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Ex-Chef des FICC-Structuring der Deutschen Bank: „Beginnt Eure Karriere im Banking“

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Viele ehemalige Führungskräfte aus dem Investmentbanking empfehlen alternative Karrierewege. Motto: Wer klug und gut ausgebildet ist und unternehmerischen Sachverstand mitbringt, sollte seine Talente andernorts einsetzen. Dagegen hegt Rashid Hoosenally, der ehemalige Leiter des FICC-Strukturierungsgeschäfts der Deutschen Bank eine andere Theorie: Für was immer Sie auch unternehmen wollen, stellt das Investmentbank das optimale Karrieresprungbrett dar.

„Auch wenn Sie später in Ihrer Karriere Unternehmer sein wollen, sollten Sie zunächst im Banking anfangen“, empfiehlt Hoosenally. „Bei der Arbeit in einer Bank geht es nicht nur darum, Branchenkenntnisse zu erwerben. Vielmehr helfen Ihnen auch die anderen Kenntnisse, die Sie hier lernen, in Ihrer späteren Karriere weiter.“

Die meisten Investmentbanken haben erhebliche Anstrengungen unternommen, die Arbeitszeiten ihrer jungen Mitarbeiter und die endlose Arbeit mit Excel-Tabellen zu reduzieren und ihre jungen Mitarbeiter früher an Kunden heranzuführen. Doch das ist nur die eine Seite. Laut Hoosenally bring das Banking Einsteiger auch bei der Entwicklung ihrer Sozialkompetenzen, den „humans skills“ voran.

„Sie lernen, wie sie Menschen beeinflussen, wie Sie mit höchst erfolgreichen Führungskräften umgehen und wie Sie sich nicht von ihnen einschüchtern lassen“, ergänzt Hoosenally. „Sie lernen auch, wie sie komplexe Probleme abstecken und lösen – das ist auch außerhalb des Bankings unglaublich nützlich.“

Nach einer neuen Studie des Beratungsunternehmens Accenture wollen sich drei Viertel der sogenannten Millennials nicht langfristig an ihren Job binden. Besonders im Investment Banking müssten sich Arbeitgeber damit abfinden, dass viele Einsteiger ihren Job lediglich als Karrieresprungbrett betrachten. Diese Einstellung kann Hoosenally durchaus nachvollziehen. Dennoch warnt er davor, den Stellenwert der Ausbildung im Banking zu unterschätzen.

„Es herrscht die Vorstellung: Wenn Sie ein begabter, ehrgeiziger Student sind, dann sollten Sie einen Bogen ums Investment Banking machen. Es stelle eine Zeitverschwendung dar, wenn Sie stattdessen in einem aufregenderen Sektor arbeiten könnten. Ich bin immer noch der Auffassung, dass es keinen besseren Ort zum Lernen gibt“, betont der ehemalige Mitarbeiter der Deutschen Bank.

Bereits 1995 hat Hoosenally bei der Deutschen Bank begonnen, nachdem er die ersten beiden Jahre seiner Karriere bei der Credit Suisse First Boston verbracht hatte. Dies war die Zeit, als die Investmentbank der Deutschen Bank aufgebaut wurde.

Der spätere Konzernchef Anshu Jain war damals ebenso mit von der Partie wie Henry Ritchotte, der später zum Organisationschef und Leiter der Digitalbank avancierte, zwischenzeitlich die Bank verließ und in ein Fintech investiert ist. Dazu gehörten auch Michele Fassola, der später das Geschäft mit Rates leitete und heute seinen eigenen Hedgefonds betreibt, sowie Edson Mitchell, der im Jahr 2000 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.

Trotz seines Plädoyers fürs Investment Banking bestreitet Hoosenally nicht, dass sich das Banking gründlich verändert hat.

„Ich fühle mich, als wäre ich an meine Anfänge zurückgekehrt“, erzählt er weiter. „Als ich bei der Deutschen Bank angefangen habe, haben wir die Investmentbank von Grund auf aufgebaut. Diese Chance wird nicht wiederkehren. Das ganze Umfeld war unglaublich unternehmerisch, ehrgeizig und offen für neue Chancen. Heute geht es in den Investmentbanken nicht mehr so zu. Diese Einstellung hat sich zu Fintech verschoben.“

Theoretisch erwarten die Millennials Wertschätzung, sie wollen an der Entscheidungsfindung beteiligt werden und sie wollen für ihre Leistungen auch rasch befördert werden. Die Schwierigkeit der Investmentbanken, junges Personal ans Unternehmen zu binden, führt Hoosenally u.a. auf die mangelnde Förderung junger Talente zurück.

„Als das Banking noch gewachsen ist, gehörte es zu Strategie junge Talente einzustellen und zu fördern“, erzählt er. „Doch in den zurückliegenden Jahren machte das Investment Banking eine Konsolidierung durch und die Beschäftigung wurde abgebaut. Falls Sie sich als ältere Führungskraft gefährdet fühlen, dann betrachten Sie junge Talente womöglich als Bedrohung. Vielleicht gibt es auch nicht mehr genügend Jobs und Sie beginnen sich auf Ihr eigenes berufliches Überleben zu konzentrieren.“

Dennoch unterhalten die meisten Banken Mentoring-Programme, wie Hoosenally unterstreicht. Und wer sich seinen Weg nach oben erkämpft hat, mag sich verpflichtet fühlen, jungen Talenten zu helfen.

„Das System ermutigt Sie, ein guter Mentor zu werden. Es herrscht die moralische Verpflichtung: Wenn Sie selbst von einem Senior Banker unterstützt worden sind und wenn Sie die Führungsebene erklommen haben, dann sollten Sie auch selbst Nachwuchskräften helfen“, betont Hoosenally. „Ich denke immer noch, dass die gegenwärtige Talsohle des Bankings vorübergehend sein wird und dass irgendwann ein Turnaround ansteht. Banken brauchen gute Führungskräfte.“

Dennoch hat Hoosenally im September vergangenen Jahres der Deutschen Bank den Rücken gekehrt, investiert derzeit in Fintech Start-ups und möchte schließlich sein eigenes Fintech Start-up aufziehen.

„Ich hatte das Glück, in 25 Jahren verschiedene Aufgaben im Investment Banking ausüben zu dürfen. Ich wusste aber immer, dass ich eine zweite Karriere haben wollte. In diesen Jahren verfügte ich nur über wenig Freizeit. Ich habe den Eindruck, dass ich Mitte 40 in nur einem Augenblick erreicht habe und dass jetzt der richtige Zeitpunkt für etwas Neues gekommen ist.“


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