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GASTBEITRAG: Was ich gerne gewusst hätte, als ich bei Goldman Sachs anfing

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Nach meinem Bachelor bot sich mir noch keine Gelegenheit zu einer Bankenkarriere. Erst nach meinem MBA an einer der Ivy-League-Unis der USA gelangte ich über das Campus-Recruitment zu Goldman Sachs. Hier habe ich zusammengestellt, was ich gerne schon an meinem ersten Arbeitstag gewusst hätte.

Stellt das zweijährige Analysten-Programm eine Pflicht für ambitionierte Banker dar?

Entsprechende Berufserfahrung bei Banken in seinem Lebenslauf zu haben, stellt ein wahres Karriere-Sprungbrett dar. Falls Sie ein zweijähriges Analysten-Programm bei einer Investmentbank durchgemacht und Erfahrungen gesammelt haben, dann können Sie diesen Karriereweg weiterbeschreiten oder Sie können weitere Erfahrungen sammeln.

Allerdings befindet sich die Branche im Umbruch. Heute ist das zweijährige Analysten-Programm nicht mehr unerlässlich, da sich alles zunehmend um kleine und mittlere Unternehmen dreht. Die Grundidee eines zweijährigen Analysten-Programms besteht darin, entweder darauf aufzubauen oder aber etwas anderes zu machen und beispielsweise auf die Buy-Sid zu wechseln. Falls Sie allerdings gerne Banker sind, dann sollten Sie weitermachen. Wenn Sie jedoch in Finance gehen wollen, dann macht es mehr Sinn, bei einem kleinen oder mittleren Unternehmen zu arbeiten als ein allgemeines Banken-Programm zu absolvieren.

Wer heute einige Zeit mit Programmieren oder irgendeiner IT-Ausbildung verbracht hat, steigert seinen Wert. Meines Erachtens lassen sich die Kompetenzen, die in einem Analysten-Programm vermittelt werden, leichter erwerben als IT-Kenntnisse. Doch letztere gewinnen hier bei Goldman Sachs aber auch bei anderen Banken an Bedeutung. Ich behaupte nicht, dass Sie den gleichen Job nach zwei Jahren in der IT erhalten. Ich behaupte nur, dass das zweijährige Analysten-Programm nicht mehr so wichtig wie in der Vergangenheit ist.

Darüber habe ich auch mit meinen Kollegen von Goldman Sachs gesprochen, die an einem Mentoring-Programm teilnehmen. Nach ihrer Einschätzung sollte jeder, der eine traditionelle Karriere im Investment Banking anstrebt, möglichst ein zweijähriges Analysten-Programm absolvieren. Wer jedoch ins Business Development, IT, Operations oder einen anderen weniger traditionellen Karriereweg in Spezialistenfunktionen anstrebt, für den ist es nicht erforderlich. Doch wer einen weniger ausgetretenen Karriereweg einschlägt, muss mit mehr Schlaglöchern zurechtkommen. Sie müssen sich also auf Rückschläge einstellen.

Suchen Sie Mentoren und bauen Sie ein berufliches Netzwerk auf

Je weiter Sie in Ihrer Karriere vorankommen, desto wichtiger werden Mentoren. Unterstützung beim Management zu finden und ein belastbares Netzwerk unter Kollegen und höheren Mitarbeitern zu etablieren, ist offensichtlich wichtig. Daher sollten Sie so früh wie irgend möglich mit dem Aufbau beginnen. Sie müssen einen Förderer finden – nicht zwar am ersten Arbeitstag, dennoch muss es in Ihrer Prioritätenliste ganz oben stehen.

Goldman Sachs achtet besonders darauf, dass man zu den Besten zählt. Daher sollten Sie Leute finden, die Ihnen dabei helfen, zu den Besten in Ihrem jeweiligen Gebiet zu werden. In den Finanzdienstleistungen sind die meisten Leute austauschbar. Beispielsweise gibt es viele Leute, die ein wirklich gutes Finanzmodell aufstellen können. Sobald Sie Ihren ersten Job beginnen, sollten Sie also nach Förderern auf allen Ebenen Umschau halten. Bauen Sie eine Beziehung zu ihnen auf – das ist ebenso wichtig wie Ihre alltägliche Arbeit. Wenn Sie sich 30 Minuten Zeit nehmen, um jemanden zu treffen, dann handelt es sich keinesfalls um eine Vernachlässigung Ihres Jobs. Vielmehr stellt es einen Teil Ihrer Arbeit dar. Für einen Analysten oder Associate mag das nicht auf den ersten Blick ersichtlich sein, doch es wird sich auszahlen.

Sicherlich wird sich kein hoher Manager 30 Minuten für Sie Zeit nehmen, aber immerhin gibt es den ein oder anderen Managing Director, der gerne ein wenig mit Ihnen schwatzt. So etwas kann man durch sein Netzwerk vorbereiten. Versuchen Sie dabei auch auf Bekannte von Bekannten zurückzugreifen. Viele werden bereit sein, sich mit Ihnen abzugeben, wenn Sie von jemanden – wie z.B. einem VicePresident – empfohlen wurden, der bereits eine Beziehung zu dem Managing Director unterhält. Wenn Sie von einer solchen Person empfohlen werden, dann haben Sie zumindest schon einmal einen Fuß in der Tür. Führungskräfte wollen sich nicht unbedingt mit Nachwuchskräften treffen. Sie müssen also durch Ihr Netzwerk erst einmal mit ihnen ein Gespräch zustandebringen. Durch eine Empfehlung werden sie überhaupt erst aufmerksam auf Sie. Sie denken sich: „Vielleicht sollte ich doch 30 Minuten erübrigen.“

Beginnen Sie mit dem Ausbau Ihres Netzwerks auf Ihrer Karrierestufe sowie auf den beiden darüber liegenden. Wer während Ihrer Analystenzeit Vice President ist, hat es vielleicht einige Jahre später, wenn Sie selbst Vice President sind, zum Senior Vice President oder sogar zum Managing Director geschafft. Daher macht es Sinn mit den Kollegen auf der gleichen Stufe und darüber zu netzwerken.

Banken oder Fintech-Startup?

Um ehrlich zu sein, habe auch ich mit dem Gedanken gespielt, das Banking für ein Fintech-Startup aufzugeben. Es gibt Gründe dafür und dagegen:

Einmal muss man sich über die Finanzierung im Klaren sein. Wenn Sie bei einem Unternehmen wie Goldman Sachs arbeiten, dann müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass dort einmal die Lichter ausgehen. Wir unterliegen den Budgetzwängen, aber wir sind in der Lage, eine neue Plattform mit einigen Einschränkungen aufzubauen. Was ich damit meine: Wir waren in der Lage, so etwas auf kontrollierte Weise aufzubauen, ohne dabei gleich Erträge und Gewinne erwirtschaften zu müssen. Wir müssen uns auf ein Produkt konzentrieren, das Geld abwirft – allerdings nur langfristig. Daher können wir uns auf andere Dinge als ein Start-Up konzentrieren.

Unternehmen wie Lending Clus oder SoFi haben jetzt mit der Regulierung zu kämpfen und sie fragen sich, wie sie Geld verdienen können und wie sie sofort einen Mehrwert für ihre Aktionäre generieren.

Bei Goldman Sachs kann keine einzelne Initiative die Existenz des Unternehmens bedrohen. Daher sind wir nicht zur Eile gezwungen. Wir verfügen über die Zeit, es ordentlich aufzubauen und sicherzustellen, dass auch die erforderliche Infrastruktur bereitsteht.

Weiter gibt es Vorteile, die oft übersehen werden. Wer zu einem kleineren Unternehmen geht, der kann womöglich nicht mehr auf einen Help Desk zurückgreifen. Sobald also ein Problem auftaucht, müssen Sie es selbst lösen. Wenn Sie zu einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen gehen, dann kennen Sie das IT-Team womöglich persönlich, so dass Sie sich dort Hilfe beschaffen können. Dennoch muss man eine bestimmte Persönlichkeit mitbringen, wenn man zu einem kleineren Unternehmen wechselt, und man muss sich daran gewöhnen, dass dort nicht die gewohnte Infrastruktur einer Großbank zur Verfügung steht. Ein Angestellter eines Fintech-Startups muss verschiedene Aufgaben erledigen und selbst Handanlegen.

Aus Vergütungssicht handelt sich um eine Risiken-Chancen-Abwägung. Das Risiko bei einem Großunternehmen zu arbeiten, fällt geringer aus. Allerdings dauert es auch länger, bis man das große Geld einstreicht. Bei den meisten Finanzdienstleistern verdienen Führungskräfte eine Menge Geld. Dabei sind Großbanken wie eine Pyramide aufgebaut. Wie viele von 100 Analysten bringen es schon bis zum Managing Director oder Partner? Bei Goldman Sachs sind es vielleicht zwei bis drei. Dennoch schneiden Sie finanziell auch als Vice President relativ gut ab. Es handelt sich um einen weniger riskanten, aber dafür wettbewerbsintensiveren Weg als bei einem Start-Up.

Bei James Chapman handelt es sich um ein Pseudonym. Er arbeite bei Goldman Sachs.


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