Wenn Ihr Lebenslauf die elektronische Prüfung der Bewerbungsseiten der Banken bzw. die sekundenschnelle Sichtung eines Personalers überstanden hat, dann sind nocht längst nicht sämtliche Hürden genommen. Vielmehr gibt es weitere Hindernisse, die Ihre Bewerbung zu Fall bringen können, bevor sie richtig begonnen hat.
Es geht nicht nur darum, die richtigen Fähigkeiten oder Erfahrungen für den Job mitzubringen. Es geht vielmehr um Ereignisse oder Abschnitte in Ihrem Lebenslauf, weswegen Ihre Bewerbung in der Ablage P (für Papierkorb) landet. Hier erklären wir Ihnen, wie Sie das verhindern oder die Lücken tarnen, so dass Sie wenigstens die Chance erhalten, etwaige Probleme im Bewerbungsprozess zu erklären.
1. Sie waren gezwungen, mehrere nicht unbedingt relevante Jobs anzunehmen
Nach den jüngsten Schrumpfungskuren bei den Finanzdienstleistern wundert es kaum, dass viele Leute einen Lebenslauf haben, der dem eines Job-Hoppers ähnelt. Das kann der Fall sein, wenn Sie eine niedrigere Position als Überbrückung angenommen haben oder so viel Pech hatten und kurz vor einer erneuten Kündigungsrunde bei einem neuen Arbeitgeber aufschlugen.
„Ich rate den Leuten, die Jahre, nicht die Monate, die sie gearbeitet haben, zu erwähnen. Älteren Bewerber sollten überlegen, welche Jobs sie erwähnen,“ sagt Victoria McLean, Managing Director von CityCV. „Es kann vorkommen, dass Sie den einen Job im Januar 2011 beendet und einen anderen im Juli 2012 angefangen haben, aber das kann später erklärt werden.“
2. Sie haben sich eine Auszeit genommen, um etwas jenseits Ihres Berufs zu unternehmen
Immer mehr Investmentbanker und andere Finanzprofis verbringen ein Jahr mit einer Auszeit oder helfen Freunden oder der Familie bei privaten Geschäften und versuchen nun wieder in den Markt einzusteigen, sagt McLean.
„Der Schlüssel ist, Ihre Leistungen in dieser Zeit in Zahlen auszudrücken, so dass ein potenzieller Arbeitgeber sieht, dass Sie nicht nur ihre Zeit vertrödelt haben,“ sagt sie. „Zeigen Sie, dass Sie Ihre Fähigkeiten eingesetzt haben, um die Einnahmen zu steigern oder das Unternehmen vorangebracht haben, indem sie seine Strategie änderten.“
3. Sie haben eine Lücke, die schwierig oder heikel anzusprechen ist
Lücken sind üblich. Sie sind aber auch einer der Hauptgründe, warum Bewerbungen im Papierkorb enden. Wenn Sie länger arbeitslos waren, dann sollten Sie offen und ehrlich damit umgehen. Falls Sie jedoch wegen schlechter gesundheitlicher Verfassung länger außerhalb des Arbeitsmarktes verbrachten, dann kann das noch schwieriger zu erklären sein.
„Wir erzählen Leuten, die nach Schicksalsschlägen – wie z.B. einer Krebserkrankung – zurückkehren, dass manchmal ein paar Details nützlich sein können, um Vermutungen abzuwenden,“ sagt David Leithead, Manging Director von Micheal Page Banking & Financial Services. „Ein Interviewer wird sich wahrscheinlich unwohl fühlen da nachzubohren, daher können Sie ihm zeigen, dass Sie über Widerstandskraft und Hartnäckigkeit verfügen, um derartige Widrigkeiten des Lebens zu meistern.“
4. Sie haben in einer Nische oder schrumpfenden Branche gearbeitet
Wenn Sie Erfahrung mit besicherten Schuldverschreibungen oder anderen Asset Backed Securities haben, werden Ihnen die Personalvermittler in den letzten Jahren nicht gerade die Türen eingerannt haben. Möglicherweise haben Sie auch jahrelang am sogenannten Delta One Desk gearbeitet, wo derzeit kein Unternehmen einstellt. Dies gilt umso mehr, wenn Sie auf Personalvermittler zurückgreifen. Ausgeschlossen zu werden, scheint dann unausweichlich.
„Bloß weil sie 25 Jahre in einer Branche gearbeitet haben, heißt das nicht, dass Ihre Fähigkeiten nicht auch woanders angewandt werden können,“ sagt McLean. „Wir coachen Leute mit spezialisierter Erfahrung, sich eher auf ihre Expertise als auf ihre Beschäftigungshistorie zu konzentrieren und das in ihrem Lebenslauf hervorscheinen zu lassen.“
5. Sie werden als Lebenslänglicher wahrgenommen
Trotz der Wahrnehmung, dass Investmentbanking ein Hire-and-Fire-Geschäft sei, bleiben viele Leute für Jahrzehnte bei derselben Firma – was Nicholas Johnson von J.P.Morgan für eine gute Sache hält. Was passiert jedoch, wenn Sie es nicht in die oberen Ränge einer Bank schaffen und sich entscheiden müssen, die Firma zu wechseln, um vorwärts zu kommen? John Delaney hat 20 Jahre für Goldman Sachs gearbeitet und kam nicht weiter als bis zum Executive Director, bevor er im vergangenen Monat zu J.P.Morgan wechselte.
„Sie müssen zeigen, dass Sie in verschiedenen Positionen innerhalb der Firma gearbeitet und dass Sie sich an Veränderungen angepasst oder sich entwickelt haben, sobald die Firma strategische Prioritäten änderte,“ sagt ein anderer Karriere-Coach aus der Londoner City. „Das Letzte, was sie wollen, ist als institutionalisiert wahrgenommen zu werden.“
6. Sie sind entlassen worden
Das ist eher ein Fall von Schadensbegrenzung. Entlassungen sind so üblich geworden, dass es kein Tabu mehr ist, darüber zu reden. Es wird jedoch nicht immer davon ausgegangen, dass Sie Opfer von Massenentlassungen geworden sind – falls Sie nicht gerade bei Lehmann Brothers oder in der jüngeren Vergangenheit bei der UBS tätig waren.
„Machen Sie es deutlich, dass Ihre Kündigung Teil einer Schrumpfungskur war und nicht, dass Ihre Entlassung Teil der jährlichen Bereinigung der unteren 10 bis 15 Prozent gewesen ist. Es lag nicht an Ihrer schlechten Leistung oder einer Serie von Fehlentscheidungen – der Grund lag außerhalb ihrer Kontrolle,“ rät der Karrierecoach.
7. Sie arbeiten für eine Firma, die eine schwere Zeit durchmacht
Wenn Ihre Bank eine schlechte Phase hat, wird es in der Berichtsaison in die Schlagzeilen kommen. Jeder, der in Ihrem speziellen Sektor arbeitet, wird eine Menge über Ihren Bereich wissen. Wenn also klar ist, dass sie eine schwere Zeit durchmachen, kann das Einfluss auf Ihre Chancen haben.
„Stellen sie heraus, was Sie persönlich in dieser Phase geleistet haben,“ sagt McLean. „Viele Leute wiederholen in Ihrem Lebenslauf einfach Ihre Stellenbeschreibung, obwohl Banken wirkliche Erfolge sehen wollen. Das ist besonders wichtig, wenn es in Ihrem aktuellen Unternehmen schlecht läuft.“
8. Sie haben mittelmäßige akademische Erfolge
Falls Sie einen unterdurchschnittlichen Hochschul-Abschluss haben, sind Ihre Chancen nahezu Null, einen Job im Front-Office zu bekommen. Wenn Sie jedoch etwas Berufserfahrung sammeln konnten, sind ein paar schlechte Hochschulnoten etwas, worüber die meisten Arbeitgeber hinwegsehen. In den ersten Stufen des Bewerbungsprozesses könnten diese dennoch Stolpersteine darstellen.
„Ich würde raten, dies einfach aus dem Lebenslauf zu herauszulassen,“ sagt McLean. „Wenn Sie ein Jobangebot bekommen, tauchen die Noten in den Hintergrundprüfungen auf oder das Thema wird im Vorstellungsgespräch angeschnitten. An dieser Stelle wird eher selten zum entscheidenden Problem.“
