking. Allerdings gehen die Sparprogramme weiter.
Was gesagt wurde: Konzernchef John Gerspach sagte beim letzten Analysten-Call, dass der Aufwand in der Citicorp, in der Retail- und Investment Banking zusammengefasst sind, im dritten Quartal „moderat“ sinken werde.
Credit Suisse
Ausblick: Traurig. Zwar beteuert die Credit Suisse, an ihrem Kapitalmarktgeschäft und Investment Banking festhalten zu wollen, dennoch befindet sie sich inmitten eines großen Sparprogramms.
Was gesagt wurde: Beim Investorentag in der vergangenen Woche kündigte Konzernchef Tidjane Thiam an, die Kosten bis 2018 um weitere 400 Mio. Dollar verringern zu wollen. „Wir haben einen Dreijahresplan innerhalb von nur einem Jahr umgesetzt“, jubelte Thiam. Obgleich die Verkleinerung des Global Markets-Geschäfts weitgehend abgeschlossen sei, müssten die Kosten weiter gesenkt werden, um eine Eigenkapitalrendite von 10 Prozent zu erreichen.
Was bislang geschah: Credit Suisse zählt zu den wenigen Banken, die detaillierte Angaben zur Vergütung machen. Den bisherigen Personalaufwand pro Kopf können Sie unten ablesen. In Global Markets zeigt die Bezahlung nach Süden, auch wenn der Anteil der Personalkosten steigt. So ist der Anteil der Vergütungen an den Erträgen von 39 Prozent 2015 auf 49 Prozent 2016 geklettert. Im Bereich Investment Banking and Capital Markets lag sie mit 65 Prozent nur leicht unter dem Vorjahr.
Deutsche Bank
Ausblick: Traurig. Bevor Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, fielen die Bonusaussichten bei der Deutschen Bank besonders schlecht aus. Dies liegt jedoch teilweise daran, dass sie die Vergütung von den Boni zu den Festgehälteren verlagert hat. Außerdem hat die Deutsche Bank ein stürmisches Jahr hinter sich. Einmal wurde sogar vorgeschlagen, die Boni von Führungskräften in Anteilen toxischer Wertpapiere der Bank zu zahlen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass den Managern nur kleine Barboni und der Rest aktienbasiert ausbezahlt wird. Doch es gibt auch positive Signale: So hat der Aktienkurs nach der Wahl Trumps um ein Drittel zugelegt. Viele Mitarbeiter dürften sich wünschen, dass diese Rallye erst nach den Bonuszahlungen erfolgt wäre.
Was gesagt wurde: Während des Analysten-Calls zum dritten Quartal hat Finanzchef Marcus Schenck die Mitarbeiter auf geringere Boni eingestimmt: „Vergütungen und Vergünstigungen fallen um 330 Mio. Euro niedriger aus, was auf geringere Barboni und Halteboni zurückgeht…“ Laut Schenk habe die Bank noch keine Entscheidung zur Struktur der 2016er Boni getroffen. Dennoch wurde darauf hingewiesen, dass es „Sinn mache“ die Vergütungen der Führungskräfte an den künftigen Erfolg der Bank zu binden.
Was bislang geschah: Ähnlich wie die Schweizer Großbanken macht auch die Deutsche Bank detaillierte Angaben zur Vergütung. Doch das Bild in den Bereichen Global Markets sowie Corporate & Investment Banking fällt überhaupt nicht rosig aus. In Global Markets lag der Personalaufwand in den ersten neun Monaten des Jahres um ein Viertel unter dem Vorjahreszeitraum. Schenck betonte wiederholt, dass eine Verringerung der Personalkosten ganz oben auf der Agenda der Deutschen Bank stehe. Auch der Anteil der Personalkosten an den Erträgen purzelt. In Global Markets hat der Anteil von 20 auf 17 Prozent nachgegeben und im Corporate & Investment Banking von 27 auf 24 Prozent.
Goldman Sachs
Ausblick: Moderat. Zwar fallen auch bei Goldman Sachs die durchschnittlichen Pro-Kopf-Vergütungen. Dies mag aber auch daran liegen, dass die Bank viele Stellen an kostengünstigere Standorte wie Salt Lake City, Mumbai oder Polen verlagert. Dagegen dürften die Vergütungen an den großen Finanzzentren vergleichsweise stabil ausfallen.
Was gesagt wurde: Finanzchef Harvey Schwartz hat beim jüngsten Analysten-Call beteuert, auch weiterhin in die Mitarbeiter investieren zu wollen, umso die besten und hellsten Köpfe für die Bank zu gewinnen. Dies stellt ein gutes Zeichen dar.
Was bislang geschah: Dennoch fallen die durchschnittlichen Vergütungen; der Anteil der Personalkosten an den Erträgen erhöhte sich leicht auf 41 Prozent.
JP Morgan
Ausblick: Moderat. JP Morgan hat wenig über die Boni in seinem Investment Banking verraten. Allerdings steht die US-Bank im Ruf bei der Bezahlung stetig und verlässlich zu sein.
Was bislang geschah: JP Morgan macht Angaben zur Vergütung, allerdings werden dabei das Corporate und das Investment Banking zusammengefasst. Demnach fällt die Durchschnittsvergütung nur marginal geringer als im Vorjahr aus. Der Anteil der Vergütung an den Erträgen verringerte sich von 31 auf 29 Prozent.
Morgan Stanley
Ausblick: Moderat bis bescheiden. Morgan Stanley schlüsselt seine Mitarbeiterzahlen nicht nach Geschäftsbereichen auf. Insgesamt bleibt der Anteil der Personalkosten an den Erträgen stabil. Doch auch hier wird ein Sparprogramm umgesetzt. Erst kürzlich zeigte sich Morgan Stanleys Aufsichtsratsvorsitzender Colm Kelleher zuversichtlich, dass sich der Anstieg der Erträge aus dem Handel mit festverzinslichen Wertpapieren fortsetzen werde.
Was gesagt wurde: Zu den Boni selbst wurde bislang wenig bekannt. Doch beim Analysten-Call unterstrich Konzernchef James Gorman, dass die Bank auch weiterhin Stellen an günstigere Standorte verlagern werde. Bis Ende 2017 sollen davon immerhin 1250 Stellen betroffen sein. Mit dem Projekt „Streamlining“ konnte die Bank ihre Sachkosten bereits um 800 Mio. Dollar verringern, assistierte Finanzchef Jonathan Pruzan. 2017 sollen dazu noch einmal 200 Mio. Dollar hinzukommen. Der Anteil der Personalkosten an den Erträgen belief sich wie schon im Vorjahr auf 36 Prozent.
UBS
Ausblick: Gut. Die UBS zählt zu den wenigen Großbanken, wo die Boni tatsächlich nach Norden zeigen. Allein im vergangenen Jahr stieg der Bonuspool um 15 Prozent.
Was gesagt wurde: Noch ist nicht viel bekannt geworden. Optimisten halten sich allerdings an die Aussage des Investment Banking-Chefs Andrea Orcel aus dem Juli, wonach die Sparprogramme im Investment Banking vorüber seien. Dennoch fällt die Aufwands-Ertragsquote des Investment Bankings mit 88 Prozent bedrohlich hoch aus. Für jeden Franken Ertrag mussten die Schweizer also 88 Rappen auf den Tisch legen.
Was bislang geschah: Auch die UBS macht detaillierte Angaben zu ihrer Vergütung. Demnach fällt die Vergütung pro Kopf im Investment Banking außerordentlich hoch aus. Allerdings führen Beobachter dies darauf zurück, dass das Back Office nicht in diesen Zahlen enthalten sind. Der Anteil der Vergütungen an den Erträgen hat sich von 37 Prozent 2015 auf 41 Prozent 2016 erhöht.
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