Beim Abfassen eines Lebenslaufes handelt es sich um eine ganz besondere Kunst. Je nach Sektor legen Arbeitgeber und Headhunter unterschiedliche Maßstäbe an einen CV an. Daher haben wir einschlägige Personalvermittler und Karrierecoachs gefragt, wie sie sich einen optimalen Lebenslauf für die Private Equity-Branche vorstellen.
„Ein Lebenslauf verschafft Ihnen zwar ein Vorstellungsgespräch, aber keinen Job“, warnt Headhunterin Gail McManus von Private Equity Recruitment. „Er muss kurz sein, sich auf die Daten konzentrieren, sämtliche Informationen enthalten und es muss aus ihm hervorgehen, wieso Sie aus dem Wettbewerb hervorstechen.“ Wir zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie dahin gelangen.
1. Ein Private Equity-Lebenslauf muss besonders kurz sein
In den Finanzdienstleistungen sind zweiseitige Lebensläufe mittlerweile die Norm – auch im angelsächsischen Raum. In Private Equity scheinen viele Arbeitgeber jedoch immer noch einen einseitigen Lebenslauf zu bevorzugen. „Denken Sie an Ihre Leserschaft: Im Private Equity sind es die Leute gewohnt, riesige Studien nach demjenigen kleinen Goldkörnchen zu sieben, das für eine Investitionsentscheidung ausschlaggebend ist“, sagt die Headhunterin. „Sie wollen den Lebenslauf scannen und die harten Informationen sofort erkennen, um Sie auf den Ja- oder Nein-Stapel abzulegen. Daher sollten Sie möglichst selektiv vorgehen. Wenn Sie endlich glauben, dass es stimmt, dann sollten Sie noch einmal die Hälfte herausstreichen.
Doch bei Bewerbern, die nicht aus dem Investment Banking stammen, kann ein längerer Lebenslauf durchaus sinnvoll sein. „Wenn Sie aus der Strategieberatung kommen, wo ihre Private Equity-Erfahrung womöglich weniger deal-orientiert ausfiel, sind zwei Seiten akzeptabel. Auf diese Weise haben Sie genügend Platz, um Ihre Berufserfahrung zu erläutern. Doch auch hier sollten Sie sich kurz und prägnant fassen und sich auf die Deals konzentrieren“, empfiehlt Headhunter Edmund Thomson Jones von Kea, der sich auf die Private Equity-Branche spezialisiert hat.
2. Keine Postadresse und keine persönliche Stellungnahme
Laut McManus stellen persönliche Stellungnahmen eine wahre Platzverschwendung dar. Falls Sie tatsächlich nicht darum herumkommen, sollten Sie sich zumindest vor Schwafelei über Ihre Vorzüge hüten. Fassen Sie nur die Tatsachen in maximal drei Unterpunkten zusammen. Bei den Kontaktinformationen genügen heutzutage meist E-Mailadresse und Handynummer. „Private Equity-Profis können sich bei Postleitzahlen schon ein wenig wie Snobs verhalten. Eine Postleitzahl weckt nur Vorurteile.“
3. Betonen Sie Ihre akademischen Leistungen und Ihre Unis
Investmentbanker rümpfen gern die Nase über Leute, die nicht mindestens einen guten Abschluss einer Top-Uni mitbringen. Private Equity-Gesellschaften tendieren dazu, weniger Wert auf Noten, aber dafür umso mehr auf die besuchten Hochschulen zu legen. Um zu den erfolgreichen 10 Prozent zu gehören, ist also ein Abschluss einer Top-Uni überaus hilfreich, meint Karrierecoach Victoria McLean von City CV. „Falls Sie an einer Top-Uni studiert haben, einen Abschluss mit Auszeichnung erzielten und Stipendien enthalten haben, dann macht das schon einen Unterschied aus“, sagt sie.
„Sie müssen sicherstellen, dass Ihre Qualität hindurchscheint. Falls Sie also Stipendien erhalten und überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt haben, dann sollten Sie das auch herausarbeiten. Falls Sie also in Harvard waren oder einen erstklassigen Abschluss von Oxford mitbringen, dann können Sie das schon in der Einleitung anführen, sofern es nicht zu lange her ist.“
4. Bleiben Sie dennoch bescheiden
Private Equity-Gesellschaften sind meist eher klein und achten daher besonders darauf, wer zum Team passt. Jeder im Team möchte offenbar den potenziellen Kandidaten kennenlernen, wofür auch die hohe Zahl an Vorstellungsgesprächen spricht. Beim Branchenriesen Blackstone sollen es z.B. zwölf sein, die jeder einzelne Kandidat zu durchlaufen hat.
Thomson Jones rät, die Fakten für sich selber sprechen zu lassen. „Nutzen Sie eine sachliche, faktenorientierte Sprache und lassen Sie Ihre Leistungen durchscheinen. Versuchen Sie nicht mit einer Werbesprache zu punkten. Bei Private Equity handelt es sich um eine bescheidene Branche; sie können damit also anecken.“
5. Nutzen Sie Bullet Points für Ihre Berufserfahrung, aber nicht zu viele
Ihre relevante Berufserfahrung sollte auch eine Liste von Leistungen in Ihrer aktuellen Position enthalten, wobei der Schwerpunkt auf den Transaktionen liegen muss. „Falls Sie Deals abgeschlossen haben, dann sollten Sie Ihre Beteiligung daran herausarbeiten. Das kann Private Equity-Deals betreffen, aber auch Consulting-Projekte oder große M&A-Transaktionen. Alles muss mit Zahlen belegt werden. Wiederum ist Kürze entscheidend“, betont McManus.
„Idealerweise listen Sie pro Stelle nicht mehr als sechs Bullet Points auf. Wenn es mehr sind, mutiert es bloß zu einer einfachen Liste“, warnt McLean. „Mit den Punkten heben Sie Leistungen und Transaktionen hervor und ziehen die Augen des Lesers auf sich. Zu viel davon und es verliert seine Wirkung.“
6. Die Transaktionsliste darf nicht verwirren
So mancher Kandidat erliegt der Verlockung, jeden Deal aufzulisten, an dem er jemals beteiligt war – auch wenn er dabei nur eine Nebenrolle spielte. Der Clou liegt in der Auswahl. Bewerber müssen eine Balance zwischen genügend Belegen und einem Zuviel an Informationen finden. „Egal, um was es sich handelt, konzentrieren Sie sich auf die aktuellsten Berufserfahrungen und schwafeln Sie nicht“, empfiehlt McManus.
„Rund um die Deal-Liste kann sich das ganze Vorstellungsgespräch drehen“, erzählt Thomson Jones. „Es kann jedes Detail auseinandergenommen werden. Falls Sie dann nicht wirklich involviert gewesen sind, dann kann es rasch peinlich werden.“
7. Erläutern Sie an Beispielen, dass Sie zu den Gewinnern zählen
Private Equity-Firmen erliegen oft einem elitären Dünkel. Sie wollen sehen, dass Bewerber zu den Besten zählen. Von daher sollte jeder Lebenslauf zumindest drei Punkte enthalten, in denen der Kandidat unter seinen Wettbewerbern hervorsticht.
„Private Equity ist durch starken Wettbewerb geprägt und sie wollen Gewinner einstellen“, führt McManus aus. „Sie können beispielsweise zu den Besten in Ihrem Analysten-Jahrgang zählen, ein ausgezeichneter Musiker sein oder – was wahrscheinlicher ist – Leistungssport betreiben. Als Daumenregel sollte es mindestens drei solcher Beispiele geben.“
„Es lohnt sich aus der Masse hervorzustechen“, betont auch Thomson Jones. „Wir hatten schon Yoga-Lehrer und Champion-Reiter, beide zogen die Aufmerksamkeit der Hiring Manager auf sich.“
8. Bestehen Sie den Biertest
In Private Equity verbringen die Beschäftigten auf Geschäftsreisen viel Zeit miteinander, weshalb es umso wichtiger ist, dass man miteinander auskommt. Daher wird in einem Vorstellungsgespräch häufig der sogenannte „Bier“- oder „Flugzeug-Test“ eingesetzt. Dabei geht es eigentlich nur darum, ob man sich über eine längere Zeit angenehm unterhalten kann. Da ist es oftmals schon hilfreich, interessante Ansatzpunkte in den Lebenslauf einfließen zu lassen. „Sobald Ihre Zeit als Absolvent vorbei ist, liegt der Fokus normalerweise auf Ihren beruflichen Leistungen und Kenntnissen und nicht auf Ihren extra-curricularen Aktivitäten“, sagt McLean. „Dennoch kann es hilfreich sein, in seinem Lebenslauf ein aktives, interessantes Leben zu haben – bzw. dass Sie überhaupt ein Leben jenseits der Arbeit besitzen. Darüber hinaus zeugt dies von einem gewissen Feuer.“
9. Erläutern Sie sämtliche Lücken
Laut McManus sei jede Lücke im Lebenslauf erläuterungsbedürftig. Falls Sie also nur Jahreszahlen und keine Monate angeben, dann tendieren Recruiter dazu, sich ihre eigenen Gedanken zu machen. „Die PE-Leute versuchen herauszufinden, was Sie ihnen nicht erzählen und nehmen das Schlimmste an, sobald Sie nicht akkurat mit Daten umgehen“, warnt die Expertin. „Vielleicht haben Sie die Stelle im Dezember 2013 verlassen und eine neue im Januar begonnen. Aber wenn Sie das nicht angeben, dann werden sie annehmen, dass Sie zwölf Monate arbeitslos waren. Seien Sie ehrlich und erläutern Sie jede Lücke in Ihrem beruflichen Werdegang.“