Ganz oben auf der Liste der Kandidaten für eine Jobverlagerung von der Themse an den Main stehen die großen US-Banken sowie die beiden Schweizer Bankenriesen. Doch es gibt noch eine dritte Gruppe, der Brancheninsider Interesse an einen Umzug nach Frankfurt oder Düsseldorf nachsagen: die asiatischen Banken. Nachdem wir die chinesischen Banken bereits in der Vergangenheit untersucht haben, schauen wir uns an, was die japanischen und koreanischen Banken in Deutschland so treiben und was dafür spricht, Richtung Frankfurt umzuziehen.
Großer Nachbesserungsbedarf bei der Banklizenz
Die Zeiten, in denen man seine Geschäfte in Deutschland und dem Rest der EU mit einer britischen Bankenlizenz betreiben konnte, scheinen mit dem Brexit unweigerlich abzulaufen. Wer also nach Frankfurt wechseln möchte, sollte hurtig eine solche Lizenz beantragen. Doch laut einem BaFin-Sprecher gebe es zwar reges Interesse am Standort, aber eine neue Bankenlizenz wurde in jüngster Vergangenheit nicht beantragt.
Bei den meisten US und Schweizer Banken ist das auch gar nicht erforderlich. Denn Goldman Sachs, JP Morgan, Morgan Stanley und Citi sowie UBS und Credit Suisse besitzen bereits eine Vollbankenlizenz für Deutschland – damit erübrigt sich der Antrag. Nicht so bei den asiatischen Banken. Abgesehen von den Automobilkonzernen Toyota, Hyundai und Honda verfügen laut dem Register der BaFin lediglich die beiden koreanischen Großbanken Shinhan Bank Europe GmbH und KEB Hana Bank AG hierzulande über Vollbankenlizenzen.
Dagegen unterhalten die drei japanischen Bankenriesen Bank of Tokyo Mitsubishi, Mizuho Financial Group und Sumitomo Mitsui Banking Corporation zwar sämtlich Niederlassungen in Deutschland, sie besitzen aber keine eigene Bankenlizenz. Lediglich Nomura Asset Management Deutschland verfügt über eine Zulassung als Kapitalanlagegesellschaft. Da die Beantragung einer Bankenlizenz einige Zeit dauert, müssten sich zumindest die japanischen Banken reichlich sputen. Dagegen sind die Koreaner besser aufgestellt.
Geschäfte konzentrieren sich noch auf die Handelsfinanzierung
Abgesehen von Nomura Asset Management betreiben die meisten richtigen japanischen und koreanischen Banken in Deutschland vor allem Handelsfinanzierung und Corporate Banking. Anders als die genannten US-Konkurrenten unterhalten sie in Deutschland kaum klassisches Investment Banking. Wollten die Japaner und Koreaner hier mitmischen, müssten die meisten Desks erst vollkommen neu aufgebaut oder von London hierher verlagert werden – samt der erforderlichen Infrastruktur.
Die bescheidenen Verhältnisse lassen sich auch an der überschaubaren Beschäftigung der asiatischen Banken in Deutschland ablesen. In dieser Hinsicht ist die Bank of Tokyo Mitsubishi mit gut 200 Mitarbeitern das mit Abstand größte japanische oder koreanische Institut in Deutschland. Übrigens ist die Bank of China bereits heute in Deutschland größer als das japanische Flaggschiff. Interessanterweise beschäftigt die Bank of Tokyo nach ihrem eigenen Geschäftsbericht lediglich 16 „Expats“ – Japaner also. Die beiden übrigen japanischen Bankenriesen kommen auf jeweils 87 Beschäftigte. Die Mitarbeiterzahl der koreanischen Banken fällt kaum ins Gewicht.
Bezahlung weitaus bescheidener als bei den US-Banken
Mit einer durchschnittlichen Bruttojahresvergütung von rund 118.000 Euro ist Sumitomo die bestzahlende japanische oder koreanische Bank in Deutschland. Bei der Bank of Tokyo und bei KEB Hana sind es sogar nur gut 80.000 oder knapp 76.000 Euro. Dies belegt einmal mehr, dass die Institute nur in der vergleichsweise bescheiden vergüteten Handelsfinanzierung tätig sind. Damit trennen die Asiaten Welten von Uncle Sams‘ Banken. Citi zahlt durchschnittlich wohlgemerkt rund 232.000, Morgan Stanley 251.000 und Goldman Sachs sogar 348.000 Euro in Deutschland – so sehen Investment Banking-Gehälter aus.
Fazit: Noch spricht wenig für einen Umzug
Falls Koreaner und Japaner tatsächlich mit einer Brexit-Verlagerung nach Frankfurt oder Düsseldorf liebäugeln, dann haben sie noch reichlich Hausaufgaben vor sich. Bei der gesamten Infrastruktur sind die großen US-Banken und die UBS deutlich weiter.
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