Viele Berufseinsteiger träumen von einem Job bei einem Hedgefonds. Doch jedem diese Träumer kann ich nur sagen: Es kann sich um einen denkbar schlechten Schritt handeln.
Ich war ein erstklassiger Student, habe eine der besten Unis der Welt besucht und wollte immer schon Trader werden. Nach meinem Abschluss habe ich einen Job bei einem Trading House erhalten und konnte dort viel Erfahrung im Trading sammeln. Ich plante einen MBA zu erwerben und anschließend vielleicht zu einer Bank oder einem Hedgefonds zu gehen. Unterdessen wurde ich von einem brillanten Trader von einem der Top-Hedgefonds der Welt angesprochen. Er bot mir einen Job an. Dieses Angebot anzunehmen, sollte sich als ein Riesenfehler erweisen.
Dass Trader schlechte Führungskräfte sind, ist ein Klischee – allerdings eines mit wahrem Kern. Bei dem Mann, für den ich arbeitete, handelte es sich um einen außerordentlichen Trader, und er ist es auch heute noch. Allerdings ließen seine Sozialkompetenzen m.E. einiges zu wünschen übrig. Da er ein so guter Trader ist, besteht er darauf, der Boss zu sein.
Ich wusste nie, wie ich bei Ihm stand. Nachdem er mich eingeladen hatte, für ihn zu arbeiten, und nachdem er mein Talent gelobt hatte, hat der plötzlich seine Einstellungs-Entscheidung in Frage gestellt, bevor ich auch nur mit dem Traden anfangen konnte. Vor meinem Arbeitsantritt wollte ich noch einen Urlaub machen. Er bestritt jedoch, dass das mit ihm abgesprochen gewesen sei. Dabei hatte ich den Urlaub bereits gebucht. Bevor ich dann, mit dem Trading angefangen habe, teilte er mir mit, dass er mich auf eine befristete Anstellung herabstufen wolle.
Ich war ratlos. Den richtigen Zeitpunkt, um mich für einen MBA zu bewerben, hatte ich verpasst. Ich wollte auch nicht sofort abspringen, da dies ein unschönes Loch in meinen Lebenslauf gerissen hätte. Alles war unsicher.
Die gesamte Zeit habe ich hart gearbeitet, 12 bis 13 Stunden pro Tag. Ich habe also mit dem Traden begonnen und auch einiges Geld verdient. Mir wurde erzählt: Wenn ich ordentliche Profite generieren würde, dann dürfe ich bleiben. Dummerweise habe ich mich darauf eingelassen und dabei natürlich etwas Geld verloren – auch wenn ich insgesamt noch in den schwarzen Zahlen lag.
Sieben Monate, nachdem mit dem Hedgefonds-Job meine Karriere so richtig losgehen sollte, war sie auch schon vorüber. Das ist mittlerweile bald drei Jahre her und seither konnte ich keinen neuen Job finden. Potenzielle Arbeitgeber schreckt die kurze Verweildauer bei meinem letzten Arbeitgeber ab. Sobald ich zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werde, werde ich um Referenzen von meinem ehemaligen Vorgesetzten gebeten und damit hat sich die Angelegenheit erledigt. Der Hedgefonds, bei dem ich beschäftigt war, scheint keine Personalabteilung zu unterhalten, die mir weiterhelfen könnte. Beim Ausscheiden gab es kein Personalgespräch und als ich mich gemeldet habe, wurden meine E-Mails ausgerechnet zu dem Trader weitergeleitet, für den ich gearbeitet habe.
Dieser eine Job bei einem Hedgefonds hat sich als der entscheidende Moment meiner Karriere herausgestellt. Niemand schaut sich meine anderen Leistungen auch nur an. Alles was zählt, scheint der kurze Abstecher bei dem Top-Hedgefonds gewesen zu sein. Ich konnte mir nie vorstellen, dass meine Karriere so katastrophal enden würde.
Roger Smith ist nicht der richtige Name unseres Gastaustors. Der Artikel wurde von eFinancialCareers aufgezeichnet. Einige Punkte wurden aus Vertraulichkeitsgründen weggelassen.