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GASTBEITRAG: Wie Sie sich trotz einer 100-Stunden-Woche für einen Private Equity-Job bewerben

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Den Bewerbungsprozess in Private Equity durchzumachen, kann schon einige Zeit beanspruchen, sorgt für Stress und kann auch schmerzhaft ausfallen. Doch wenn Sie überdies jede Woche 80 bis 100 Stunden in der Investment Banking Division (IBD) arbeiten, verursacht es besondere Kopfschmerzen, in dieser Zeit auch noch Vorstellungsgespräche unterzubringen. Dass Ihnen dies gelingt, ohne dass jemand Verdacht schöpft oder Ihre Arbeit darunter leidet, ist ebenso wahrscheinlich wie ein Lob Ihres Managing Directors zu erhalten.

Das Problem besteht aus drei Elementen: Sie müssen die Zeit finden, um sich auf die Jobs zu bewerben, zu den Vorstellungsgesprächen zu gehen und gleichzeitig sicherstellen, dass niemand Ihrer Vorgesetzten oder Kollegen Wind von der Sache bekommt.

Das erste Problem lässt sich leicht lösen. Der Vorteil der Arbeit in der IBD besteht darin, dass nach rund einem Jahr die Headhunter um Ihren Arbeitsplatz wie die Geier ums Aas kreisen. Sie erhalten Anrufe, E-Mails und Linkedin-Nachrichten – und Sie werden sogar bis nach zuhause verfolgt. Ihnen werden regelmäßig Chancen wie auf dem Silbertablett überreicht. Sie müsse also lediglich Ihren Lebenslauf auf den aktuellen Stand bringen und ihn einem Recruiter aushändigen – der Rest läuft automatisch.

Mein Rat lautet: Wählen Sie ein oder zwei einschlägige, seriöse Headhunter aus und arbeiten Sie mit ihnen exklusiv zusammen. Doch Vorsicht: Alle erzählen Ihnen, dass Sie eine „exklusive Zusammenarbeit“ mit welchen Namen Sie auch immer hören wollen haben. Daher sollten Sie schon genau prüfen, mit wem Sie sich abgeben. Und bewerben Sie sich bloß nicht auf alle offenen Jobs. Mit fünf Bewerbungsprozessen gleichzeitig zurechtzukommen, fällt ähnlich leicht, wie mit fünf Freundinnen (oder Freunden) gleichzeitig anzubandeln.

Beim Vorstellungsgespräch fängt der Spaß erst so richtig an. Sich für ein erstes Telefoninterview in einen Konferenzraum davonzustehlen, stellt dabei noch die leichteste Aufgabe dar. Sich für einen vierstündigen Test im Modelling zu verabschieden, fällt schon schwerer – vor allem wenn Sie auch noch jeweils eine Stunde mit dem Hin- und Rückweg vergeuden. Falls Sie diesen Test bestanden haben, dann schließt sich daran bei Private Equity-Arbeitgebern oft ein vier-, fünf- oder sechsstufiger Vorstellungsprozess an.

Im Grund gibt es zwei Strategien, diese Herausforderung zu meistern: Sie sind ehrlich oder nicht.

Auch wenn sich Ehrlichkeit in diesem Kontext ein wenig sonderbar anhört, kenne ich Leute, die damit erfolgreich waren. Falls Sie versuchen zur Buy-Side abzumustern, dann wird Sie niemand in seinem tiefsten Inneren dafür verdammen. Falls dies keine Mehrarbeit für Ihre Kollegen bedeutet und Sie der beste Freund Ihres Vorgesetzten sind, dann fahren Sie womöglich sogar gut damit. Doch ich persönlich fürchte, dass Sie sich damit Ihr eigenes Grab schaufeln.

Bleibt also zu lügen. Falls Ihr Arbeitgeber herausfinden sollte, dass Sie sich auf einen Private Equity-Job bewerben und Sie den Job nicht bekommen – dann müssen Sie wahrscheinlich mit einem eisigen Umfeld zurechtkommen.

Allerdings gibt es eine Reihe bewährter Ausreden für die ersten paar Vorstellungsgespräche. Doch irgendwann können Sie niemanden mehr mit Arztterminen oder kaputten Boilern kommen. Viele Leute nutzen auch „familiäre Notfälle“ als Ausrede. Doch das kann schiefgehen. Wie viele Notfälle sind tatsächlich realistisch?

Die beste Option lautet schon frühzeitig seine „Kernausrede“ aufzubauen. Sie benötigen eine Ausrede, die Ihnen genügend Freiraum verschafft, um sich zu mehreren Vorstellungsgesprächen in kürzester Zeit davonzustehlen. Wenn Sie die Angelegenheit einige Wochen vorher angekündigt haben, dann stellt dies auch für niemanden eine Überraschung dar.

Mein persönlicher Favorit stellen die guten alten Sportunfälle dar, denn diese erfordern eine kleine Rundreise zwischen Ärzten, Physiotherapeuten und Röntgenspezialisten. Auch „Onkel Kurt“, der sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet und Ihre Hilfe im Kampf mit Finanzämtern und Steuerberatern benötigt, hat sich bewährt. Doch die beste Ausrede lautet, dass Sie Zeuge eines Verbrechens geworden sind und der Polizei bei ihren Nachforschungen helfen müssen. Wie auch immer Ihre Wahl ausfällt, sollten Sie sich einige konkrete Ausreden zurechtlegen. Diese können Sie dann neben den alltäglichen Ausflüchten – wie dem Zahnarztbesuch – einsetzen.

Und noch dazu: Wenn Sie keine Verdacht erregen wollen, dann sollten Sie auch nicht überall herumposaunen, dass Sie zu Vorstellungsgesprächen eingeladen sind. Zwar mag Ihnen ein Freund aus einem anderen Team wertvolle Tipps geben, doch was passiert, wenn er bei einem Umtrunk sein Wissen mit einem Vice President teilt, der dies wiederum seinem Managing Director erzählt usf.? Schweigen Sie also lieber.

Johnny Cheeseman hat kürzlich von einer Investment Banking Division in der Londoner City zu einer Private Equity-Gesellschaft gewechselt.

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