Die Deutsche Bank lässt aus ihrem Bonuspool gründlich das Geld ab. Gegenüber dem Vorjahr ist die variable Vergütung 2016 um 77 Prozent auf 546 Mio. Euro gesunken. Die aufgeschobenen Vergütung purzelten sogar auf nur rund 100 Mio. Euro – womit nur noch wenige Mitarbeiter Boni von mehr als 50.000 Euro beziehen, wie aus dem jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht. Ab dieser Schwelle werden die Boni teilweise aufgeschoben ausbezahlt.
Dennoch gibt es nicht nur traurige Gesichter. Denn die Deutsche Bank hat eine Gruppe von 5522 schwer ersetzliche Mitarbeiter identifiziert, über die ab 2017 ein Geldsegen von über 1,1 Mrd. Euro niedergeht. Konkret:
Der ständig schrumpfende Bonuspool der Deutschen Bank und die üppigen Halteprämien
Auch wenn der Bonus für 2016 besonders gering ausfällt, herrscht im Bonuspool der Deutschen Bank schon seit vielen Jahren Ebbe. Von 2010 bis 2015 war der Pool bereits von 4,3 auf 2,4 Mrd. gesunken – ein Minus von 56 Prozent. In 2016 waren es nur noch 500 Mio. Dies hat jedoch zur Folge, dass aufgeschobene Vergütungen Seltenheitswert haben. Die langfristige Entwicklung fällt jedoch nicht so schlecht aus wie die nackten Zahlen suggerieren. Denn in der gleichen Zeit hat der Konzern die Festgehälter deutlich angehoben.
Normalerweise riskiert eine Bank mit einem Bonusmassaker, dass ihr die Leistungsträger von der Fahne laufen. Obgleich Personalberater von einer schlechten Stimmung unter den Beschäftigten der Deutschen Bank berichten, fiel der Wechselwille doch vergleichsweise gering aus.
Dies liegt sicherlich auch an den üppigen Halteprämien, die Konzernchef John Cryan Schlüsselmitarbeitern gewährt. So will die Bank mehr als 1,1 Mrd. Euro exakt 5522 Mitarbeitern gewähren, die der Konzern vom Abgang abhalten will. Dies ist mehr als das Doppelte des gesamten Bonuspools für 2016 oder über 200.000 Euro pro Kopf – wahrlich keine Peanuts. Da diese Halteprämien erst 2017 gewährt werden, tauchen sie im Bonuspool für 2016 nicht auf. Dieser Geldsegen wird jedoch vollständig über drei bis fünf Jahre aufgeschoben gewährt, je zur Hälfte in bar und in Aktienanwartschaften. Die früheste Auszahlung eines Teiles dieser Summe steht demnach Anfang 2018 an.
Was die Mitarbeiter der einzelnen Geschäftsbereiche kassieren
Interessanterweise schlüsselt die Deutsche Bank auf, wie viel in den einzelnen Geschäftsbereichen bezahlt wird. An der Spitze der Nahrungskette stehen die gut 4700 Mitarbeiter von Global Markets, die eine Gesamtvergütung von rund 254.000 Euro nachhause trugen, wovon jedoch nur gut 31.000 Euro auf die Boni entfielen. Angesichts der Tatsache, dass der Geschäftsbereich 2016 einen Vorsteuergewinn von gerade einmal 16 Mio. Euro generierte und für die jüngsten Milliardenbußen verantwortlich war, handelt es sich um eine stolze Summe. Am unteren Ende der Nahrungskette stehen die immerhin rund 36.500 Beschäftigten der Unternehmensfunktionen, des Back Office also. Ihre durchschnittliche Bruttovergütung belief sich 2016 auf gerade einmal gut 69.000 Euro.
Was die Material Risk Takers kassieren
Der Gesetzgeber schreibt den Banken vor, ihre „Material Risk Taker“ zu identifizieren. Dabei handelt es sich um diejenigen Mitarbeiter, die eine besondere Verantwortung für Erträge und Risiken der Bank tragen. Mithin handelt es sich um die Spitzenverdiener des Konzerns. Die Deutsche Bank hat 2016 genau 3056 solcher Risikoträger ausgemacht, etwas mehr als im Vorjahr. Jeder von ihnen kassierte 2016 gut 539.000 Euro, wovon keine 69.000 auf die Boni entfielen. Im Vorjahr hatten die Risikoträger noch eine durchschnittliche Gesamtvergütung von fast 889.000 Euro eingestrichen, wobei sich die Boni damals auf fast 415.000 Euro beliefen. Laut dem Vergütungsbericht erhielten sogar 1947 Risikoträger – also fast zwei Drittel – einen Bonus von weniger als 50.000 Euro.
Zahl der Einkommensmillionäre mehr als halbiert
Das Bonusmassaker bei der Deutschen Bank hat die Zahl der Einkommensmillionäre im Konzern von 756 auf 316 dezimiert. Dennoch gelang es drei Beschäftigten zwischen 5 bis 7 Mio. Euro einzustreichen.
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